Wie viel Mittel in den nächsten Jahren in den Ausbau des Radwegenetzes in der Landeshauptstadt fließen werden, wird sich im Oktober zeigen. Dann berät der Gemeinderat. Politischer Mehrheitswille ist, dass der Anteil des Radverkehrs deutlich wachsen soll.

Stuttgart - Erst 5,3 Millionen, dann 4,9 Millionen, dann 6,49 Millionen Euro – die Investitionsmittel für den Radverkehr in Stuttgart beschreiben eine Berg-und-Tal-Fahrt. Am 21. Oktober wird der Gemeinderat in der Aussprache zum Doppelhaushalt darstellen, welche Priorität er dem Ausbau des Streckennetzes in den Jahren 2022 und 2023 zumisst. Zum Vergleich: Der rund 900 Meter lange Rosensteintunnel und ein kurzes Stück Leuzetunnel kosten 456 Millionen Euro. Das würde für 70 Jahre Radwegebau reichen.

 

Die Planer in den städtischen Ämtern haben einige Projekte auf ihrer Liste: zum Beispiel den Ausbau der Hauptradroute 2 zwischen dem Stuttgarter Osten und Hedelfingen. Im September soll in Wangen der Startschuss fallen, der Bau ist in drei Abschnitte gegliedert. Zur Hängepartie hat sich die Radschnellverbindung entlang der Nürnberger Straße nach Fellbach (Hauptradroute 1) entwickelt. Die Planer wollten den Zweiradweg auf der Straße abmarkieren. Doch CDU, Freien Wählern, FDP und AfD geht die Wegnahme je einer Autofahrspur zu weit. Das Lager aus Grünen, SPD und Puls-Fraktionsgemeinschaft folgte der Forderung des Linksbündnisses, die Verwaltung solle einen separaten Radler-Highway planen. Vor Herbst fällt hier keine Entscheidung, gebaut werden soll 2022/23. Pläne gibt es auch für die Radführung in der Hohenstaufenstraße (beim Marienplatz) und für die Fahrradstraße Möhringer/Burgstallstraße (ebenfalls im Süden). Geld wollen die Planer auch für den Umbau der Theodor-Heuss-Straße, für die Radschnellverbindung Jahnstraße/Pischekstraße (Bezirke Süd und Ost) und für neue Radwege, die mit dem Rückbau der Pragstraße entstehen, reserviert haben.

Schon Ende 2020 alle Mittel verplant

Bereits Ende 2020 waren die rund 6,49 Millionen Euro für das Jahr 2021 durch Baubeschlüsse gebunden. Die Umsetzung zieht sich noch bis ins nächste Jahr. Folgendes wurde umgesetzt: Die Stresemannstraße wurde mit Radfahrstreifen in beide Richtungen umgestaltet, der Knoten Tal-/Wangener/Rotenbergstraße „radfreundlich“ umgebaut. Der Feuerbacher Weg wurde für den Radverkehr freigegeben. Es wurden vier Radgaragen am Hauptbahnhof und im Mittleren Schlossgarten gebaut, außerdem zehn Radzählstellen installiert. Eine separat signalisierte Radquerung über die Burgstallstraße wurde verwirklicht. Hinzu kommen die Verbesserungen für Radler in der Holzstraße und die Pop-up-Radwege in der Holzgartenstraße und Theodor-Heuss-Straße. Letzterer löste heiße Debatten aus.

Neues Design für Tübinger Straße

In diesem Jahr ist bisher die neue Radquerung über die Rotenwaldstraße am Birkenkopf verwirklicht und der auch für Fußgänger nutzbare Steg unter der Bahnbrücke über den Neckar freigegeben worden. Bis zum Winter soll die Wegeführung für Radler am Botnanger Sattel und im Bereich Olgastraße/Alexanderstraße/Neue Weinsteige sowie am Knotenpunkt Cannstatter/Wolframstraße verbessert werden. Die Tübinger Straße erhält ein neues „Fahrraddesign“, und die Fahrradstraße in der Burgenlandstraße in Feuerbach wird eingerichtet.