In einer Serie schauen wir auf das Jahr im Stuttgarter Norden zurück. Dabei lassen wir das Geschehen in der Kommunalpolitik, der Wirtschaft, dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben Revue passieren und werfen einen Blick auf Themen, die die Menschen vor Ort bewegt haben. Teil 4 und Schluss: Oktober bis Dezember.

Oktober

Stuttgarter Norden - Die Pläne der Caritas, im Feuerbacher Biberturm ab dem kommenden Jahr psychisch kranke, geflüchtete und obdachlose Menschen anstatt Hotelgästen einzuquartieren, werden von Bezirksbeiräten kritisiert. Auf mehr Gegenliebe bei Kommunalpolitikern stößt die Idee der Stadtverwaltung, in Wolfbusch und in Zazenhausen die Nahversorgung zu verbessern. Derweil bieten die evangelischen Kirchengemeinden der Stadt übergangsweise vier Waldheime in Botnang, Zuffenhausen und Weilimdorf zur Unterbringung geflüchteter Menschen an.

 

Ein Wasserschaden durchkreuzt die Eröffnung der Kita an der Hohenfriedberger Straße in Weilimdorf. Die Einrichtung kann trotzdem ihren Betrieb aufnehmen – die Kita Spatzennest an der Solitudestraße bietet Unterschlupf. Der Rechtsstreit um die Zuteilung der Bauplätze im Stammheimer Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert geht in die nächste Runde. Auf die Straße gehen mehr als 100 Menschen in Rot: Sie setzen damit ein Zeichen, nachdem Wände und Schaufenster mit rassistischen und antisemitischen Parolen beschmiert wurden. Doch es gibt auch Grund zum Feiern im Zuffenhäuser Stadtteil: Beim fünften Roter Herbstfest wird geklettert, geschlemmt und viel getanzt.

Gefeiert wird auch in Botnang: Nach rund zweijähriger Bauzeit wird die neue Ortsmitte eröffnet. Soweit ist man in Stammheim noch nicht: Dort soll an der Asperger Straße ein Neubau für den Jugendtreff und eine Kita entstehen. Mit den Systembauten indes kommt die Stadt nicht mehr hinterher: Nun werden auch Sporthallen als Flüchtlingsunterkünfte genutzt, unter anderem in Weilimdorf: In der Halle des Solitude-Gymnasiums am Spechtweg sollen bis zu 240 Menschen Platz finden. Ganz in der Nähe macht sich auf dem Walz-Areal eine Künstlergruppe an die Belebung des einstigen Gärtnereigeländes.

Am Killesberg in Feuerbach werden über Nacht mehr als 1000 Kot-Attrappen ausgelegt. „Wir wollten über die Sprache des Kots auf die Menschen zugehen“, sagen die Künstler, die hinter Aktion stecken. Auf die Menschen zugehen möchte auch die Bahn: Sie gelobt, beim Umbau des Feuerbacher Bahnhofs für S 21 Wünsche der Bürger zu berücksichtigen. Beim siebten Stammheim-Tag gibt es unter anderem Autos und Hunde zu bestaunen. Und während den Bezirksbeiräten der fünf nördlichen Bezirke der Nahverkehrsplan für die kommenden Jahre vorgestellt wird, wird in Botnang schon ein neuer Ortsbus bestellt.

Der städtische Haushalt wirft Licht und Schatten voraus: Für die Sanierung des historischen Weilimdorfer Ortskerns und für die Planung des Abrisses der Auffahrtsrampe zur B 10/B 27 an der Friedrichswahl sollen Mittel bereitgestellt werden. Enttäuschung herrscht hingegen in Stammheim: Für den Neubau des heiß ersehnten Bürgerzentrums gibt es wohl kein Geld. Ende des Monats feiern die Weilimdorfer Sozialdemokraten das 125-Jahr-Jubiläum ihres Ortsvereins.

Hier geht es zum ersten Teil (Januar bis März), hier zum zweiten (April bis Juni) und hier zum dritten Teil (Juli bis September) des Jahresrückblicks 2015.

November

Die Skater-Anlage in Botnang erfreut sich großer Beliebtheit, was zu Konflikten mit der benachbarten Tennisschule führt. Ärger mit dem Nachbarn haben auch die Stammheimer: Sie sammeln 1400 Unterschriften gegen ein geplantes Industriegebiet in Kornwestheim; die Stadt Stuttgart jedoch will gegen die Pläne nicht klagen. In Feuerbach endet eine Ära: Nach 27 Jahren schließen die Wirtsleute den Landgasthof Wiesengrund. Und während Porsche am Standort Zuffenhausen 400 Millionen Euro für ein neues Karosseriewerk investieren möchte, befürchten die Weilimdorfer Einzelhändler einen Stillstand am Löwenplatz: Sie fordern, den Bereich rund um das Kiesbett aufzuwerten.

Keine Qual der Wahl haben die Jugendlichen in drei der fünf nördlichen Bezirke: Lediglich in Weilimdorf und Zuffenhausen kommen genug Kandidaten für die Jugendratswahl zusammen. Zusammengefunden haben Stefan und Sabine Furtner: Sie sind seit fast 30 Jahren verheiratet und heuer das Regentschaftspaar des Karnevalsclubs Stuttgarter Rössle. Heiß her geht es aber nicht nur bei den Faschingsfreunden, sondern auch auf der Schlotwiese: Die Stadtwerke und der SSV Zuffenhausen wollen dort für 230 000 Euro ein Blockheizkraftwerk bauen, das jährlich 120 000 Kilowattstunden Strom erzeugen soll.

Neu gebaut wird in Zuffenhausen auch an der Marbacher Straße, sechs Häuser sollen entstehen. Die Luft- und Lärmbelastung dort ist allerdings sehr hoch – manche Fenster müssen daher geschlossen bleiben. Auch die Akte Tauschwald ist geschlossen. Nachdem die geplanten Windräder vom Tisch sind, beraten OB Kuhn und Windradgegner über Plan B zur Energiewende.

An der Gemeinschaftsschule Weilimdorf greift Plan B bereits: Da Räume für den Ganztagsbetrieb fehlen, muss improvisiert werden. Improvisieren muss auch die Stadt bei den Flüchtlingsunterkünften und bringt im Gewerbegebiet Feuerbach bis zu 720 Menschen unter. Im Gewerbegebiet Weilimdorf bleiben bei Imtech trotz der Insolvenz der Muttergesellschaft rund 450 Arbeitsplätze erhalten. Bei der Polizei haben die Umbauarbeiten begonnen: Das Zuffenhäuser Revier soll größer und barrierefrei werden. Am ersten Adventswochenende finden in sechs Stadtteilen im Stuttgarter Norden Weihnachtsmärkte statt. Mit dabei ist erstmals auch Rot.

Hier geht es zum ersten Teil (Januar bis März), hier zum zweiten (April bis Juni) und hier zum dritten Teil (Juli bis September) des Jahresrückblicks 2015.

Dezember

Weil die Anzeigetafeln für das neue Stuttgart Airport Busterminal noch nicht geliefert wurden, verschiebt sich dessen Eröffnung. Darum halten die Fernbusse länger als geplant beim Zuffenhäuser Bahnhof. Voraussichtlich bis April wird der Bezirk vom Fernverkehr angefahren. Am Bahnhof Feuerbach hingegen wird großes Geschütz aufgefahren: Die Bahn lässt die Trauerweide neben der Fußgängerunterführung fällen. Rund 60 Polizisten sind im Einsatz, Umweltschützer bezweifeln die Rechtmäßigkeit der Maßnahme und erstatten Anzeige. Zweifel an der Rechtmäßigkeit gibt es auch in Bezug auf ein geplantes Industriegebiet in Kornwestheim. Die Stadt Stuttgart hat juristische Schritte noch abgelehnt, nun wehrt sich ein Stammheimer Bürger vor dem Verwaltungsgerichtshof gegen die Pläne.

Soweit soll es in Botnang nicht kommen: Im Nachbarschaftskonflikt um die Skater-Anlage wird bei einem Vor-Ort-Termin nach einer Lösung gesucht. Zunächst soll ein Zaun Abhilfe schaffen. Friedvoll geht es auch auf den Weihnachtsmärkten im Stuttgarter Norden zu – in Giebel, Feuerbach und gleich zweimal in Zuffenhausen: ganz klassisch rund um die Pauluskirche und eher unkonventionell mit einer Wagenburg der Gaumenfreuden auf dem Festplatz. An der Roter Ernst-Abbe-Schule wird der neu gestaltete Pausenhof seiner Bestimmung übergeben. Bei der Planung wurden die Schüler einbezogen – und entschieden sich für eine Tischtennisplatte und viel Grün.

Sorgen ums Grün machen sich Bürger in Weilimdorf. Sie sammeln Unterschriften und demonstrieren dafür, dass das Naturschutzgebiet Greutterwald komplett für den motorisierten Verkehr gesperrt wird. Verkehrsprobleme ganz anderer Art machen sich in Zuffenhausen bemerkbar: Die Post findet sich im Neubaugebiet am Roter Stich nicht zurecht – und manches Nikolausgeschenk erreicht deshalb erst verspätet seinen Empfänger. Bestürzung in Feuerbach: Auf ein Gebäude der Türkisch-Islamischen Gemeinde an der Mauserstraße wird ein Brandanschlag verübt. Der Schaden wird auf etwa 80 000 Euro geschätzt, Verletzte sind nicht zu beklagen. Die Polizei vermutet die Täter im Umfeld der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Auf der Schlotwiese in Zuffenhausen soll ein Gedenkstein an das Flüchtlingslager erinnern, das dort nach dem Krieg eingerichtet wurde. Ganz aktuell fordern ehrenamtliche Helfer einen besseren Betreuungsschlüssel für die Flüchtlingsarbeit. Die Stadt soll mehr Stellen für Sozialarbeiter schaffen; die schwarz-grüne Gemeinderatsmehrheit sperrt sich dagegen. Den kommenden Doppelhaushalt beschließen die beiden Fraktionen gemeinsam: Letztendlich werden für das Landschaftsentwicklungskonzept Hummelgraben zwischen Zuffenhausen und Stammheim doch Planungsmittel bereitgestellt und das Kiesbett am Weilimdorfer Löwen-Markt kann saniert werden.

Hier geht es zum ersten Teil (Januar bis März), hier zum zweiten (April bis Juni) und hier zum dritten Teil (Juli bis September) des Jahresrückblicks 2015.