Konfetti statt Corona: Am 20.02.2022 liefert der SWR die einzige Live-Faschingssendung der Saison. Dabei: Tiktok-Star Micha von der Rampe, der mit Millionen von Klicks sogar Helene Fischer überholt. Mit ihm und seinen Kollegen sprachen wir über Spaß in harter Zeit.
- Stuttgart - Wenn sein Hit-Refrain „Bin Partyanimal“ in Skihütten läuft, grölen Après-Ski Fans bis zum Umkippen mit. „Nachtaktiv“ sei er und „rattenscharf“, singt Micha von der Rampe darin. „Hart“ feiere er – selten allein: „Links ’n scheues Reh, rechts ’ne süße Maus.“ Kürzlich hat der 24-jährige Schwabe bei Universal Music, dem weltgrößten Label, unterschrieben und kann es selbst kaum fassen. „Noch nie hat ein deutschsprachiger Partysong bei Universal einen so starken Start hingelegt“, jubelt Michael Kible, so heißt er zivil.
Anderthalb Millionen Menschen haben bei Spotify das „Partyanimal“ runtergeladen. Damit lässt der Tiktok-Star (770 000 Follower) – selbst sein Kater „hat ’nen Fell“ – sogar Helene Fischer alt aussehen. Am Sonntag darf der „Micha von der Rampensau“ endlich wieder live auftreten – obendrein im Fernsehen. Auf die Live-Sendung aus Donzdorf, vom württembergischen Karnevalsverband präsentiert, freut sich Kible sehr, als Vertreter der Zigeunerinsel dabei. Aufs „Partyanimal“ kam er, als er für eine Presseinfo überlegte, wie er sich am besten beschreibt.
Kocht Spaß hoch, wenn alles mit Maske auf Abstand bleiben muss, wenn Hygieneregeln die Partytiere an enger Leine halten? Keine Faschingsumzüge, keine Prunksitzungen – trotzdem soll nicht Schluss mit lustig sein. Die (aufgezeichnete) Fernseh-Fastnacht des SWR aus dem Konstanzer Konzil hat jüngst für eine „spektakuläre Quote“ gesorgt, freut man sich im Stuttgarter Funkhaus. Marktanteil im Südwesten: 13,7 Prozent. Dies zeigt, sagt SWR-Aufnahmeleiter Mike Cencig, „wie groß die Sehnsucht nach Spaß und Fasching ist“. Am Sonntag, der mit dem Datum 20.02.2022 etwas Besonderes verspricht, will der Sender noch eine Schippe drauflegen. Es wird die einzige Live-Faschingssendung in dieser Saison. Selbst das ZDF strahlt mit „Mainz bleibt Mainz“ nur eine Aufzeichnung aus.
„Spektakuläre Quote“ bei der Fernseh-Fastnacht aus Konstanz
„In dieser harten Zeit brauchen wir den Humor noch mehr als sonst“, sagt Alexander Müller, Präsident des Kulturrings Donzdorf. Viele Mitwirkenden – es sind die Stars der schwäbischen Fasnet – würden sich isolieren, um nicht noch auszufallen. Coronatests werden unentwegt gemacht. Müller ist sich sicher, dass die 50 Gäste im Saal, die kommen dürfen, „Stimmung für 300 machen werden“, die sonst dabei sind. Sein Appell: „Am Sonntag mal auf den ,Tatort’ verzichten und ihn in der Mediathek anschauen – die schwäbischen Fastnet geht vor.“ Der Elferrat trägt Maske, nur drei von ihnen dürfen auf die Bühne. Die anderen werden nach unten versetzt. Auch die geladenen Gäste (Karnevalsvertreter, keine Politiker) dürfen den Mundschutz nur ablegen, wenn sie trinken.
Alle mussten ihre Texte vorab dem SWR vorlegen
Michael Panzer, als Putzfrau Elfriede Schäufele dabei, berichtet, dass der SWR „bei der Hygiene mehr macht, als vorgeschrieben ist“. Man wolle nicht, dass sich Zuschauer von daheim beschweren, dass der Abstand nicht immer eingehalten werde. Wie alle andere Mitwirkenden bekommt „Wommy“ Panzer keine Gage, und wie alle anderen muss der Travestie-Künstler seine Texte vorab dem Sender vorlegen. Der SWR will verhindern, dass politisch unkorrekte Witze darunter sind. Außerdem dabei: die Gscheidles, Hillus Herzdropfa, Filstaler Speckbuaba, DooWop Mädle, Bigband Donzdorf u.v.a.
Alle wurden gebeten, wenige Coronawitze zu machen, damit Wiederholungen später möglich sind. Die Pandemie hinterlässt Spuren, hat uns die Scheufele am Freitag verraten: „Heut’ morgen bin ich am Spiegel vorbei, da war ein hässliches altes Weib drin. Ich hab den Spiegel meiner Freundin geschenkt, soll die auch mal sehen, wie es ist, wenn man grauslig aussieht.“ Am Sonntag im Saal sitzt Thomas Klingenberg, der Präsident der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, die ausgerechnet zum 125-Jahr-Bestehen den Faschingsumzug absagen muss. Mit Hofbräu hat der Möbelwagen einen neuen Sponsor gewonnen. Für Brauereien ist es im Fasching ohne Großveranstaltungen erneut hart.
Selbst ein „Wasenkönig“ kann seinen Thronfolger nicht selbst küren
Der Blick geht nach vorn: Noch drei Jahren steht Wasenwirt Hans-Peter Grandl, 63, bei Hofbräu unter Vertrag. Marcel Benz, 42, den er sich als Nachfolger wünscht und mit dem er finanziell einig wurde, hat er in seine Firmenleitung berufen. In den nächsten drei Jahren will Grandl immer mehr an den Neuen übergeben. Selbst ein „Wasenkönig“ kann seinen Thronfolger nicht selbst küren. Aus Hofbräu-Kreisen hört man, dass die Personalie Benz dort gut angekommen ist.
Sonderedition zum 20.02.2022
Am 20.02.2022 werden die Narren via Fernsehen beglückt – und ein Winzer feiert. Thomas Diehl vom Rotenberg, der an diesem Schnapszahldatum 30 Jahre alt wird, hat eine limitierte Sonderedition mit einer Rotwein-Cuvée abgefüllt. Auf dem Etikett steht das besondere Datum mit Zweiern und Nullen. Diehl, ein Marketing-Experte, verschenkt 100 Flaschen davon und bittet um Fotos mit dem Etikett. Die werden, weil die Party wegen Corona ausfällt, bei Instagram veröffentlicht. Die Partyanimals müssen sich gedulden. Läuft irgendwann schon wieder!