Die Musiker der Philharmoniker spielen Werke zum Thema Wein, die Caritas nutzt die Gelegenheit, um vor den Gefahren des Alkoholkonsums zu warnen.

Stuttgart - Es geht um den Rausch durch Musik und Wein, um Bacchus und die verschiedenen Rebensäfte. Mit ihrer großen Konzertreihe huldigen die Stuttgarter Philharmoniker in dieser Saison thematisch dem „Geist des Weines“. Doch wer aufmerksam in die Programmhefte schaut oder die ausgelegten Flyer studiert, merkt schnell: Hier ist etwas neu. Denn zum ersten Mal zeigt die Caritas bei den kulturellen Glanzlichtern in der Liederhalle auch Gefahren des Rausches auf.

 

In der halbseitigen Anzeige in den Programmheften heißt es: „In vino veritas. Und wo liegt die Wahrheit zwischen genießen und zu viel trinken?“ Darunter bietet die Caritas Rat und Hilfe bei Zweifeln an. Das letzte Konzert der Reihe beginnt an diesem Samstag um 19 Uhr im Beethovensaal der Liederhalle. Der Abend mit Stücken von Claude Debussy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Maurice Ravel ist dem Syrah gewidmet. Dieser laut Programmheft „sinnliche Verführer und heikle Zeitgenosse“ wird als einer der besten Rotweine überhaupt gelobt, „wenn er denn gelingt“. Zu Ihrer Reihe haben die Philharmoniker sogar einen eigenen Wein vom Städtischen Weingut aufgelegt.

Der Anstoß ist von der Suchthilfe gekommen

Der Anstoß zu der Kooperation von Caritas und Philharmonie kam von Sabine Pohlner von der Suchthilfe. „Ich habe selbst ein Kulturabo, und als ich den Titel der Reihe las, dachte ich: Da kann man doch was machen.“ Also rief sie beim Dramaturgen Albrecht Dürr an und stieß auf offene Ohren. „Das war für uns aus inhaltlichem Grund interessant, und weil wir in unmittelbarer Nachbarschaft arbeiten.“

Schnell kamen sie überein, dezent auf die schleichende Suchtgefahr bei häufigem Alkoholkonsum hinzuweisen – mit Flyern, Postkarten und einem Beratungsangebot. 873 Betreuungen zählte die Suchtberatung der Caritas 2014, davon 510 Neuzugänge. Bei 41,7 Prozent wurde ein problematischer Alkoholkonsum diagnostiziert. „Man gilt nach wie vor schnell als Spaßbremse, wenn man in Frage stellt, ob es soviel Alkohol sein muss“, schildert Pohlner eines der Probleme. Alkoholsucht ziehe sich quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Ein Grund für die ungewöhnliche Prävention „mit Pauken und Trompeten“.

Maßvoller Alkoholgenuss lässt sich erlernen

Nicht nur Pohlner ist glücklich über die neue Aufmerksamkeit, auch Dürrs Fazit fällt erfreulich aus: „Es gab keine Verwunderung oder Beschwerden. Die Resonanz war eher positiv. Ich kann mir gut vorstellen, die Kooperation bei anderer Gelegenheit fortzusetzen.“ Besonders beeindruckt hat ihn, dass die Caritas einen Kurs anbietet, in dem Teilnehmer den bewussten und maßvollen Alkoholgenuss üben können, um dadurch die Gefahr einer Sucht zu minimieren.

Für dieses Angebot sei es wichtig, dass die Menschen frühzeitig zu ihnen kämen, stellte Pohlner klar. Bestehe erst eine deutliche Abhängigkeit, sei es für den sanften Weg meist zu spät. Abstinenz sei dann oft zwingend, um von der Flasche loszukommen.