Der ehemalige Chef der Staatsgalerie hat sich mit der Geschichte des Bahnhofs beschäftigt. Und dabei erstaunliche Zukunftspläne entdeckt.

Lokales: Matthias Ring (mri)
Stuttgart - Nur wer um seine Vergangenheit weiß, kann die Zukunft verantwortungsvoll prägen." So leitete Hans Jochen Henke einen recht neutral überschriebenen Vortrag "Stadtentwicklung und Stuttgart 21" ein, den Christian von Holst hielt, der Direktor der Staatsgalerie von 1994 bis 2006. Aber da die Handwerkskammer und das Forum Region Stuttgart, dessen stellvertretender Vorsitzender Henke ist, zu der Veranstaltung geladen hatten und später neben Hanns-Eberhard Schleyer auch der Vorsitzende von Pro Stuttgart 21, Edmund Hug, und der Leiter des Kommunikationsbüros, Wolfgang Dietrich, auf dem Podium saßen, konnte man ahnen, wohin der Ausflug in die Vergangenheit führen könnte: zurück in die Zukunft. Humorvoll, aber auch polemisch hangelte sich von Holst zu einem "grünen, ökologischen Projekt" und sprach von "Verunglimpfungen dieser einmaligen Chance".

Wie hat alles angefangen? Von Holst ging weit zurück - bis ins Jahr 1806, als Württemberg zum Königreich erhoben wurde und König Friedrich I. seinen Planer Nikolaus Friedrich Thouret beauftragte, einen Volkspark zu konzipieren. Die Stadt mit ihren nicht einmal 30.000 Einwohnern reichte damals nur bis zum Neuen Schloss, von dem aus sich eine Parkanlage Richtung Cannstatt erstrecken sollte. 1809 war es so weit, mit zwei Seen und einer Mischung aus barocken und englischen Parkanlagen. Auch die Platanenallee nahm etwas später hier ihren Anfang.

Unter König Wilhelm I. wuchs die Stadt - ein Bahnhof musste her. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde an der heutigen Bolzstraße gebaut, eine schmale Bahntrasse führte an der Heilbronner Straße Richtung Feuerbach, eine zweite längs des Parks, der nach Jahrzehnten der Unberührtheit erstmals etwas beschnitten wurde. Im Vergleich zur "Angstmache" von heute war der König für von Holst ein mutiger, moderner Mann, der direkt unter seinem Landhaus Rosenstein in nur fünfzehn Meter Tiefe einen Tunnel graben ließ.