Die Stuttgarter Straßenbahnen AG hat für das Jahr 2013 eine positive Bilanz gezogen. Doch es zeichnen sich Probleme ab: Ohne mehr Zuschüsse wird das Angebot der Busse und Bahnen kaum zu halten sein.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) haben im vergangenen Jahr einen sehr guten Geschäftsabschluss erreicht. „Das Jahr 2013 war fulminant“, erklärte Vorstandssprecher Reinhold Bauer. Man habe nicht nur bei den Fahrgastzahlen, sondern auch bei den Einnahmen neue Rekorde erzielt.

 

„Außerdem haben wir noch nie so viele Leute eingestellt wie im vergangenen Jahr“, so Bauer. Dank vier Stadtbahn-Baustellen und vieler kleiner Verbesserungen gehe auch der Ausbau des Stuttgarter Nahverkehrsnetzes weiter. Mittelfristig sieht Bauer allerdings große Probleme auf das städtische Nahverkehrsunternehmen zukommen. „Wir sorgen uns wegen der immer schwierigeren Finanzierung unseres Netzes und des Fahrzeugparks.“ Ohne mehr öffentliche Zuschüsse sei das dichte Netz mit kurzen Taktzeiten in Zukunft kaum zu halten.

200-Millionen-Euro-Marke im Visier

Der Kaufmännische Vorstand Jörn Meier-Berberich skizzierte die Bilanz 2013 mit konkreten Zahlen. Die Fahrgeldeinnahmen seien um acht auf 199,3 Millionen Euro gestiegen. „In diesem Jahr knacken wir die 200 Millionen-Euro-Marke“, so Meier-Berberich, denn in den ersten fünf Monaten seien die Einnahmen um fünf Prozent gestiegen. Wegen des guten Jahresergebnisses benötige man von der Stadt nur einen Zuschuss von 18,5 Millionen Euro für eine ausgeglichene Bilanz, denn aufgrund etlicher Sondereinnahmen durch Immobilienverkäufe liege man um 6,2 Millionen unter dem Ansatz im Wirtschaftsplan.

„Mit 94,5 Prozent haben wir einen sehr guten Kostendeckungsgrad erreicht“, so Meier-Berberich. Entsprechend positiv bewertet er die kurzfristige wirtschaftliche Zukunft der SSB. „Mittelfristig wird uns aber die Finanzierung des Nahverkehrs, der Unterhalt der Infrastruktur und die Erweiterung unseres Angebotes erhebliches Kopfzerbrechen bereiten.“ In den nächsten Jahren seien deutlich größere Liquiditätsengpasse zu erwarten, weil die Kostendeckung durch die Fahrgeldeinnahmen geringer ausfielen und der Anteil der öffentlichen Zuschüsse immer weiter zurückginge.

Viele neue Kunden gewonnen

„Die Schere geht immer weiter auf“, betonte der Manager. Im vergangenen Jahr habe man den Rückgang der Fördergelder noch durch Fahrgastwachstum kompensieren können. Vor allem im Berufsverkehr und bei den Senioren wurden viele neue Kunden gewonnen. Im Schüler- und Ausbildungsverkehr gab es trotz erwarteter demografischer Veränderungen noch keine Einbußen.

„Es hat sich ausgezahlt, dass wir 2013 unser Angebot weiter ausgedehnt haben“, sagte der Technische Vorstand Wolfgang Arnold. Die seit September bis in den Hallschlag fahrende U 12 habe das Fahrgastaufkommen in diesem Cannstatter Stadtteil verdoppelt. Gegen Ende 2016, wenn die U 12 bis nach Remseck fahre, erwarte man einen weiteren Zuwachs an Kunden. Trotz aller Schwierigkeiten sei es zudem gelungen, den Ausbau der Stadtbahnlinie U 6 bis zum Flughafen zu beschließen. „Und im Herbst beginnen die Vorarbeiten an der Haltestelle Staatsgalerie, die wegen Stuttgart 21 verlegt werden muss“ sagte Wolfgang Arnold. Er warnte davor, „unbegründete Panik vor einem Stadtbahnchaos“ zu schüren. Es wird von 2016 an deswegen aber keine Busersatzverkehre geben, wir fahren alle Stadtbahnhaltestellen an“, erklärte der Techniker im Vorstand. Man werde „verlässliche und vorhersehbare Bedingungen“ für die Fahrgäste schaffen.

Hohe Leistung auf S-Bahn-Niveau

Von den bestellten 20 neuen Stadtbahnen sind inzwischen 17 im Einsatz. „Weitere 20 sind bestellt“, so Arnold. Es zeichne sich allerdings ab, dass die SSB wegen der steigenden Laufleistung zusätzliche Bahnen benötigten. Jede Stadtbahn lege im Jahr fast 120 000 Kilometer zurück. Diese hohe Leistung auf „S-Bahn-Niveau“ bedeute auch einen höheren Verschleiß bei Fahrzeugen, Schienen und Weichen.

Laut Personalvorstand Reinhold Bauer haben die SSB 2013 mit rund 180 Neueinstellungen einen Rekord aufgestellt. Auch die Zahl der Auszubildenden sei mit 90 so hoch wie noch nie in der Unternehmensgeschichte gewesen. Der Arbeitsmarkt sei schwierig. „Wegen der guten Konjunktur sind Nutzfahrzeugmechatroniker kaum zu finden“, so Bauer. Deshalb werde man diese in Zukunft selbst ausbilden.