Auch die Gegner des Opern-Interimsstandortes Paketpostamt sollten sich Freudenausbrüche über das Scheitern dieses Plans verkneifen, meint Thomas Braun im Kommentar. Stadt und Land dürften sich bei der neuerlichen Standortsuche keinen weiteren Fehlschlag erlauben.

Stuttgart - Das Aus für das Opernprovisorium am Rosensteinpark kommt überraschend und ist für alle Beteiligten schmerzhaft. Die Entscheidung von OB Kuhn, angesichts der Kostenexplosion die Reißleine zu ziehen und das Projekt zu beenden, sollte für niemand ein Grund zum Jubeln sein. Erst recht nicht für jene, die es schon immer besser gewusst haben wollen und nun erneut Rückenwind für ihre eigenen Pläne verspüren, den Neubau einer Oper auf Kosten einer alteingesessenen Bildungseinrichtung wie dem Königin-Katharina-Stift mit der geballten Prominenz von Kulturschaffenden im Rücken durchzudrücken. Ein solches Vorgehen sät Zwist in der Stadtgesellschaft, die nach den erbitterten Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt Stuttgart 21 gerade erst wieder zusammenzufinden schien.

 

Jetzt sind Grundsatzfragen zu klären

Das Scheitern der Pläne für das Operninterim wirft aber vor allem Fragen auf: War es klug, sich frühzeitig auf einen Standort festzulegen? Welche Faktoren sind für die hohen Umbaukosten ausschlaggebend? Und was bedeutet die nun von vorn beginnende Suche nach einer Ersatzspielstätte für das eigentliche Thema, nämlich die unbestritten notwendige und teure Sanierung der Staatsoper?

Die politisch Verantwortlichen in Stadt und Land als Träger der Staatstheater sind nun gefordert, Grundsatzfragen zu klären. Allen voran: Sollte das Ausweichquartier für Oper und Ballett später für andere kulturelle Zwecke, etwa als Konzerthaus, zur Verfügung stehen? Dann sind an Grundstückssuche und Finanzierung möglicherweise andere Kriterien anzulegen als bei einem reinen Provisorium. Ein weiteres Planungsdesaster dürfen Land und Stadt jedenfalls weder der Oper noch den Steuerzahlern zumuten.