Der Bürgermeister Werner Wölfle ist begeistert: Die Paternoster im Stuttgarter Rathaus können voraussichtlich noch vor den Sommerferien wieder in Betrieb genommen werden. Allerdings gibt es noch Nachbesserungsbedarf.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Freundschaften entstehen ja oft auf ungeahnten Wegen. Das hat dieser Tage der Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) festgestellt. Bei diversen Anfragen zum Thema Paternoster hat er erfahren, dass er in München neue Fans hat, die ihn als Mitstreiter und Experten empfehlen: die Mitglieder des Vereins der Freunde des Paternosters. Die Vereinsmitglieder und Werner Wölfle haben nun allen Grund zur Freude: Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch, dass fortan wieder die Betreiber – im Falle des Rathauses also die Stadt – die Umlaufaufzüge öffentlich betreiben dürfen, wenn sie ausreichende Schutzmaßnahmen treffen.

 

Für die bei Mitarbeitern wie Touristen beliebten Paternoster im Stuttgarter Rathaus heißt das, dass sie voraussichtlich kurz vor den Sommerferien wieder laufen könnten. Einer der drei Aufzüge ist derzeit defekt und muss noch repariert werden, für alle drei müsse das Gewerbeaufsichtsamt eine sogenannte Gefahrenbeurteilung erstellen, sagt Wölfle. Auf deren Grundlage würden dann Schutzvorkehrungen getroffen, die den Betrieb und die Benutzung so sicher wie möglich machen sollen.

Weiterbetrieb nach Ergreifen geeigneter Schutzmaßnahmen

Die Paternoster waren Anfang Juni stillgelegt worden, da eine neue Verordnung des Bundesarbeitsministeriums vorgeschrieben hatte, es dürften nur noch Mitarbeiter nach einer Schulung damit fahren. Da nicht gewährleistet werden konnte, dass Besucher ohne entsprechende Einweisung in die Aufzüge steigen würden, wurden sie stillgelegt. So handhabte es auch die Gebäudeverwaltung des Literaturhauses, wo ebenfalls ein Paternoster über einen öffentlich zugänglichen Eingang erreichbar ist.

Der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle hatte sich vehement für einen Weiterbetrieb eingesetzt. Er wusste dabei den Parteifreund und Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hinter sich. Letztlich rettete eine Initiative der Bundesländer die altmodischen Aufzüge. Die Länder, „allen voran Hessen und Baden-Württemberg“, wie Wölfle betont, regten an, die Verordnung wieder zu überarbeiten. Im Arbeitsministerium wunderte man sich darüber ein wenig, schließlich waren die Meldungen über Unfälle beim Paternosterbetrieb von den Ländern an das Bundesministerium weitergegeben worden. Land und Bund einigten sich darauf, dass die Aufzüge betrieben werden dürfen, wenn geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen würden, die eine Gefährdung der Nutzer verhinderten. Wölfle ist der Ansicht, dass man das im Rathaus umsetzen könne: „Wir haben bereits Schutzklappen, so dass die Kabinen stehen bleiben und Alarm ausgelöst wird, wenn man zum Beispiel den Kopf rausstreckt“, sagt er. Nachbessern müsse die Stadt bei der Beschilderung, etwa mit englischem Text, da der Aufzug bei Touristen beliebt sei. Genauer erklärt werden soll auch, wann der Notschalter zu drücken ist: „Manche lesen am Alarmknopf ,Stop‘ und meinen, den müssten sie drücken, wenn sie aussteigen wollen. Das müssen wir verbessern“, so Wölfle.