Als „apokalyptisch“ bezeichnet der Stuttgarter Serkan Eren gegenüber unserer Zeitung die Lage in Beirut nach den Explosionen. Der Vorsitzende von Stuttgart helps wollte im Libanon Essen verteilen, jetzt hilft er, Verletzte aus Häusern zu holen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Ein Land hat es getroffen, das zuvor schon am Boden lag. „Es sieht aus, als ob hier seit Jahren Krieg herrscht“, berichtet Serkan Eren per WhatsApp unserer Zeitung. Seine Pension sei völlig zerstört. Sein Glück war es, dass er während der unvorstellbaren Detonationen im Hafen auf dem Weg ins Zentrum von Beirut war. „Überall gab es Warnungen, dass die Luft vergiftet ist und alle raus aus der Stadt fahren sollen“, schreibt der Stuttgarter und fragt: „Aber wie soll man rausfahren, wenn unzählige Verletzte in ihren Wohnungen liegen?“

 

Der Libanon gilt als Corona-Hochrisikoland

Eren hilft, Straßen zu räumen, damit die Krankenwagen durchkommen und sucht nach Lebenden in den zerstörten Häusern. „Überall Blut, Verletzte, Verwüstungen“, so schildert er die Lage vor Ort. Die private Hilfsorganisation Stelps (Stuttgart helps – supporter on site) ist ein Kollektiv von mehreren hundert Personen, das dank Spenden dort hilft, wo es Not und Leid zu lindern gilt. Serkan Eren ist der Vorsitzende. Am Sonntag war er in Beirut gelandet.

Ein Drohnenvideo zeigt das ganze Ausmaß der Verwüstung:

Sein Plan war es, eine deutsche NGO (Nichtregierungsorganisation) in der Hauptstadt des Libanons zu unterstützen, die in palästinensischen Flüchtlingslagern im Einsatz ist. Essensrationen sollten verteilt und Wasserfilter eingebaut werden. Dann haben aber die Verantwortlichen kurzfristig entschieden, aus Sicherheitsgründen – und wegen eines vor kurzem im Libanon angekündigten erneuten Lockdowns – nicht mitzufliegen. Der Staat am Mittelmeer ist in Deutschland als Corona-Hochrisikoland gelistet. Der Stuttgarter hatte schon gebucht und kurzfristig treffen mit anderen Akteuren fixmachen. „Fest steht, dass wir im Libanon mit verhältnismäßig wenig Geld viel Gutes tun können“, versichert Serkan Eren, „der Bedarf ist riesig.“

Noch ist unklar, wann er zurückfliegt

Der Bedarf ist nach den Explosionen, die mindestens 100 Toten gefordert haben sollen, noch größer geworden. Seine Freunde und Verwandte in Stuttgart teilt Eren mit, dass es ihm gut geht. Er bittet sie, ihm keine digitalen Nachrichten zu senden, da er sein Handy-Akku schonen müsse. Sein Heimflug nach Stuttgart über Frankfurt war für den 10. August geplant. „Ob ich so schnell wie möglich raus muss oder jetzt erst recht bleiben, weiß ich nicht“, schreibt Eren unserer Zeitung.