Der Hedgefonds Elliot hat dem Verkauf von Celesio an McKesson zugestimmt. Trotzdem hoffen manche Aktionäre, dass sie mehr als 23,50 Euro für ihre Celesio-Papiere erhalten.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Die Übernahme von Celesio durch den US-Konkurrenten McKesson scheint so gut wie sicher. Kurz vor Ablauf der Annahmefrist hatte auch der Hedgefonds und Celesio-Großaktionär Elliott das in letzter Minute verbesserte Angebot von McKesson akzeptiert. Bis Donnerstag (9. Januar), 24 Uhr, konnten Anleger Aktien des Pharmahändlers zum Stückpreis von 23,50 Euro an den US-Konzern verkaufen. Insgesamt will McKesson zunächst einen Anteil von 75 Prozent an dem Stuttgarter Unternehmen erreichen. Wie viele Aktien die Amerikaner bis zum Ende der Frist erwerben konnten, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren. „Bis das endgültige Ergebnis vorliegt, können bei solchen Transaktionen durchaus drei oder vier Tage vergehen“, erläutert ein Experte.

 

Wer seine Celesio-Aktien loswerden will, kann derzeit an der Börse mehr Geld bekommen als bei einem Verkauf an McKesson. Auch am Freitag bewegte sich der Kurs des M-Dax-Wertes deutlich über der 24-Euro-Marke und lag zeitweise rund einen Euro über dem Angebot des US-Konzerns. Die Analystin Barbara Ambrus von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erklärt sich das damit, „dass einige Aktionäre auf höhere Erlöse hoffen“. Denkbar sei etwa eine attraktive Sonderdividende bei einem eventuellen Squeeze-Out – also bei einem Herausdrängen der übrigen Kleinaktionäre. Dazu müsste McKesson mindestens 95 Prozent der Aktien kaufen.

Eine Mitteilung von Elliot legt die Vermutung nahe, dass auch der US-Fonds ungeachtet seiner Zustimmung zu der Fusion weiter mit Celesio-Aktien spekuliert – zumindest mit einem Teil seines für rund 800 Millionen Euro zusammengekauften Pakets. Nach eigenen Angaben will sich Elliott von „mindestens 27 175 094“ Celesio-Aktien trennen. Gemessen an der aktuellen Gesamtzahl von 170,1 Millionen Papieren entspräche das einem Anteil von knapp 16 Prozent – obwohl Elliot über gut 25 Prozent verfügt. Neben den Aktien gibt der US-Fonds aber auch knapp 4900 Celesio-Wandelanleihen, die in Aktien umgewandelt werden können, an McKesson ab.

Elliot kann sich über Spekulationsgewinn freuen

Da die genaue Zusammensetzung des Anleihepakets von Elliott unbekannt ist, lässt sich nicht genau sagen, wie viel zusätzliche Celesio-Aktien auf diesem Weg an McKesson übergehen. Beobachter erwarten aber, dass Elliott den rund 6,2 Milliarden Euro schweren Deal nicht platzen lässt, weil dann auch der Wert seiner Celesio-Beteiligung sinken würde. „Die werden das am Ende so hintrimmen, dass die 75 Prozent erreicht werden“, sagte ein Insider. Der Fonds des amerikanischen Investors Paul Singer, der sich in den vergangenen Wochen 25,17 Prozent der Celesio-Aktien sichern konnte, hatte das Übernahmeangebot zunächst ausgeschlagen. Elliott hätte verhindern können, dass McKesson das selbst gesetzte Ziel von drei Viertel der Aktien erreicht. Damit wäre die Übernahme gescheitert und der Celesio-Hauptaktionär Haniel hätte seinen Anteil von 50,01 Prozent, den er McKesson bereits zugesagt hatte, zunächst behalten müssen.

Während sich Elliot – wie schon bei früheren Milliardenübernahmen – über einen schönen Spekulationsgewinn freuen kann, der im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen dürfte, muss McKesson mindestens 85 Millionen Euro mehr auf den Tisch legen, um die Transaktion wie geplant abzuwickeln. Das könne sich negativ auf die Kreditwürdigkeit des US-Konzerns auswirken, moniert die Ratingagentur Moody’s. LBBW-Analystin Ambrus stufte bereits das alte Angebot von 23 Euro je Celesio-Aktie als vergleichsweise hoch ein. Gemessen an den erwarteten künftigen Gewinnen hat sie einen Wert von 18,50 Euro je Aktie ermittelt. Tatsächlich dürften die Ergebnisse bei Celesio angesichts des harten Preiswettbewerbs in der Branche auch in der näheren Zukunft nicht in den Himmel schießen.

Weitere Kostensenkungen möglich

Dennoch hält die Pharma-Expertin der Landesbank auch das höhere Angebot aus Sicht von McKesson für verkraftbar – auch dank des weiterhin niedrigen Zinsniveaus. „Wenn Kredite billiger sind, rechnet sich so eine Transaktion auch schneller“, meint Ambrus. Wenn McKesson wie beabsichtigt einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit Celesio schließe, könne zudem die Dividende erhöht werden.

Die Aussicht auf höhere Gewinnausschüttungen dürfte die angesichts ständiger Übernahmegerüchte in den zurückliegenden Wochen ohnehin verunsicherten Celesio-Mitarbeiter kaum beruhigen. Denn damit könnte auch der Zwang zu weiteren Kostensenkungen einhergehen. Das Celesio-Management ist indes nach wie vor der Ansicht, dass bei einer Fusion mit McKesson letztlich alle Beteiligten von der höheren Wettbewerbsfähigkeit des neuen globalen Pharmahandelsgiganten profitieren werden – auch die Mitarbeiter.