Der Neckarhafen soll attraktiver und grüner werden. Die Hedelfinger hoffen auf Impulse durch die Internationale Bauausstellung 2027. Der Hafen soll dann auch für Bürger erlebbarer werden.

Hedelfingen - Die Luftbilder und Fotos vom Stuttgarter Hafen, die Hubert Vollmer vom Stadtplanungsamt, den Bezirksbeiräten von Wangen und Hedelfingen zeigte, bestätigen deren Eindruck: Triste Farben, graue Fassaden, Staub und viel Beton bestimmen das Aussehen. „Das Hafengebiet liegt mitten im Herz der Oberen Neckarvororte. Rund 40 000 Menschen wohnen rund um den Hafen, aber außer Dreck, Lärm und dem Durchfahrtsverkehr haben Hedelfingen und seine Nachbarstadtbezirke nichts vom Hafengebiet“, sagt Hedelfingens Grünen-Bezirksbeirat Eberhard Schweizer. Die Hedelfinger Bezirksbeiräte hoffen, dass die geplante Internationale Bauausstellung (IBA) 2017 Impulse für einen lebenswerten Hafen gibt und die Stadt nun mit einem neuen Bebauungsplan zumindest ein Stück hilft, den Hafen lebenswerter zu machen. Untersuchungen belegen, dass das Hafengebiet aus klimatologischer Sicht ein heißes Pflaster ist. „Ein stark versiegeltes Gebiet mit klimatologischen Nachteilen“, so Vollmer. Dabei hätten die Hafenflächen durchaus Potenzial. Dieses soll mit dem Bebauungsplan ausgeschöpft werden. Viele Flachdächer könnten begrünt werden. „Dabei nützen Dachbegrünungen mehrfach: Sie senken die Temperaturen, halten Feinstaub ab, binden Kohlendioxid, sind Lebensraum für Tiere, wirken schalldämmend und vermindern bei Starkregen die Niederschlagsmengen“, zählte Vollmer die Vorteile auf. Deswegen werden Dachbegrünung – allerdings nur für Neubauten – künftig vorgeschrieben. Wangens und Hedelfingens Bezirksbeiräte wünschen sich diese Verpflichtung auch für Altbauten. „Vielleicht könnte man die Verpflichtung auch zu Fotovoltaikanlagen ausweiten. Die Stadtwerke werben verzweifelt um kleine Dachflächen auf Privatgebäuden und im Hafengebiet liegen mehrere Fußballfelder-große Hallendächer brach“, so Schweizer.

 

Pflanzen als Lärmschutz

Doch nicht nur auf dem Dach bieten sich Nischen für mehr Grün. Pflanzen sollen künftig auch an Fassaden emporranken und an Straßen oder auf Parkplätzen Bäume gepflanzt werden. „Wenn die Wände der Lagerhallen gegenüber dem Jugendhaus mit Pflanzen begrünt wären und ein paar Bäume am Damm stünden, würde der Lärm der B 10 nicht so stark ins Wohngebiet Kuchener/Gingener Straße reflektiert“, schlug CDU-Bezirksbeirat Marijan Laszlo aus Wangen vor.

Aus den Reihen beider Bezirksbeiräte kamen Klagen, dass etliche Bäume auf dem Grünstreifen der Erneuerung der Bundesstraße 10 zum Opfer fielen. „Die Stadt will den Hafen begrünen und gleichzeitig werden Bäume und Büsche entlang der B 10 abgeholzt. Das passt nicht zusammen“, monierte Wolfgang Gohl von den Freien Wählern in Hedelfingen. Vielleicht könnten neue Bäume als Ausgleichsmaßnahmen gepflanzt werden, schlug Hedelfingens landwirtschaftlicher Sprecher Horst Binder vor. Er verwies auf Beispiele auf Esslinger Gemarkung.

Den Bezirksbeiräten fehlt zudem die Möglichkeit, den Hafen als lebenswerter Teil der Stadtbezirke – beispielsweise bei einem Spaziergang oder einer Radfahrt – zu erleben. Im Rahmen des von der Stadtverwaltung propagierten Projekts „Stadt am Fluss“ komme das Hafengebiet kaum vor.

Gemeinsamer Antrag

Mit einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen gehen die Hedelfinger Lokalpolitiker nun noch stärker in die Offensive. Nach der Diskussion mit dem Chef der Internationalen Bauausstellung, Andreas Hofer, und dem Architekten Stephan Behnisch fordern die Hedelfinger die Stadt auf, „die Entwicklung und Aufwertung des Hafengebietes sowie die Vernetzung mit den umgebenden Stadtteilen voranzutreiben“. Kurz und mittelfristig sei eine vielfältige Vernetzung von Wohnen, Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen anzustreben. Schließlich seien alle Flächen im Hafen im Besitz der Stadt. „Wünschenswert ist es, die Otto-Hirsch- und die Otto-Konz-Brücken als Talquerungen attraktiver zu gestalten und die Teilüberdeckelung der B 10 mit Zugangsmöglichkeiten zum Wasser nicht auf die lange Bank zu schieben“, so Schweizer im Namen aller Bezirksbeiräte. 2035 mit Planungen zu beginnen, wie es der Masterplan Neckar vorsieht, bringe der jetzigen Generation nichts. Die Hedelfinger setzen auf Impulse durch die IBA. „Wir sprechen von städtischem Gelände. Die Stadt soll die künftige Entwicklung des Hafens freigeben. Der Hafen ist für alle da. Für die Industrie und die Menschen.“