Wie wird man glücklich? In fünf Schritten zum Glück

Wie wird man glücklich - und warum gelingt das manchen Menschen besser? Foto: Unsplash/Autumn Goodman

Glückliche Menschen, so zeigen Studien, sind körperlich und auch psychisch gesünder, resilienter und ausgeglichener. Doch wie wird man glücklich und warum gelingt das manchen besser als anderen? Der Stuttgarter Psychologe Leon Schäfer verrät fünf wichtige Schritte zum Glück.

Über das Glücklichsein wird viel gesprochen. Doch was bedeutet Glück überhaupt? Und warum sind manche Menschen offensichtlich glücklicher als andere? In unserem Interview erklärt der Stuttgarter Psychologe Leon Schäfer, was Glück ist, welche Auswirkungen es auf unsere psychische Gesundheit hat und warum und wie jeder Mensch glücklich werden kann. 

 

Herr Schäfer, was ist Glück?

Da musste ich jetzt erst mal googlen… da steht: “Glück ist ein besonders günstiger Zufall oder eine günstige Fügung des Schicksals“. Auf den ersten Blick also etwas, das sich unserem Einfluss entzieht. Das sehe ich jedoch etwas anders! Glück ist für mich eine sehr subjektive Bewertung von Einflussgrößen in meinem Leben – also eine Wahl, die ich treffe. Denn Bewertungen sind austauschbar und ich kann sie auswählen. Glück ist also meine Fähigkeit, bestimmte Rahmenbedingungen, in denen ich lebe, so zu bewerten, dass ich ihnen zufrieden und positiv gegenüberstehe. Das gelingt zwar auch glücklichen Menschen nicht immer, aber meistens.

Was macht Glück mit uns?

Menschen, die glücklich sind, so zeigen Studien, sind körperlich und auch psychisch gesünder, resilienter und ausgeglichener. Sie leiden beispielsweise weniger häufig an Depressionen, empfinden weniger Schmerzen und sind Stress gegenüber wesentlich resistenter. Man kann also sagen, dass das Glücklichsein unser Immunsystem enorm stärkt.

Glück lässt uns außerdem schneller bessere Lösungen finden und versöhnt uns dadurch auch schneller mit Bedingungen, die uns nicht so gut gefallen. Glückszustände sorgen nämlich für eine Ausschüttung bestimmter Botenstoffe im Gehirn, die positive Gefühle ermöglichen und diese verstärken.

Warum sind manche Menschen glücklicher als andere? 

Das scheint unter anderem genetisch bedingt zu sein: Es gibt Menschen, denen ist es sozusagen in die Wiege gelegt, sich mit ihrer Umwelt im Positiven auseinanderzusetzen. Und andere, denen dies schwerer fällt und die eher Negatives im Leben sehen und den Fokus darauf gerichtet haben. Für diese Menschen ist es aber nicht unmöglich, glücklich zu sein. Erstens bedeutet Glück für jeden etwas anderes, das heißt die Bandbreite ist da sehr groß. Zweitens kann ich Bewertungen auch ändern. Ich kann sozusagen lernen, die Welt nicht als feindlich oder negativ zu bewerten. Und das hat jetzt nichts mit Schönrederei zu tun.

Wie lassen sich Situationen denn bewerten?

Jede Medaille hat da immer zwei Seiten – und es ist weder richtig noch falsch, die eine oder andere Seite zu präferieren. Ein zu spät kommender Zug wird von den einen zum Beispiel als Katastrophe bewertet, von den anderen, die in exakt derselben Situation sind, jedoch als gewonnene Zeit, um mit dem Sitznachbar:innen ins Gespräch zu kommen. Das ist beides weder richtig noch falsch. Für den einen ist es aber ein Beweis für die schlechte Welt, in der es nicht einmal die Züge es schaffen, pünktlich zu sein. Für den anderen ist diese Situation zwar auch ärgerlich, aber halt nicht änderbar. Also macht er das Beste daraus. Gute Gefühle vergrößern wie gesagt meinen Lösungsraum.

Kann jeder Mensch sein Glück finden?

Ja – jeder Mensch kann sein Glück finden! Es gibt unendlich viele Beispiele dafür, dass das unabhängig von den Bedingungen funktionieren kann. Es gibt viele Leute, die auf den ersten Blick vom Leben wirklich benachteiligt wurden. Wie diesen einen australischen Tennisspieler im Rollstuhl, der über sich sagt, er sei der glücklichste Kerl auf der Welt.

Es kommt also immer darauf an, wie ich mit dem umgehe, was ich sozusagen „vorfinde“. Andere wiederum scheinen alles zu haben: sie sind gesund, haben Geld, eine Familie, einen tollen Job. Und sind dennoch nicht glücklich. Das scheinen also zwei mehr oder weniger unabhängige Variablen zu sein.

Was sind Ihre Tipps zum Glücklichsein?

Das sind zunächst erstmal fünf wichtige Punkte. Erstens sollte man Dankbarkeit zeigen und diese auch leben. Und wenn ich das nicht kann, kann ich es lernen. Dann sollten wir viele Dinge tun, an denen sich andere erfreuen. Wir sollten also großzügig sein. Außerdem sollte man auch viele Dinge machen, über die man sich selbst freut. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass ich den Rahmenbedingungen zustimme, auch wenn ich diese nicht mag. Was ich nicht ändern kann, kann ich eben nicht ändern. Ein Groll nährt dabei nur mein Unglücklichsein. Und in jeder Situation gibt es einen Spielraum. Und dann sollte ich, wie bereits erwähnt, meine Bewertungen verändern.

Natürlich gibt es zum Thema Glück noch viele weitere Tipps. Man kann beispielsweise ein Glückstagebuch führen, sich mehr um die eigene Vitalität kümmern oder den Zufluss negativer Nachrichten minimieren. Aber die eben genannten fünf Punkte zum Glücklichsein sind aus meiner Sicht die wichtigsten. Für mich ist es sogar der Sinn meines Lebens, aktiv darauf zu achten, glücklich zu sein. Indem ich Dinge tue, die mich erfüllen. Auch das gehört zum Weg zum Glücklichsein dazu.

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