Auch für die Drei- bis Sechsjährigen fehlen weiterhin Betreuungsplätze. Das liegt unter anderem an dem starken Zuwachs an Kindern, aber auch an dem Mangel an Fachkräften, sagt die Stadt.

Stuttgarter Norden - Der Ausbau der Kita-Plätze ist seit Jahren ein Schwerpunkt der Stadtverwaltung und des Gemeinderats. Allein im aktuellen Doppelhaushalt haben die Stadträte für Neubauten und die Sanierung bestehender Einrichtungen mehr als 42 Millionen Euro bereitgestellt, um mehr als 500 Plätze für Kleinkinder und knapp 300 Plätze für Mädchen und Buben zwischen drei und sechs Jahre zu schaffen – auch, um mehr Ganztagsbetreuung anbieten zu können. In den vergangenen acht Jahren hat der Gemeinderat insgesamt mehr als 250 Millionen Euro für den Bau und die Sanierung von Kitas bereitgestellt.

 

Nun hat die Stadtverwaltung geprüft, ob alle Beschlüsse, die seit dem Haushalt 2010/2011 gefasst wurden, überhaupt umgesetzt werden konnten. Die Ergebnisse werden am Montag, 10. Oktober, im Jugendhilfeausschuss des Gemeinderats vorgestellt. In der Tat sei es so, dass „die Umsetzung und Inbetriebnahme von neuen Einrichtungen und Gruppen nicht in dem Maße beziehungsweise in der Geschwindigkeit, wie es wünschenswert wäre, gelingt“, schreibt Bürgermeisterin Isabel Fezer in einer Vorlage an den Gemeinderat. Schuld daran sei vor allem der Fachkräftemangel. Jedoch gibt es auch andere Gründe. Schon 2011 wurde beispielsweise beschlossen, an der Thaerstraße in Weilimdorf eine Kita zu bauen. Aber das Änderungsverfahren des Bebauungsplans, zu ersetzende Parkplätze und zuletzt der Auftrag für den Rohbau, der noch einmal neu vergeben werden musste, sorgten für Verzögerungen. Das Gebäude soll nun bis Ende 2017 fertig sein. Definitiv länger als ursprünglich vorgesehen, wird auch der Bau der Kita Lurchweg/Engelbergstraße in Giebel dauern. Die Einrichtung in Trägerschaft des Vereins Montessori soll nun im November kommenden Jahres eröffnen.

Zeitlich verzögert hat sich auch die Fertigstellung des Kinderhauses an der Kirchhaldenschule in Botnang, in dem auch vier Kita-Gruppen geplant sind. Ende 2017 sollen die Arbeiten beendet sein. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass ein paar Monate früher, wohl im März kommenden Jahres, die Einrichtung im Roten Stich in Zuffenhausen eingeweiht werden kann.

220 Kinder zwischen drei und sechs Jahren stehen auf der Rechtsanspruchsliste

Und auch bei der Kita im Tulpenapfelweg im Gebiet Hohlgrabenäcker in Zazenhausen dauern die Arbeiten noch an. Unter anderem haben die Artenschutzprüfung und der Fund von Eidechsen dafür gesorgt, dass es wohl September 2017 wird, ehe dort die Mädchen und Buben in vier Gruppen betreut werden können.

Allerdings wird der Bedarf an Kita-Plätzen für Kleinkinder immer noch nicht gedeckt sein, auch wenn bereits alle bislang finanzierten Einrichtungen in Betrieb gegangen sind. Mehr als 3200 Plätze fehlen – Stand 1. März 2016. Etwas mehr als 2200 Plätze sind derzeit in Arbeit. Somit werden auch in einigen Monaten immer noch rund 1000 Mädchen und Buben unter drei Jahre auf den Wartelisten stehen. Dennoch will die Verwaltung nun den Schwerpunkt auf neue Plätze für Drei- bis Sechsjährige setzen. Das soll unter anderem mit der Umwandlung von Hort- in Kita-Plätze gelingen. Aufgrund des Fachkräftemangels und den vielen noch im Bau befindlichen Einrichtungen im Kleinkindbereich sei dieser Schwerpunkt vertretbar, schreibt Fezer.

Zudem sei der Bedarf an Betreuungsplätzen für die Drei- bis Sechsjährigen in den vergangenen Monaten gestiegen. Im August standen 220 Kinder dieser Altersklasse auf der sogenannten Rechtsanspruchsliste der Stadt – „davon 72 Kinder aus der heimischen Bevölkerung und 148 Kinder aus Flüchtlingsunterkünften“, heißt es in der Vorlage für den Gemeinderat. Im Januar 2015 seien lediglich 22 Mädchen und Buben auf dieser Liste aufgetaucht. Im Stuttgarter Norden würden vor allem in Weilimdorf, Stammheim und Zuffenhausen noch Plätze fehlen – obwohl es rein statistisch rund 800 Plätze in Stuttgart zu viel geben müsste. Die Diskrepanz erklärt die Stadtverwaltung unter anderem mit gestiegenen Kinderzahlen, die in der Statistik noch nicht berücksichtigt seien.

Aktuellere und verbindliche Zahlen – auch für die einzelnen Stadtbezirke – sollen im Dezember vorliegen.