Für jeweils sechs Wochen in den Jahren 2021, 2022 und 2023 wird die S-Bahn-Strecke zwischen Stuttgarter Hauptbahnhof und Schwabstraße gesperrt – für umfangreiche Arbeiten. Das Ersatzkonzept stößt noch nicht auf Zufriedenheit.

Stuttgart - Die Tunnelstrecke der S-Bahn von der Station Hauptbahnhof tief bis zum Bahnhof Stuttgart-Vaihingen wird in den Jahren 2021, 2022 und 2023 in den Sommerferien nicht zu befahren sein. In diesen sechs Wochen werden die S-Bahnen, die dann grundsätzlich nur noch im 30-Minuten-Takt fahren, über die Panoramabahn umgeleitet oder sie enden im Hauptbahnhof (oben) und anderen Haltestellen vor der gesperrten Strecke. Dadurch entsteht auf manchen Abschnitten ein 15-Minuten-Takt.

 

Das kündigten Vertreter der Bahn am Mittwoch im regionalen Verkehrsausschuss an. Anders seien umfangreiche Erneuerungs- und Wartungsarbeiten im Stuttgarter S-Bahntunnel für rund 60 Millionen Euro nicht zu erledigen, betonte Florian Bitzer von der Projekt-GmbH Stuttgart-Ulm der Bahn: „Wir müssen die 40 Jahre alte und viel befahrene Strecke grundlegend erneuern. Das geht unter Betrieb nicht, da Weichen und Schienen ein- und ausgebaut werden sowie an Fluchtstollen gearbeitet wird.“

Ersatzkonzept noch nicht ausgereift

Die Regionalräte reagierten auf die Ankündigung mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei es richtig und wichtig, die störanfällige Infrastruktur zu modernisieren und die Voraussetzungen für einen künftig pünktlicheren Betrieb zu schaffen. Andererseits sei das Ersatzkonzept noch nicht ausgereift, vor allem müsse ein 15-Minuten-Takt angestrebt werden. Rainer Ganske (CDU) brachte den Einsatz von zusätzlichen Bussen ins Gespräch. Eine sechswöchige Sperrung sei allemal besser als ein ganzes Jahr nur ein Gleis zur Verfügung zu haben, meinte Michael Lateier (Grüne). Wie er betonte auch Gabriele Heise (FDP), dass das Ersatzkonzept nur dank der Panoramabahn funktioniere. Auch Regionalräte von SPD, AfD und Linke halten die Sperrung für unumgänglich.

Stammstrecke seit 1978 in Betrieb

Herzstück der Stammstrecke ist der etwa drei Kilometer lange Tunnel zwischen der S-Bahnstation Hauptbahnhof und der Haltestelle Schwabstraße, der seit 1978 in Betrieb ist. Daran schließt sich eine 1,5 Kilometer lange Wendeschleife an und der zwischen 1979 und 1985 erbaute Hasenbergtunnel, der auf 5,7 Kilometern vom Talkessel auf die Filderebene führt. Diese Strecke ist von den Sperrungen betroffen, also alle innerstädtischen Stationen und die Haltepunkte Universität und Österfeld. Im Jahr 2021 sollen 2,4 Kilometer Schienen und zwölf Weichen (zwischen 35 und 40 Jahre alt) erneuert, Stationen saniert, Fluchtstollen modernisiert und die Brandschutzeinrichtungen auf Vordermann gebracht werden.

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Im Jahr darauf sind Kabeltrassen, der Schrägaufzug in der Station Stadtmitte, der Bahnsteig Österfeld, neue Sicherheitsbeleuchtung und erste Komponenten der modernen Signaltechnik ETCS dran. 2023 folgen neue Löschwasserleitungen, die gesamte ETCS-Ausrüstung und weitere Arbeiten an Fluchtwegen. Dabei sei aus Sicherheitsgründen ein Fahrbetrieb nicht möglich, so Bitzer. Aber die Maßnahmen benötigten so umfangreiche Vor- und Nacharbeiten, dass kürzere Sperrzeiten – etwa mehrere Tage – nicht sinnvoll seien. Schon seit einigen Jahren wird der S-Bahnverkehr in der Nacht von Montag auf Dienstag wegen Instandhaltungsarbeiten eingeschränkt.