Ralph-Dieter Hörrmann, über viele Jahrzehnte ein Trendsetter in Sachen Haarmode in Stuttgart, feiert am kommenden Montag seinen 80. Geburtstag. Erst vor zwei Jahren hat er sich in den Ruhestand zurückgezogen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart. - Dass man ihn einen „Promi-Friseur“ nannte, gefällt ihm nicht. In den 60 Jahren seines Berufslebens ist es Ralph-Dieter Hörrmann, wie er heute sagt, völlig egal gewesen, wie berühmt jemand war – Hauptsache, er oder sie hatte Haare zum Verschönern. Gut, so manchem prominenten Kunden hat der Ehren- und Alterspräsident von nationalen und internationalen Coiffeur-Verbänden den Kopf gewaschen – Namen will er aber nicht nennen.

 

Diskret ist er geblieben. Am Montag feiert Hörrmann, der sich erst vor zwei Jahren aus seinem Salon an der Schulstraße verabschiedet hat, den 80. Geburtstag. Im Zeitungsarchiv wird man fündig, wenn es um Berühmtheiten geht, um die sich der Stuttgarter gekümmert hat. Als die Königin von Malaysia 1992 zum Staatsbesuch kam, so war zu lesen, musste Hörrmann ein Zimmer ihrer Suite im Hotel Graf Zeppelin in einen Friseursalon verwandeln und einen Friseursessel mitbringen.

Aus London brachte er seine Frau mit

Mit dem internationalen Parkett war der Chef von mehreren Salons schon immer vertraut. Weltweit war er unterwegs, von „A wie Amsterdam bis Z wie Zürich“, wie er sagt, um sich fortzubilden oder um in der Fremde seine Friseurkunst anzuwenden. Aus London brachte Hörrmann seine Frau mit, mit der er bald 55 Jahre verheiratet ist. Seine Tochter lebt in Paris, sein Sohn in den USA – so international ist die Familie. Die Kinder wollten nicht in seine beruflichen Fußstapfen treten.

Dies war bei Ralph-Dieter Hörrmann anders. „Früher war’s strenger“, sagt er. Dem Wunsch des Vaters widersprach er nicht und wurde wie dieser Friseur. 1956 begann der Junior die Ausbildung. Später übernahm er das väterliche Friseurgeschäft – und hat es bis heute nicht bereut. Über Jahrzehnte galt der Jubilar als Trendsetter, hat immer wieder die neuen Haarmoden vorgeführt. Die Techniken haben sich in den Jahren verändert. „Früher trugen Männer ihr Fiffi“, sagt er, also ein Toupet. Heute würde man ihnen kaum noch ansehen, wenn ihre Haare nicht echt sind. Auch mit den neuen Färbemitteln würden Ergebnisse erzielt, die äußerst natürlich aussähen. Hörrmann glaubt dennoch, dass er immer erkennt, ob jemand die Haare färbt. Nichts sei dagegen einzuwenden, doch man müsse dazu stehen. Bei einem früheren Kanzler lachte seinerzeit die gesamte Branche, wenn dieser behauptete, seine Haare seien nicht gefärbt.

„Alles muss immer billiger werden – und wird damit nicht besser“

Längst geht es bei einem Friseur nicht nur um Haare. Er ist auch Psychologe, verwöhnt seine Kunden beim „Schamponieren“, wäscht ihm nicht nur einfach die Haare. Und der Friseur ist glücklich, wenn jemand etwas gedrückt den Laden betritt und diesen strahlend verlässt. Nicht leicht ist es dem „Star-Figaro“, wie Zeitungen über ihn schrieben, gefallen, vor zwei Jahren aufzuhören. Seine Stammkunden, die oft mehreren Generationen einer Familie entstammten, vermissen ihn noch heute.

Auch wenn neue Techniken die Arbeit am Haar erleichtern, hat sich nicht alles positiv entwickelt, findet Hörrmann. „Es fehlt die Wertschätzung für den Friseur“, bedauert er., „alles muss immer billiger werden – und wird dadurch nicht besser.“