Feuerbach - Mehrfach stand in den vergangenen Jahren die künftige Gestaltung der Feuerbacher Einkaufsmeile im Fokus der örtlichen Kommunalpolitiker und Stadtplaner. Im Februar dieses Jahres befasste sich der Bezirksbeirat erneut mit Plänen zur Umgestaltung der Kreuzung Stuttgarter/Grazer Straße. Der Versuch der Fraktionen einen gemeinsamen Kompromiss zu schließen, misslang erneut. Doch diesmal verständigten sich mehrere Betreuungsstadträte nach der Sitzung. „Wir haben gesagt: Lasst uns das Thema zurück in den Gemeinderat holen“, berichtet Stadträtin Suse Kletzin (SPD). Jürgen Zeeb (Freie Wähler) schrieb an Baubürgermeister Peter Pätzold. Er bat im Namen mehrerer Fraktionen, das Thema in einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Umwelt und Technik (UTA) zu behandeln. Am vergangenen Dienstag stellte Rainer Wallisch vom Amt für Stadtplanung und Wohnen den Plan für „die Verkehrsplanung Stuttgarter Straße – Grazer Platz“ im UTA vor. Am Ende setzte sich eine knappe Mehrheit mit 9 zu 8 Stimmen (Bündnis 90/Die Grünen, SPD und SÖS/Linke-plus) durch und folgte dem Vorschlag der Verwaltung. 19 Parkplätze werden wegfallen, dafür sollen in der Grazer Straße vier neue geschaffen werden. Der Antrag von Jürgen Zeeb „mindestens vier bis fünf Parkplätze am Grazer Platz“ zu erhalten, fand bei 8 Ja- und 8 Nein-Stimmen plus einer Enthaltung keine Mehrheit.

 

Mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer

„Diese Ecke kann nur gewinnen, wenn wir die Pläne der Stadtverwaltung aufgreifen“, findet Andreas G. Winter (Bündnis 90/Die Grünen) und betont: „Das Geld dafür ist da.“ Rund 500 000 Euro stehen aus dem Fond „Stadtteilzentren konkret“ zur Verfügung. Mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen, sei wichtig. Die weitergehende Frage sei: „Wie können wir die Stuttgarter Straße Zug um Zug vom Verkehr entlasten?“

Letztendlich sind sich die Fraktionen im Gemeinderat einig, dass die Stuttgarter Straße eine Aufwertung benötigt. „Die Stuttgarter Straße braucht einen Attraktivitätsschub vom Biberturm bis hinunter zum Obi“, sagt Matthias Oechsner (FDP). „Die Schaffung des Grazer Platzes ist der erste Schritt, um mehr Qualität in die Stuttgarter Straße hineinzubekommen.“ In der oberen Stuttgarter Straße fehle ein „Frequenzbringer“. Allerdings sei die Parkplatzfrage ein zweischneidiges Schwert: „Wenn die Leute keine Parkplätze haben, dann bleiben sie weg“, sagt Oechsner. Deshalb wäre es wichtig, zumindest Ersatzparkplätze in Fußnähe zu schaffen, wenn sie am Grazer Platz wegfallen.

Gute Situation schaffen

Auch Markus Bott (CDU) betont: „Wir müssen auf der Stuttgarter Straße etwas tun und zwar vom Biberturm bis hinunter zur Leobener Straße.“ Allerdings sei es wichtig, mit „Maß und Ziel“ vorzugehen. Es müsse „für alle Verkehrsteilnehmer eine gute Situation geschaffen werden“. Ein Verkehrsgutachten sei wichtig, wenn man in der Stuttgarter Straße regulierend eingreife. Auch er hätte gerne einige Parkplätze am Grazer Platz erhalten.

Suse Kletzin (SPD) regt die Entwicklung eines Rahmenplanes für den Bereich an – mit Beteiligung der Bürger. In Untertürkheim habe dies sehr gut funktioniert. „Ich mache mir Sorgen um die obere Stuttgarter Straße, denn die ist bereits jetzt ein Stück weit abgehängt.“ Auch für den Bereich beim Kelterplatz bräuchte es ein Konzept und neue Impulse.

Verkehrspolitische Zerreißprobe

Während das Thema Stuttgarter Straße für den Bezirksbeirat mehr und mehr zu einer verkehrspolitischen Zerreißprobe wird, weil die grundsätzlichen Haltungen einiger Fraktionen meilenweit auseinanderliegen, richten im Gegensatz dazu Maier und Hiss den Fokus eher auf die ganz konkreten stadtgestalterischen Defizite und deren Beseitigung. Denn da gäbe es viel zu tun. Zum Beispiel der Bereich zwischen dem Kelterplatz und der Stuttgarter Straße. Gleich hinter dem Hirschbrunnen und dem Dolce far niente befinden sich einige verfallende Gebäude. Hier könnte städtegestalterisch vieles verbessert werden – wenn die dortigen Immobilienbesitzer mitspielen. Davon profitieren könnte nicht zuletzt auch der Wochenmarkt auf dem Kelterplatz. Das dortige Angebot habe stark abgenommen, sagt Henning Hiss. Ein Grund dafür sei, dass „der Markt von der Stuttgarter Straße schlecht erreichbar ist“, sagt der frühere Stadtplaner. Fußwege fehlen.

Aufwertung des Burgenlandzentrums

Auch die Aufwertung und bessere Nutzung des Burgenlandzentrums wäre wichtig. Der Eingangsbereich in den Innenhof des Burgenlandzentrums von der Grazer Straße sollte freundlicher und heller gestaltet werden, findet Ruth Maier. Mit dem vielen Verkehr hat sie eigentlich keine Probleme: „Ich finde es nicht schlimm, wenn hier Autos fahren, sie müssen nur langsam fahren.“ Allerdings ist das Verkehrsaufkommen auf der Stuttgarter Straße groß: Rund 7000 Fahrzeuge rollen laut städtischer Zählungen pro Tag durch die Feuerbacher Haupteinkaufsstraße.

Wo schlägt das Herz des Stadtbezirks?

Klar ist: Hier auf der Stuttgarter Straße pulsiert das Leben, hier schlägt das Herz des Stadtbezirks. „Wir hatten mal mit dem Architekten Werner O. Schwarz eine Begehung durch Feuerbach“, berichtet Maier. Da habe er auf einen alten Stadtgrundriss ein Strichmännchen gemalt: „Das Rückgrat bildet die Stuttgarter Straße, die schräg nach oben zeigenden Arme bildeten die Zufahrtsstraßen nach Botnang und Weilimdorf und das Herz des Mannes umfasste den alten Ortskern mit der Kelter, der Stuttgarter Straße und verschiedenen Querstraßen. Diese nach wie vor gültige „Anatomie Feuerbachs“ habe Schwarz „mit diesem Männle unheimlich gut dargestellt“.

Das ehemalige Fahrion-Areal und der Wilhelm-Geiger-Platz

Am Ende der Achse Grazer Straße liegt das ehemalige Fahrion-Areal. Es gammelt eher vor sich hin, die Arbeitsgruppe „Städtebauliche Entwicklung“ hatte damals Pläne für das Gebiet entwickelt. Was wäre bei einem Kauf nicht alles möglich: Eine Sporthalle, eine Mensa, eine Kindertageseinrichtung auf einer Gemeinbedarfsfläche in Richtung Steiermärker Straße. Weiter oben Wohnen und umweltverträgliches und eingeschränktes Gewerbe als Abschirmung zu Bosch. Vielleicht gebe es ja jetzt „mit dem neuen Finanzbürgermeister die Chance, das Gelände zu erwerben“, sagt Hiss. Es wäre eine Riesenchance.

Auch dem etwa 400 Meter entfernten Wilhelm-Geiger-Platz mangelt es an Attraktivität: „Der Platz ist praktisch tot“, sagt Maier. Dabei könnte der Bereich vor dem Rathaus mit Leben gefüllt werden. „Dort fehlen Sitzbänke, man will offenbar nicht, dass sich die Menschen dort aufhalten.“ Das positive Gegenspiel sei der Emil-Schuler-Platz in Zuffenhausen, sagt die Bürgervereinsvorsitzende. Warum nicht auch in Feuerbach. „Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

Die Nagelprobe für die Stuttgarter Straße

Feuerbach - Mehrfach stand in den vergangenen Jahren die künftige Gestaltung der Feuerbacher Einkaufsmeile im Fokus der örtlichen Kommunalpolitiker und Stadtplaner. Im Februar dieses Jahres befasste sich der Bezirksbeirat erneut mit Plänen zur Umgestaltung der Kreuzung Stuttgarter/Grazer Straße. Der Versuch der Fraktionen einen gemeinsamen Kompromiss zu schließen, misslang erneut. Doch diesmal verständigten sich mehrere Betreuungsstadträte nach der Sitzung. „Wir haben gesagt: Lasst uns das Thema zurück in den Gemeinderat holen“, berichtet Stadträtin Suse Kletzin (SPD). Jürgen Zeeb (Freie Wähler) schrieb an Baubürgermeister Peter Pätzold. Er bat im Namen mehrerer Fraktionen, das Thema in einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Umwelt und Technik (UTA) zu behandeln. Am vergangenen Dienstag stellte Rainer Wallisch vom Amt für Stadtplanung und Wohnen den Plan für „die Verkehrsplanung Stuttgarter Straße – Grazer Platz“ im UTA vor. Am Ende setzte sich eine knappe Mehrheit mit 9 zu 8 Stimmen (Bündnis 90/Die Grünen, SPD und SÖS/Linke-plus) durch und folgte dem Vorschlag der Verwaltung. 19 Parkplätze werden wegfallen, dafür sollen in der Grazer Straße vier neue geschaffen werden. Der Antrag von Jürgen Zeeb „mindestens vier bis fünf Parkplätze am Grazer Platz“ zu erhalten, fand bei 8 Ja- und 8 Nein-Stimmen plus einer Enthaltung keine Mehrheit.

Mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer

„Diese Ecke kann nur gewinnen, wenn wir die Pläne der Stadtverwaltung aufgreifen“, findet Andreas G. Winter (Bündnis 90/Die Grünen) und betont: „Das Geld dafür ist da.“ Rund 500 000 Euro stehen aus dem Fond „Stadtteilzentren konkret“ zur Verfügung. Mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen, sei wichtig. Die weitergehende Frage sei: „Wie können wir die Stuttgarter Straße Zug um Zug vom Verkehr entlasten?“

Letztendlich sind sich die Fraktionen im Gemeinderat einig, dass die Stuttgarter Straße eine Aufwertung benötigt. „Die Stuttgarter Straße braucht einen Attraktivitätsschub vom Biberturm bis hinunter zum Obi“, sagt Matthias Oechsner (FDP). „Die Schaffung des Grazer Platzes ist der erste Schritt, um mehr Qualität in die Stuttgarter Straße hineinzubekommen.“ In der oberen Stuttgarter Straße fehle ein „Frequenzbringer“. Allerdings sei die Parkplatzfrage ein zweischneidiges Schwert: „Wenn die Leute keine Parkplätze haben, dann bleiben sie weg“, sagt Oechsner. Deshalb wäre es wichtig, zumindest Ersatzparkplätze in Fußnähe zu schaffen, wenn sie am Grazer Platz wegfallen.

Gute Situation schaffen

Auch Markus Bott (CDU) betont: „Wir müssen auf der Stuttgarter Straße etwas tun und zwar vom Biberturm bis hinunter zur Leobener Straße.“ Allerdings sei es wichtig, mit „Maß und Ziel“ vorzugehen. Es müsse „für alle Verkehrsteilnehmer eine gute Situation geschaffen werden“. Ein Verkehrsgutachten sei wichtig, wenn man in der Stuttgarter Straße regulierend eingreife. Auch er hätte gerne einige Parkplätze am Grazer Platz erhalten.

Suse Kletzin (SPD) regt die Entwicklung eines Rahmenplanes für den Bereich an – mit Beteiligung der Bürger. In Untertürkheim habe dies sehr gut funktioniert. „Ich mache mir Sorgen um die obere Stuttgarter Straße, denn die ist bereits jetzt ein Stück weit abgehängt.“ Auch für den Bereich beim Kelterplatz bräuchte es ein Konzept und neue Impulse.

Jürgen Zeeb (Freie Wähler) sieht die Sache pragmatisch: „Wenn wir den Knoten Grazer/Stuttgarter Straße verbessern können, dann sollten wir es tun.“ Wenigstens ein paar Parkplätze hätte er aber gerne behalten und habe sich dafür im UTA auch eingesetzt. Leider ohne Erfolg. Den Wegfall von 19 Parkplätzen findet er zu viel. „Das ist nicht gut.“ Roland Saur, der erstmals für SÖS im Gemeinderat kandidiert, betont, dass Bürger den „zunehmenden Autoverkehr, die Verdrängung der Fußgänger durch viele Baustellen und die leer stehenden Gebäude und Läden vor allem in der Stuttgarter Straße beklagen“. Der sogenannte Grazer Platz lade nicht zum Verweilen ein. „Die Uneinigkeit im Bezirksbeirat und der Verzicht auf eine Investition von 600 000 Euro ist ein großer Fehler, der jetzt unbedingt korrigiert werden muss“, sagt Saur.

Passender Einstieg

Für Christoph Ozasek (Die Linke) wäre für die Stuttgarter Straße „eine Fußgängerzone wünschenswert“. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Fußgänger und Radfahrer mehr Geld und Kaufkraft in Einkaufsbereiche bringen als Autofahrer. Den Bereich „Grazer Platz“ zu einer verkehrsberuhigten Zone auszubauen und dort eine Art Gemeinschaftsraum (Shared Space) für Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer zu schaffen, hält Ozasek für den passenden Einstieg. „Der durchlaufende Bodenbelag schafft quasi einen egalitären Raum für alle Verkehrsteilnehmer.“

Bernd Klingler vom Bündnis Zukunft Stuttgart 23 (BZS23) sagt: „Die Stuttgarter Straße braucht eine Aufwertung, die gut für den Einzelhandel ist.“ Und dies bedeute für ihn, „dass es weiterhin genug Parkplätze dort geben muss“. Das ist für ihn die Grundvoraussetzung jeder Veränderung. Stellplätze wegzunehmen, halte er „nicht für besonders schlau, denn wir haben jetzt schon relativ wenig“.