Am Mittwoch beginnt die 20. Auflage eines der stimmungsvollsten deutschen Stadtfeste. Rund 500.000 Gäste tummeln sich in der Innenstadt.
03.08.2010 - 17:47 Uhr
Stuttgart - Einmal nur hätte es stattfinden sollen, das Stuttgarter Sommerfest ». Und zwar als Abschluss der Rad-Weltmeisterschaften, die im August 1991 durch Stuttgart rollten. Im Rathaus habe man beschlossen, man brauche ein Rahmenprogramm für die WM, erinnert sich Lothar Breitkreuz, der damalige Marktamtsleiter. Seine Idee einer schicken Flaniermeile war ein Riesenerfolg: Am Mittwoch beginnt die 20. Auflage des wohl stimmungsvollsten deutschen Stadtfestes, auf dem sich Jahr für Jahr rund 500.000 Gäste aus Stuttgart und der Region tummeln.
Wäre Breitkreuz nicht so hartnäckig gewesen, wäre ein Bürgerfest gefeiert worden, mit Ständen für die Vereine und die örtliche Feuerwehr. "Das ist kein Rahmen für die auswärtigen Gäste", schildert Breitkreuz heute seine Reaktion von damals. Er schaute sich um, und er wurde in Wiesbaden fündig: Das dortige Wilhelmstraßenfest sei eine Art Vorlage gewesen. Kern seiner Idee: das Fest muss in den Anlagen stattfinden, und damit das Land als "Hausherr" sein Plazet gibt, muss das Niveau sich deutlich von den üblichen Hocketsen und anderen Festivitäten unterscheiden.
Breitkreuz und sein damaliger Veranstaltungschef Werner Alt dachten sich die weißen Zelte aus. Sie stellten den Direktoren der großen Hotels ihr Konzept vor, das auf aufwendige Dekoration und edle Speisen setzte. "Die guten Häuser Stuttgart waren alle mit dabei. Und zwar mit ihren besten Leuten", so Breitkreuz. "Wir hatten eine sehr gute Atmosphäre, das Wetter hat mitgemacht und auf dem See schwammen unzählige Lichter."
Sogar Teufel gefiel´s
Eines Tages, sagt Breitkreuz, habe ihn der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel angerufen, so ein Fest wolle er zum 40-Jahr- Landesjubiläum im Jahr darauf auch haben. Zur zweiten Auflage strömten erneut die Gäste. "Damit hat sich beim Land keiner mehr getraut, das Fest zu untersagen", resümiert der Erfinder des Sommerevents.
Im Prinzip ist das Konzept bis heute unverändert. Auf den fünf Bühnen zwischen Schlossplatz, Staatsoper und Staatstheater treten von Donnerstag an bis Sonntag 35 Bands auf - im Vorfeld hatten sich rund 300 beworben. Für die Verköstigung werden 29 Betriebe sorgen - aus der Stadt und vermehrt aus der Region. Von den Speisekarten sind Pommes und Rote Wurst nach wie vor verbannt, auch wenn vom Veranstalter nicht mehr so streng kontrolliert wird. Das Bier kommt seit 20 Jahren aus Stuttgart, das Wasser aus dem Nordschwarzwald. Erstmals werden die Weine der großen Stuttgarter Genossenschaften aus Untertürkheim, Rotenberg und Cannstatt an allen Ständen vertreten sein.
Von Jahr zu Jahr besser
Nachdem Lothar Breitkreuz 1998 in den Ruhestand gegangen war, drohte das Sommerfest den Organisatoren zu entgleiten. Immer mehr Fast Food hielt an den Ständen Einzug, weswegen gerade die Hotels absprangen. Auch die Dekoration ließ zu wünschen übrig. Seit 2005 ist das Fest nun in der Hand der städtischen Veranstaltungstochter In Stuttgart, die sich um ein besseres Erscheinungsbild bemüht. Seitdem sei die Atmosphäre wieder deutlich besser geworden, findet Breitkreuz, der regelmäßig über "sein" Fest schlendert.
Zum 20. Geburtstag wollen die Veranstalter eine Torte anschneiden. Weitere Aktionen sind nicht geplant. Man setze auf gutes Wetter, sagt In-Stuttgart-Geschäftsführer Andreas Kroll. "Wir laden ein zum Sehen und Gesehenwerden." Die Aufbauten hätten wegen des Gelöbnisses einen Tag später begonnen, so der Projektleiter Marcus Christen, man sei aber im Zeitplan.