Für einen Erhalt der Gäubahntrasse: Der verkehrspolitische Sprecher der SPD beim Verband Region Stuttgart befürwortet eine Stufenlösung.

S-Nord - Der Ortsverein Nord/Prag der SPD hat eine Diskussionsreihe zur Zukunft der Gäubahntrasse veranstaltet. Nach Harald Beck vom Verkehrsclub Deutschland und den beiden Stuttgart-21-Kritikern Frank Distel und Klaus Wößner war nun Thomas Leipnitz zu Gast im Naturfreundehaus Steinbergle. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion in der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart (VRS) sprach zum Abschluss der Reihe über die Pläne der Region für den Schienennahverkehr, den neuen Regionalverkehrsplan und die Zukunft der Gäubahntrasse.

 

„Das Thema hat in den vergangenen Monaten an Schwung aufgenommen“, sagte der Ortsvereinsvorsitzende Gottfried Schmitt in seiner Einführung. Es sei klar, dass zusätzliche Infrastruktur gebraucht werde, wenn man mehr Verkehr auf die Schiene verlagern wolle, und da sei nicht zuletzt die Gäubahnstrecke von Bedeutung. Die vorangegangenen Veranstaltungen hätten deutlich gemacht, dass die Strecke nicht nur für den Fernverkehr wichtig sei, sondern auch eine ganze Reihe innerstädtischer Verknüpfungsmöglichkeiten biete, sagte Schmitt.

Entlastung der S-Bahn-Stammstrecke

Der VRS ist für den Schienennahverkehr in der Region Stuttgart zuständig und gibt unter anderem bei den S-Bahnen den Takt vor. Jüngst hat der Verband ein Konzept zur langfristigen Entwicklung der Schieneninfrastruktur in der Region beschlossen. Ein Schwerpunkt dieses Konzepts liegt auf der möglichen Weiternutzung der sogenannten Panoramastrecke, dem innerstädtischen Abschnitt der Gäubahntrasse, nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21. Thomas Leipnitz betonte, dass das kein neues Thema der Region sei. Schon seit 2001 stehe der Erhalt der Gäubahntrasse ebenso im Regionalverkehrsplan wie der Bau des sogenannten Nordkreuzes. Diese Neuordnung der Schienenbeziehungen im Bereich des Stuttgarter Nordbahnhofs könne zur Entlastung der S-Bahn-Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße beitragen. „Man muss nicht immer alles, was ÖPNV angeht, durch den Stuttgarter Tunnel schieben“, sagte Leipnitz.

Der VRS werde eine Studie in Auftrag geben, um die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens, dessen Kosten im Regionalverkehrsplan 2001 auf 500 Millionen D-Mark veranschlagt wurden, zu prüfen, sagte der Verkehrsexperte. Wenn es sich rechne, werde das Nordkreuz wahrscheinlich erst gebaut, wenn S 21 schon in Betrieb sei. „Was wir vermeiden müssen, ist, dass die Gäubahnstrecke auch nur einen Tag ohne Verkehr ist“, betonte Leipnitz. Selbst wenn dort nur ein paar Mal am Tag ein Zug verkehre, sei das immer noch günstiger, als die Strecke erst stillzulegen und sie später reaktivieren zu müssen. „Deshalb sage ich, besser erst mal klein anfangen, als lange zu warten.“

Im Zuständigkeitsbereich der Stadt

In einem ersten Schritt könne die Gäubahnstrecke beispielsweise über bereits existierende Schienen an den Bahnhof Feuerbach angebunden werden, die derzeit nur gelegentlich von Güterzügen genutzt würden, sagte Leipnitz: „Die Gleise sind da und sie werden auch nicht abgerissen.“ Auch die Option, die Schönbuch- im Süden und die Strohgäubahn im Norden Stuttgarts über die Gäubahntrasse durchgängig zu verbinden, könne ohne das Nordkreuz realisiert werden. Wo entlang der Panoramastrecke Haltestellen und Umsteigepunkte zur Stadtbahn eingerichtet werden könnten, müsse noch geprüft werden – diese Entscheidung liege letztlich aber auch im Zuständigkeitsbereich der Stadt.

In deren Händen liegt auch die Zukunft der Panoramastrecke: Die Grundstücke hat die Stadt der Bahn längst abgekauft. Dieser Kauf müsste rückabgewickelt werden, sagte Thomas Leipnitz. Und Gottfried Schmitt forderte in seinem Schlusswort, dass die Trasse im städtischen Nahverkehrsplan, der derzeit erarbeitet wird, enthalten sein sollte: „Die Stadt Stuttgart muss ein eindeutiges Bekenntnis zur Gäubahnstrecke abgeben.“