Die Stuttgarter Museen gewinnen mithilfe sozialer Medien neue Besucher. Ganz aktuell machen das Stadtmuseum und das Linden-Museum vor, wie es geht – während zwei große Stuttgarter Häuser ihre Kanäle stark vernachlässigen.

Stuttgart - Wer heute viele Menschen erreichen will, kommt um soziale Medien nicht herum. Das haben auch etliche Stuttgarter Museen erkannt und nutzen die Möglichkeiten, die sich dadurch bieten.

 

Ganz vorn dabei ist das noch nicht eröffnete Stadtmuseum, das gerade Tausende Stuttgart-Fotos von Social Media-Nutzern im Grundstein seines künftigen Standorts im Wilhelmspalais verankert hat.

Über diverse soziale Medien – darunter Facebook, Twitter, Instagram, Google Plus und Flickr – hatte das Museum dazu aufgerufen, unter dem Hashtag #stgt2014 Fotos von Stuttgart hochzuladen. Alle 1435 verschlagworteten Bilder wurden am Dienstag in den Grundstein des neuen Museums integriert – in gedruckter Form, versteht sich. „Es kamen ganz tolle Fotos dabei heraus“, sagt die Leiterin des Planungsstabs für das Stadtmuseum, Anja Dauschek. Darunter waren viele Straßenszenen, Alltagsbilder, Clubfotos, Fotos von Baustellen und U-Bahn-Haltestellen oder einfach Menschen – aber „erstaunlich wenige Selfies, Staus oder Fotos vom Fernsehturm“. Stattdessen gab es „lustige Aufnahmen von Mülleimern“ oder Stuttgart 21-Motive.

In diesem Storify sind die eingereichten #stgt2014-Motive gesammelt:


„Das Stadtmuseum ist als Museum für, von und mit den Stuttgarter Bürgern gedacht“, erklärt Dauschek – mit den unterschiedlichen Fotos vieler verschiedener Menschen wolle man diesem Gedanken Rechnung tragen. Wer wollte, konnte seine Fotos übrigens auch per Brief an das Museum schicken.

Die Bilder sollen eine Momentaufnahme aus Stuttgart zeigen, die auch in hundert Jahren noch erhalten ist. Dafür hat das Stadtmuseum mit speziellem Archivpapier und mehreren Schutzhüllen und -boxen gearbeitet.

Tweetup im Linden-Museum

Auch das Linden-Museum denkt sich spezielle Aktionen aus, um Social Media-Nutzer besser einzubinden. Am Dienstag, 11. November führt Kurator Dr. Georg Noack Twitter-User bei einem Tweetup durch die aktuelle Ausstellung „Myanmar – Das Goldene Land“. Das Twitterer-Treffen ist kostenlos, anmelden kann sich jeder, der bereit ist, von der Führung zu twittern – allerdings nur, bis die maximale Teilnehmerzahl von 25 Personen erreicht ist.

Während einer Ausstellung zu den Inka habe das Museum schon einmal ein Tweetup angeboten – die Nachfrage sei hoch und das Feedback positiv gewesen, erklärt Marketing-Leiterin Claudia Rosen. Deshalb folgt nun Runde zwei.

Die Teilnehmer sollen rege Fotos aufnehmen und Tweets absetzen. Twitter-Nutzer, die nicht vor Ort sind, können Kurator Noack während der Veranstaltung unter dem Hashtag #lindenmuseum Fragen stellen, die Antwort folgt dann auf Twitter.

Mehr Besucher dank Twitter und Co.

Fragt man nach, was soziale Netzwerke den Museen bedeuten, ist die Antwort einhelllig: eine Menge. „Über soziale Netzwerke können wir uns direkt mit den Nutzern austauschen“, sagt Claudia Rosen vom Linden-Museum. „Da kann man Inhalte ganz anders verbreiten als über klassische Kanäle.“ Das Stadtmuseum sieht seine Web-Präsenz als zweites Standbein, erklärt Anja Dauschek: „Wir sprechen dort ein breites, junges Publikum an.“

Über soziale Netzwerke und speziell darauf zugeschnittene Aktionen eröffnen sich nicht zuletzt auch neue Marketingmöglichkeiten. Mithilfe von Tweetups, sagt Claudia Rosen, könne das Linden-Museum etwa anderen Nutzern die aktuelle Ausstellung schmackhaft machen – indem sie durch die während der Führung abgesetzten Tweets Einblicke gewinnen, die sie sonst nicht gehabt hätten. Das Fotografieren ist während der Twitter-Führung ausdrücklich erlaubt und erwünscht, während es ansonsten verboten ist. „Viele unserer Twitter-User kommen gar nicht aus Stuttgart“, erklärt Rosen. „Die können dann besser abschätzen, ob sich der Weg lohnt“.

Kanäle vernachlässigt

Auch andere Stuttgarter Museen sind in sozialen Netzwerken aktiv, etwa die Staatsgalerie, das Kunstmuseum oder das Haus der Geschichte. Letzteres hat sogar einen eigenen YouTube-Kanal, anders als auf dem Facebook-Auftritt des Museums ist hier aber zur Zeit wenig los.

Das Mercedes Benz-Museum setzt auf eine internationale Zielgruppe, indem es seine Facebook-Seite konsequent auf Englisch hält. Auch bei Instagram ist das Haus sehr aktiv. Das Porsche-Museum wiederum sticht aus anderen Gründen aus der Masse der Stuttgarter Museen hervor: Es macht sich wohl eher wenig aus den sozialen Medien und hat nicht mal eine offizielle Facebook-Seite.