Die Macher des Stuttgarter Kindermusicals „Annie“ sind traurig: Weil zu wenig Karten verkauft wurden, mussten alle Gastspiele im Capitol in Düsseldorf abgesagt werden. Auch daheim tut sich die Off-Broadway-Show schwer.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - „Bei den Kindern sind Tränen geflossen“, berichtet Alexandra Bode, die Geschäftsführerin des neuen Startup-Unternehmens, das vor wenigen Tagen im Wizemann in Stuttgart die umjubelte Premiere des Off-Broadway-Musicals „Annie“ gefeiert hat. Auch sie selbst ist sehr traurig, dass aus den geplanten Gastspielen in Düsseldorf nichts wird. Vom 3. bis zum 7. Oktober wollte das Ensemble mit Kinderdarstellern und Musicalstars wie Kevin Tarte im renommierten Capitol auftreten – doch die Musicalmacher blieben auf den Karten sitzen.

 

„Der Vorverkauf reicht leider nicht, dass wir die Reise- und Übernachtungskosten übernehmen können“, bedauert Alexandra Bode, eine der Chefs der Off Broadway Theatre Company. Schweren Herzens habe man beschlossen, ein weiteres finanzielles Risiko mit Auswärtsvorstellungen zu verhindern. Man habe deshalb alle Shows ersatzlos gestrichen. „Die Werbung in Düsseldorf für ,Annie’ war natürlich deutlich schlechter als bei uns daheim“, sagt die Geschäftsführerin. Aber auch in Stuttgart fällt es bisher schwer, genügend Besucherinnen und Besucher für die Vorstellungen mit jeweils 600 Plätzen im Wizemann anzulocken.

Eine Auslastung von 75 Prozent ist notwendig

„Vielleicht haben wir uns zu viel versprochen“, räumt Alexandra Bode selbstkritisch ein, „unsere Träume sind halt einfach groß.“ Die Macher geben die Hoffnung aber nicht auf, dass vor Weihnachten die Kartenverkäufe für die Vorstellungen in der früheren Fabrikhalle unweit des Rosensteinparkes doch noch in die Höhe schnellen. In dem Stück geht es schließlich um Weihnachten. Ein Milliardär (gespielt von Publikumslieblingen wie Uwe Kröger, Hannes Staffler und Kevin Tarte) holt sich vor dem Fest ein Waisenkind zu sich nach Hause, das sein Leben umkrempelt und ihn zum Menschen werden lässt. Eine Auslastung von 75 Prozent ist notwendig, damit das Start-up-Unternehmen, hinter dem die Musicalschule Stage Academy steckt, bei ihrem ehrgeizigen Projekt nicht Verluste einfährt.

„Es reicht nicht, wenn die Familien und Freunde unserer Kinderdarsteller kommen“, sagt Alexandra Bode. Die meisten Besucher seien jedenfalls begeistert von der Show und fragten, warum der Saal nur halb voll sei. Gezielt will sie nun Schulklassen ansprechen, für die es spezielle Preise gibt. „Zu teuer sind wir nicht“, versichert die Geschäftsführerin und fragt: „Bei welchem Musical gibt es Karten für 25 Euro?“

Musicalstars unterstützen das Projekt

Die Profis jedenfalls unterstützen das ehrgeizige Projekt mit mehr als 50 Kinderdarstellern in etwa 70 Vorstellungen. Alexandra Bode berichtet, dass einige bereit seien, weniger Honorar als vereinbart zu verlangen, um das junge Start-up-Unternehmen zu fördern, das – wenn es doch nach Plan gehen sollte – im nächsten Jahr ein neues Stück auf die Bühne bringt.