Das 22. Sommerfest ist eröffnet: Bis Sonntagabend werden eine halbe Million Besucher rund um den Schlossplatz und den Eckensee erwartet - wir geben einen Überblick.
Stuttgart - Hinter der Theke klappern die Pfannen. Der Gastwirt Peter Schmid zieht noch einmal seine weiße Kochschürze enger. Direkt unter der Säule auf dem Schlossplatz steht das weiße Zelt einiger Wirte aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb, in den Pfannen brutzeln Roastbeefröllchen und Grillfackeln vom hällischen Schweinebauch. „So, einmal Biosphärenburger. Ist der für Sie?“ Peter Schmid reicht den Burger über die Theke und wischt sich die Hände an seiner Schürze ab, die jetzt noch ganz weiß ist.
Das 22. Stuttgarter Sommerfest hat gerade erst begonnen, es ist Donnerstagmittag und die ersten Gäste schlendern über den Schlossplatz und rund um den Eckensee. Viele sind das noch nicht gerade, findet Birgit Grupp vom Restaurant Brunnerz, dessen Stand oberhalb des Eckensees aufgebaut ist. Chicken Bambusspieße mit Mango Curry gibt es hier, Calamari und gefüllte Weizentortillas.
Es sei schon okay, meint Birgit Grupp, dass Besucher in diesem Jahr zum ersten Mal an allen vier Tagen des Sommerfests bereits um die Mittagszeit flanieren und schlemmen können. „Man muss sehen, wie das angenommen wird“, sagt die Wirtin.
Sommercocktails in weißen Lounge-Sesseln
Fischbrötchen, Scampi vom Grill, edle Weine und Champagner werden beim Sommerfest serviert. Außerdem Fingerfood, Cocktails, Crêpes und immer wieder Crêpes. „20 Jahre – Das Original“, scheint also nicht ohne Grund am Crêpes-Stand von Sabine Wirblich auf einer großen Tafel zu stehen. Gibt es hier etwa die einzig wahren Crêpes? Sabine Wirblich lacht. „Nein, das Original bin ich!“ Seit 20 Jahren verkauft die blonde Frau Crêpes und Mandeln – auch auf dem Wasen. Auf Lounge-Hockern können Besucher direkt neben dem Wasser am Eckensee Platz nehmen. Michael Scheibe von der Hennessy-Mixing-Lounge stellt große Gläser bereit und richtet die edel aussehenden Cognac-Flaschen im Regal ein. Hier drapieren sich erst am frühen Abend die Besucher auf die Hocker, in den Händen Cocktails mit Namen wie „The Fine Summer“ – mit Himbeerpüree, Grünem Tee, Limetten und Minze.
Vier Männer stoßen schon in ihrer Mittagspause mit einem Bier an einem Stehtisch neben dem Eckensee an. „Wir arbeiten hier in der Nähe und sitzen normalerweise mittags immer auf dem Bänkle da drüben vor dem Staatstheater“, erzählt einer von ihnen. Der Chef ist auch dabei, also wird das Bier zur Feier des Tages an diesem Mittag schon erlaubt sein.
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Eine halbe Million Besucher erwartet
Stefan Sitas und Vanessa Fricke legen auch eine Mittagspause auf dem Schlossplatz ein. Die beiden Beamten sind zum ersten Mal beim Stuttgarter Sommerfest. Sie wohnen nicht in Stuttgart, sondern fahren lediglich zum Arbeiten in die Landeshauptstadt. „Dass jetzt auch tagsüber geöffnet ist, gibt uns die Möglichkeit, auch mal das Fest anzuschauen“, sagt Stefan Sitas und meint: „Das Fest kommt mir sehr edel vor. Eine Bratwurst habe ich noch nirgends gesehen“, meint Stefan Sitas. Das wird mit einem Burger aufgewogen, einem Gourmetburger, versteht sich.
Am Cocktail-Stand von Sophies Brauhaus prangen gleich zwei Che Guevaras: „Hasta la victoria siempre“. Mit ein bisschen Havanna-Rum sollen sich Besucher hier gleich wie in Cuba fühlen. Nur das Wetter muss noch mitspielen. Am Donnerstagmittag ist die Sonne noch ständiger Begleiter der Besucher auf dem Sommerfest, doch gegen Abend ziehen schon ein paar Wolken auf. „Wenn das Wetter einigermaßen hält, erwarten wir beim Fest dieses Jahr insgesamt bis zu einer halben Million Besucher“, kündigt Sabrina Kampe vom Veranstalter In Stuttgart an.
Gastwirt Peter Schmid serviert eine Portion Alblinsen mit Lammschnitzele. „Wenn du mehrere Portionen hast, dann nimm doch die Pfanne mit rüber“, fordert Schmid seinen Mitarbeiter auf. Für die Biosphären-Wirte, zum ersten Mal dabei, ist der eher ruhige Auftakt des 22. Sommerfests ein guter Anfang, um sich in die Bewirtung einzugewöhnen – und Schmid ist erst einmal mit dem Gang der Geschäfte zufrieden .