Die Renovierung des Lokals im Stuttgarter Rathaus wird 2,65 Millionen Euro teurer als geplant. Die Stadt begründet das mit gestiegenen Preisen für Leistungen und Baustoffe. Die Verwaltung wird die Kosten für die Ratskeller-Modernisierung nicht alleine stemmen.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Geschichte des Ratskellers, des Lokals im Stuttgarter Rathaus, trägt Züge des Theaterstücks „Warten auf Godot“. Die interessierte Öffentlichkeit wartet. Es passiert: nichts. Der Ratskeller steht leer – seit März 2016.

 

An diesem Zustand könnte sich nun etwas ändern. Wie unsere Zeitung erfahren hat, hätte in dieser Woche im Gemeinderat die Entscheidung über die Zukunft des Betriebs fallen sollen. Der Beschluss aber wurde vertagt – wegen der gestiegenen Kosten. Im vergangenen Jahr war man von fünf Millionen Euro für die Sanierung ausgegangen. Inzwischen rechnet das Rathaus mit acht Millionen. „Der Ratskeller stammt aus den 1950er Jahren. Seitdem wurde er nur stellenweise modernisiert. So wurden die Elektrik oder Wasser und Abwasserleitungen im Wesentlichen nicht verändert. Die jetzige Summe ist realistisch, wenn man eine zeitgemäße Gastro schaffen will“, erklärt Sven Matis, Sprecher der Stadt Stuttgart, auf Nachfrage.

Die Stadt begründet die Kostensteigerung mit gestiegenen Preisen fürs Bauen

Woher kommt die Kostensteigerung? „Im Vergleich zur bisherigen Planung ergeben sich Mehraufwendungen von 2,65 Millionen Euro“, so der Sprecher. Die ursprüngliche Kostenschätzung sei von 2015. In den vergangenen drei Jahren hätten sich die Preise für Leistungen und Baustoffe gesteigert. Laut Matis hat die Stadt den größten Teil des Projekts finanziert und in den laufenden Haushalt eingestellt. Außerdem werde man die Kosten nicht alleine tragen. Wie von unserer Zeitung berichtet, soll die Firma Dinkelacker den Zuschlag für den Ratskeller bekommen. „Wir haben mit Dinkelacker eine gute Vereinbarung ausgehandelt: Das Unternehmen beteiligt sich mit 1,1 Millionen Euro an der Sanierung. Außerdem haben wir eine tragbare Pacht ausgehandelt“, sagt Matis.

Der Ratskeller-Eingang an der Hirschstraße soll deutlich heller werden

Die Brauerei will die Gaststätte in die Moderne führen. „Zur Hirschstraße hin wird der Eingang geöffnet, damit die Leute schon im Vorbeilaufen in ein offenes Lokal sehen können“, sagt Bernhard Schwarz, Sprecher der Geschäftsführung bei Dinkelacker. Tageslicht statt Holzverkleidung lautet der Plan. Michael Schmücker, der ein Catering-Unternehmen betreibt, soll als Wirt das Gesicht des Lokals werden.

Inwieweit in Zukunft auch der Marktplatz vom Ratskeller aus bewirtet werden kann, hängt laut Bernhard Schwarz von der künftigen Gestaltung des Rathaus-Vorplatzes ab. „Wir wollen uns da gerne einbringen“, so Schwarz. Neben einer Außengastronomie an der Hirschstraße käme auch der Bereich in Richtung Brunnen für eine Außenbestuhlung in Frage. Bis es so weit ist, ist allerdings Geduld gefragt: Die Stadt rechnet damit, dass der Ratskeller erst Ende 2020 fertig werden wird.