Stuttgarter Rennfahrer Robin Renz Tourenwagen statt Kickers-Trikot – ein Spätstarter gibt Vollgas

Robin Renz fährt wie alle anderen Teilnehmer in einem vom Veranstalter gestellten Chevrolet Cruze Eurocup. Foto: Richworks/Allrich

In der Jugend spielte Robin Renz Fußball für die Stuttgarter Kickers, als Erwachsener erfüllte er sich seinen größten Traum und wurde Rennfahrer. Nun will er mehr.

Sport: Marius Gschwendtner (mgs)

Der VfB-Stürmer Deniz Undav gilt als Spätstarter im Fußball. In der Jugend von Werder Bremen wurde er aussortiert und kickte bis 2020 noch in der dritten Liga. Erst mit 27 Jahren feierte er sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Bei Robin Renz dauerte es sogar noch länger, bis sein Talent entdeckt wurde. Im Rahmen der ADAC-Tourenwagen-Fahrersichtung machte der Stuttgarter mit 32 Jahren auf sich aufmerksam und sicherte sich einen Platz in der Pfister-Racing-Tourenwagen-Challenge. Inzwischen startet er richtig durch.

 

„Die Leidenschaft für den Rennsport ist bei mir von Klein auf da“, sagt Renz, der in der Ära Michael Schumacher groß geworden ist. Das anfängliche Problem: Das Geld, seinen Wunschsport auch zu betreiben, war nicht da. Statt Rennen zu fahren, spielte der Degerlocher als Jugendlicher Fußball bei den Stuttgarter Kickers. Erst im Erwachsenenalter erfüllte er sich seinen Traum von der Rennlizenz.

2021 wagte Renz dann den Sprung ins kalte Wasser und trat bei der vom Rennteam Pfister-Racing organisierten Rennserie an. Deren Vorteil: Das Auto und die Mechaniker gehören dem Veranstalter. Alle Fahrer sind in identischen Fahrzeugen und mit Einheitsreifen unterwegs. Motor und Getriebe der Chevrolet-Cruze-Eurocup-Boliden werden verplombt, lediglich am Fahrwerkssetup darf gearbeitet werden. Zusätzlich werden die Autos nach jedem Rennwochenende in einem rollierenden System untereinander getauscht. „Es ist deshalb der optimale Einstieg für Anfänger“, sagt der studierte Kommunikationswissenschaftler Renz.

Es kommt also einzig auf das fahrerische Können an. Und dass Renz dieses besitzt, stellte der Familienvater direkt unter Beweis. Bereits sein zweites Tourenwagen-Rennen gewann der heute 37-Jährige. Am Ende seiner damaligen Premierensaison war er Gesamtvierter und erhielt die Auszeichnung des besten Neueinsteigers. Im darauffolgenden Jahr verpasste er den Meistertitel nur knapp. Weil Renz mit Corona erkrankt ein Rennwochenende auslassen musste, reichte es unter dem Strich „nur“ zur Vizemeisterschaft.

Hausbau statt Rennstrecke

Es folgte jedoch ein jäher Cut. Sprich: der finanziell bedingte Ausstieg. „Wir haben das Haus meiner Großeltern abgerissen und neu gebaut. Dadurch wurden die Zeit und vor allem das Geld anderweitig gebunden“, erzählt Renz. Die für seine Leidenschaft erforderlichen rund 20  000 Euro pro Jahr, die der Marketingleiter eines Ostfilderner Unternehmens fast vollständig aus eigener Tasche aufgebracht hatte, waren schlicht nicht mehr machbar. „Neue Sponsoren und Geld zu akquirieren, ist immer ein Kampf“, sagt Renz, der auch im Vorstand des Motorsport-Clubs Stuttgart aktiv ist. Erst heuer reichte es für eine Rückkehr in die Rennserie – bislang auf furiose Weise.

Nach vier Rennen auf dem Hockenheimring und im belgischen Zolder führt Renz das Klassement an. Und diesen Spitzenplatz will er auch bei den weiteren Rennen am übernächsten Wochenende (31. Mai/1. Juni) am Nürburgring sowie danach am Salzburgring und beim Saisonfinale in der Lausitz Ende September nicht mehr hergeben. Sein Plan ist es, auf diesem Weg den Sprung in eine andere Serie zu schaffen.

„Ich möchte gerne in den BMW-318ti-Cup wechseln. Dort fahren mehr Fahrer, und deshalb ist dieser noch kompetitiver“, weiß Renz, der bei jedem Rennen seine Frau und seine kleine Tochter mit dabei hat. Ein Start in der Einheitsserie wäre allerdings noch einmal teurer. „Stand jetzt könnte ich es mir nicht leisten“, sagt Renz. Mit aktuellen Erfolgen will er weitere Argumente sammeln.

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