Führt eine neue Verordnung dazu, dass der historische Aufzug im Stuttgarter Rathaus stillgelegt werden muss? Die Spekulationen der Freien Wähler erweisen sich als falsch.

Stuttgart - Auf und ab geht's im Stuttgarter Rathaus – meistens mit dem Paternoster. Der Personen-Umlaufaufzug, so der Fachterminus, aus dem Jahre 1956 ist für Schüler und ausländische Rathausbesucher eine Attraktion. Am Dienstag haben nun die Freien Wähler im Gemeinderat spekuliert, der derzeit wegen Reparaturarbeiten gesperrte Aufzug im Markplatzflügel des Rathauses werde womöglich aufgrund einer neuen Verordnung ebenso wie seine Pendants in der Rathauspassage sowie im Rathausaltbau endgültig stillgelegt.

 

Die Pressemittteilung unter der Überschrift „Rettet den Rathaus-Paternoster“ erwies sich aber als „Ente“. Unter Verweis auf Aussagen von Rathausbediensteten, die von einer bevorstehenden Schließung gehört haben wollten, hatte die Stadträtin Ilse Bodenhöfer-Frey (Freie Wähler) die Sache ins Rollen gebracht. Vermutungen, OB Fritz Kuhn (Grüne) werde nach der von ihm verfügten Schließung des Fernsehturms nun auch noch den Rathauspaternoster wegen Sicherheitsbedenken dicht machen, erwiesen sich als unbegründet.

Ein Rathaussprecher teilte auf StZ-Anfrage mit, dass offenbar die vom Bund erlassene, im Juni dieses Jahres in Kraft tretende novellierte Betriebssicherheitsverordnung der Grund für die Spekulation gewesen sei. Dort werden in Abstimmung mit EU-Recht neue Anforderungen für den Betrieb von Paternostern definiert. Demnach müssen die Betreiber bis 2016 entsprechende Notfallpläne für die Evakuierung der Aufzüge erarbeiten. Zudem müssen die Paternoster bis 2020 mit einer Gegensprechanlage ausgerüstet werden, wie sie in modernen Aufzügen Standard ist. Von Stilllegung sei in der Verordnung allerdings an keiner Stelle die Rede.

Auch der zuständige Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) sieht keinen Grund zur Hektik: „Wir kümmern uns im Zusammenschluss mit anderen Städten, in denen Paternoster betrieben werden, darum, dass auch in Zukunft Paternoster wie im Rathaus der Landeshauptstadt betrieben werden können.“