Architekturstudenten der Universität Stuttgart haben in Südafrika den dritten Bauabschnitt im „Village of Hope“ fertiggestellt. In den Häusern erhalten Aidswaisen eine neue Heimat.

Stuttgart - Am Anfang war es nur eine Idee gewesen: Ulrike Perlmann und Leslie Koch studierten im Jahr 2010 Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und bereiteten sich auf ihre Diplomarbeit vor – da begannen sie darüber nachzudenken, ein Gebäude für Schulanfänger in Südafrika zu bauen. Die Idee fand Anklang bei Professor Arno Lederer, dem Leiter des Instituts für öffentliche Bauten und Entwerfen an der Uni.

 

Die Idee wurde so zum Inhalt der Diplomarbeit, Pläne wurden erarbeitet, Spendengelder gesammelt, ein Team aus Freiwilligen gebildet. Innerhalb von nur wenigen Wochen entstand Anfang 2011 im „Village of hope“ in Grabouw bei Kapstadt ein Klassenraum aus günstigen, nachhaltigen Materialien in einfacher Bauweise, angelehnt an die traditionellen Rundhütten. „Wir wollten mit unserer Arbeit etwas bewegen und anderen Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie uns“, sagt die Projektkoordinatorin Leslie Koch.

Das neue Waisenheim bietet Platz für 20 Kinder

Nach dem Motto „Build together, learn together“ setzten die Kommilitonen beim Aufbau ihr theoretisch erlerntes Wissen praktisch um; die Einwohner wiederum lernten Wissenswertes über Bauweisen und Materialien, das sie auch beim eigenen Haus einfach anwenden können. „Ukuqala“ nennen Koch und Perlmann ihr Projekt, was auf Xhosa, einer der elf offiziellen Sprachen Südafrikas, „Anfang“ heißt. „Ukuqala 1“ war der Beginn des interkulturellen Projekts im „Village of hope“. Das Dorf, in dem Aidswaisen und HIV-infizierte Kinder aufgenommen werden, war hoffnungslos überfüllt und zu klein. 2012 folgte daher bereits ein zweites Wohngebäude. Vor rund zwei Monaten haben nun 20 Architekturstudenten der Universität Stuttgart den dritten Bauabschnitt fertig gestellt: Es handelt sich um ein Waisenheim, das Platz bietet für 20 Kinder. Parallel dazu wurde am gesamten Grundstück des Dorfes weitergearbeitet, so wurden etwa Sanitärpavillons aus recycelten Aluminium-Druckerplatten errichtet.

Die Verwendung von traditionellen Materialien der Umgebung, Holz, Stroh und Lehm, und die Verwendung von Recyclingprodukten und eine energieeffiziente Bauweise standen aber bei allen Projekten im Vordergrund. „Das knappe Budget hat uns oft zum Improvisieren gezwungen“, erklärt die Architektin Koch. So wurde eine ausgediente Waschmaschinentüre kurzerhand in ein formschönes Fenster umfunktioniert, eine recycelte Werbeplane konnte als Schattendach für einen bestehenden Kindergarten eingesetzt werden. Für angenehmes Licht sorgt in den Neubauten die Stuttgarter Nimbus Group, die sich mit einer Leuchtenspende an dem Projekt beteiligte. Die eingesetzten LED-Leuchten verbrauchen wenig Strom und haben eine lange Lebensdauer. Highlight für die Kinder, die täglich auf der Baustelle waren und auch mithalfen, waren jedoch die pinkfarbenen „Squeeze“-Leuchten.

Eine Fortsetzung des Projektes wird es nicht geben

„Eigentlich hatten wir vor, in diesem Jahr nur türkisfarbene Dekoelemente einzusetzen“, so Koch. „Die Kinder haben sich aber so sehr über die kräftig pinkfarbenen Leuchten gefreut, dass wir unser Farbkonzept über den Haufen geworfen haben.“ Besonders erfreut ist die 29-jährige Architektin darüber, dass die Regierung ihre Sozialwohnungen in den Townships nun nach dem Vorbild der Stuttgarter Studenten realisieren möchte. „Die Regierung hat erkannt, dass man mit günstigen Materialien effektiv und sicher bauen kann“, so Koch. Das Projekt im „Village of hope“ ist abgeschlossen, den Kontakt zu den Einheimischen wollen die Studenten beibehalten. „Es war eine sehr intensive Zeit“, berichtet Leslie Koch rückblickend: „Wir sind erleichtert, dass alles so gut geklappt hat!“