Dieses Kunstwerk kann davonrasen! Romulo Kurányi hat unzählige Leinwände mit Pop-Art-Köpfen bemalt. Jetzt ließ ihn ein autoverrückter Bugatti-Besitzer an seinen 3,5 Millionen Euro teuren Chiron ran. Das Ergebnis wird am Sonntag im Netz zelebriert.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Es ist wie im Fußball. Romulo Kurányi, der jüngere (Halb-)Bruder des früheren Nationalspielers Kevin Kurányi, war ins Abseits geraten. Vor einem Monat machte er Negativ-Schlagzeilen mit einer „Corona-Party“ in seiner Degerlocher Atelier-Garage – und entschuldigte sich öffentlich dafür. Noch weiß der Pop-Art-Künstler nicht, wie hoch seine Geldstrafe für das illegale Treffen sein wird.

 

„Ich hab’ noch keinen Bußgeldbescheid bekommen“, sagt er. Sein Blick geht nun aber nach vorne. Denn jetzt will er wieder Treffer landen. Nach dem großen Fehler, über den er sich noch immer ärgert, freut er sich auf ein Kunstevent, das er am kommenden Sonntag, 7. März, wenige Tage vor seinem 32. Geburtstag, auf seinem Instagramkanal mit Filmen und Bilder zelebriert. Es geht um ein „Raubtier“ mit 1500 PS.

Zu seinen Fans zählt Sarna Röser, die Vorsitzende der Jungen Unternehmer

Schon viele Wände durfte er mit seiner speziellen Technik bemalen, Stuttgarter Clubs ebenso wie das Archiv Store in Berlin. Wenn immer Sarna Röser, die Vorsitzende der Jungen Unternehmer Deutschland, Fernsehinterviews vom Homeoffice aus gibt, sieht man Kurányis Smilies hinter ihr. Jetzt bekam er einen Auftrag, der für ihn ein Traum ist: Ein Immobilienbesitzer, der anonym bleiben will, engagierte den 31-Jährigen, um seinen Bugatti Chiron (Preis: etwa 3,5 Millionen Euro, 1500 PS, Spitzengeschwindigkeit laut Hersteller: Tempo 420) zu bemalen – und die Garage, in der das Luxusauto steht, gleich mit.

Das Auto erinnerte ihn an ein Raubtier

Als der Deutsch-Brasilianer das Auto zum ersten Mal sah, dachte er, in die Augen eines Raubtiers zu schauen. Lässt sich das „Raubtier“ im Dschungel einer Großstadt zähmen?

Eine Woche hat Kurányi gebraucht, um dem Bugatti zu neuer Pracht zu verhelfen. Mit einem Acryl-Stift hat er die Köpfe gezeichnet, danach kam eine spezieller Lack zum Fixieren drauf. Mit seiner Kunst, da ist sich der Stuttgarter Familienvater sicher, ist der Wert des Autos noch weiter angestiegen. „Der Wiederverkaufswert erhöht sich“, sagt er.

„Meine Inspiration kommt aus den Emotionen der Menschen vieler Nationen“

„Meine Kunst ist eine emotionale Liebesgeschichte“, erklärt „Romu“, wie ihn seine Freunde nennen. Seine Handschrift ist Pop-Art mit klaren Linien und vielen Köpfen. Die Gesichter mit gesamter Gefühlsbreite fallen meist so aus, wie sich der Deutsch-Brasilianer gerade fühlt. Mal sind es lustige, fröhliche Gestalten, mal wirken diese traurig und nachdenklich. Jeder Kopf ist anders. „Es kommt immer auf die Betrachter an“, sagt er, „was sie daraus lesen.“ Was die einen als lebensfroh wahrnehmen, sei für andere eher melancholisch oder depressiv.

Seine Werke laden dazu ein, lange und genau hinzuschauen. Immer wieder entdeckt man Neues. „Meine Inspiration kommt aus den Facetten und der Vielfalt der Menschen unterschiedlicher Herkunft, da ich multikulturell aufgewachsen bin“, sagt „Romu“, der im Alter von zehn Jahren nach Deutschland gezogen ist. Die Gefühlswelt will er mit Linien, Punkten, Kreisen und Farben festhalten – und seine „Liebesbeziehung zur Kunst“ mit allen teilen.

Das Thema Corona wird er nicht nur wegen seiner Dummheit in der Garage niemals vergessen. Der 31-Jährige war selbst an dem Virus erkrankt und sagt: „Das ist kein Spaß, das hat mich richtig umgehauen.“ Ein Corona-Leugner sei er gewiss nicht.