Autoprüfungsspezialist Dekra expandiert trotz allgemeiner Krisenstimmung weiter. Bei der Finanzierung geht das Unternehmen neue Wege.

Stuttgart - Stefan Kölbl, Chef des Stuttgarter Prüfkonzerns Dekra, lässt sich von der allgemeinen Krisenstimmung nicht anstecken: "Dekra wird auf jeden Fall weiterwachsen", sagte er mit Blick auf das kommende Jahr. "Ich gehe von einem guten Geschäftsverlauf auch im neuen Jahr aus." Eine genauere Prognose mochte er wegen der unsicheren Lage nicht abgeben. Der Konzern mit Schwerpunkt bei der Fahrzeugprüfung braucht aber nicht unbedingt konjunkturellen Rückenwind, um auf Wachstumskurs zu bleiben. So ist die Dekra bereits in der Vergangenheit auch durch regionale Expansion und Ausdehnung auf neue Geschäftsfelder gewachsen.

 

Im zu Ende gehenden Jahr wird der Umsatz voraussichtlich um acht Prozent steigen und erstmals die Schwelle von zwei Milliarden Euro erreichen. Auch beim Ertrag, so sagte Kölbl, werde der Dienstleister deutlich zulegen. Im Jahr 2010 hatte der Konzern einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 121,6 Millionen Euro verbucht.

Im dominierenden Kraftfahrzeuggeschäft ist der Konzern ebenfalls um acht Prozent auf nunmehr 1,2 Milliarden Euro gewachsen und hat nach Kölbls Worten die Dekra-Position als Nummer eins auf der Welt ausgebaut. Dabei fiel das Wachstum im Ausland überproportional aus. Ein wichtiger Wachstumsmarkt ist China, wo bereits an neun Standorten fünf Prüflabore mit 400 Beschäftigten bestehen.

Qualifizierte Zeitarbeitnehmer in den ersten Arbeitsmarkt

Im Zuge der Expansion hat Dekra zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen. Mittlerweile sind 27.900 Menschen bei den Stuttgartern beschäftigt - 3000 mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland arbeiten 16.000 Angestellte für den Konzern. Bundesweit wurden im laufenden Jahr etwa 750 Ingenieure in den Prüfzentren eingestellt. Ebenso viele Mitarbeiter sind durch die Übernahme von Auto-Contact, eines französischen Spezialisten für Gebrauchtwagen, sowie den Erwerb des brasilianischen Gutachters Jopema und des britischen Explosionsschutzexperten Chilworth Global zum Konzern gekommen.

Die Hälfte der neuen Dekra-Jobs - also 1500 - ist bei der Tochtergesellschaft für Zeitarbeit entstanden, die mittlerweile 8200 Beschäftigte hat. Durchaus stolz ist die Dekra Arbeit darauf, dass sie in diesem Jahr etwa 2000 Mitarbeiter verloren hat - an das entleihende Unternehmen. "Dekra hat ein erklärtes Interesse daran, qualifizierte Zeitarbeitnehmer in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen", heißt es.

Der Konzern, hinter dem ein Verein als Träger steht, tut sich wegen seiner Struktur mit der Kapitalbeschaffung grundsätzlich schwer. Erstmals hat die Dekra nun Schuldscheine im Volumen von 200 Millionen Euro am Kapitalmarkt platziert. Nach den Angaben war die Emission, bei der Investoren wie Sparkassen und Versicherungen zugriffen, stark überzeichnet. Privatanleger konnten nicht zeichnen.