Während in Wolfbusch noch die Hoffnung auf einen neuen Lebensmittelmarkt besteht, hat der Bürgerverein in Zazenhausen das Thema für seinen Stadtteil nach einem erneuten Rückschlag beerdigt.
Stuttgarter Norden - Jahrelang hat der Bürgerverein Zazenhausen für eine bessere Nahversorgung im Zuffenhäuser Stadtteil gekämpft. Mittlerweile haben der Vorsitzende Reinhold Weible und sein Vorstandsteam aufgegeben. „Der Markt ist verlaufen. Die Leute haben sich darauf eingestellt, dass es keinen Lebensmittelmarkt in Zazenhausen gibt“, sagt Weible. Sie würden in Freiberg, Mühlhausen oder Zuffenhausen einkaufen. „Im Neubaugebiet Hohlgrabenäcker haben alle ein Auto oder zwei.“ Und die Seniorin, die daheim sitze und von der Nahversorgung abgeschnitten sei, gebe es nicht mehr. „Entweder sie fährt noch Auto oder sie sitzt im Altersheim“, sagt Weible. „Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass es hier keinen Vollsortimenter mehr geben wird. Wir vom Bürgerverein machen uns da keine Illusionen.“
Das sah vor einigen Jahren noch anders aus. Mit dem Neubaugebiet Hohlgrabenäcker sollte auch ein Lebensmittelmarkt in den Sauerkirschenweg nach Zazenhausen kommen. 600 bis 800 Quadratmeter waren ursprünglich einmal für das Geschäft vorgesehen. Doch der damalige Baubürgermeister Matthias Hahn erklärte 2011 im Rahmen einer Sitzung des Auschusses für Umwelt und Technik des Gemeinderats, dass alle großen Discounter angeschrieben worden seien, sich aber kein Interessent gefunden hätte.
Auch die gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration (SBR) habe abgesagt. Die SBR betreibt in Stuttgart einige „Bonusmärkte“. Der Geschäftsführer der SBR, Manfred Kaul, habe Hahn erklärt, dass er zwar nur zwischen 300 und 400 Quadratmeter bräuchte, sich aber aufgrund der zu hohen Kosten nicht in einen Neubau einmieten könne. Deshalb habe letztendlich die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) den Zuschlag für das Grundstück bekommen, auf dem der Einkaufsmarkt hätte entstehen sollen, sagte Matthias Hahn in der damaligen Sitzung. Die SWSG hatte für ein Ladengeschäft am Sauerkirschenweg dann schließlich noch 140 Quadratmeter Platz.
In Wolfbusch ist die Stadt in guten Gesprächen mit einem Imobilienbesitzer
Diese Fläche sollte nun für ein Pilotprojekt von Stadt und einem Cap-Lebensmittelmarkt dienen. Ein Stadtteilcafé mit der Möglichkeit, Waren zu bestellen, sollte entstehen. „Aber die Kosten, um die technischen Voraussetzungen zu schaffen, waren letztendlich zu hoch“, sagt Hermann-Lambert Oediger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. „Wir lagen da bei einem hohen fünfstelligen oder kleinen sechsstelligen Betrag.“ Zudem hätte das Geschäft auch einen kontinuierlichen Zuschuss benötigt, um den Betrieb am Laufen zu halten. „Wir mussten uns daraufhin von der Idee verabschieden.“
Doch Cap und die Stadt gaben nicht auf. Untersucht wurde daraufhin, ob auch ein Lieferdienst ohne Stadtteilcafé möglich sei. „Wir haben dazu die Zazenhäuser befragt – an Infoständen, an der Haustür und wir haben auch einige Bürger direkt angeschrieben“, sagt Oediger. Laut Cap wurden insgesamt 1400 Zazenhäuser befragt. „Doch es bestand nur vereinzelt Interesse an einem Lieferservice. Der Bedarf war nicht groß genug. Deshalb stellen wir das Projekt nun erst einmal zurück“, sagt Oediger. Auch die SWSG hat nun reagiert. „Die zukünftige Nutzung der leer stehenden Gewerbeeinheit im Sauerkirschenweg schätzen wir als schwierig ein“, sagt Pressesprecher Peter Schwab. „Deshalb sind wir mit der Landeshauptstadt Stuttgart in Gesprächen über eine geeignete Umnutzungsmöglichkeit.“
Oediger sieht aktuell nur noch eine Chance, die Nahversorgung in Zazenhausen zu verbessern: „Wir prüfen, ob ein Wochenmarkt Sinn macht. Die erste Einschätzung war positiv. Nächstes Jahr wollen wir eine Entscheidung treffen.“ Reinhold Weible sieht allerdings auch dafür keinen Bedarf: „Das ist meiner Meinung nach vergebliche Liebesmüh. Wir hatten schon eine mobile Versorgung und einen Hofladen. Das hat sich nicht bewährt.“
Während es in Zazenhausen beim Thema Nahversorgung keine positiven Nachrichten gibt, macht Oediger den Bürgern im Weilimdorfer Stadtteil Wolfbusch mehr Hoffnungen. Dort soll ein „Bonusmarkt Light“ entstehen: „Wir sind in intensiven und guten Gesprächen mit einem Immobilienbesitzer. Wenn diese positiv beendet werden können, kann das Projekt starten.“