Das Online-Voting für den Ehrenamtspreis ist auf enorme Resonanz gestoßen: 6572 Stimmen gingen ein – und die Ergebnisse waren knapp. Das zeigt wie schwer die Wahl ist angesichts des vielfältigen und bewundernswerten Engagements.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Sie, liebe Leser und Leserinnen, haben entschieden, an wen die Ehrenamtspreise 2021 gehen. Beim Online-Voting wurden insgesamt 6572 Stimmen abgegeben. Geworben für die stillen Helden wurde erstmals auch in den sozialen Netzwerken bei Instagram und Facebook sowie auf der Homepage des Stadtkinds. Die Resonanz war überwältigend. Im Vergleich zu anderen Online-Umfragen haben sich wesentlich mehr Leser und Leserinnen beteiligt. Dies zeigt, das große Interesse an der Aktion „Stuttgarter und Stuttgarterin des Jahres“ und würdigt die Leistungen aller Ehrenamtlichen.

 

Knappes Rennen um die beiden ersten Plätze

Die Abstimmungsergebnisse sind mitunter sehr knapp. Die beiden ersten Plätze liegen mit großen Abstand vorne, aber auch bei ihnen ist die Differenz der abgegebenen Stimmen knapp: Sieger ist Serkan Eren mit seiner international tätigen Hilfsorganisation Stelp mit 18,08 Prozent. Eren hat sein Leben völlig umgekrempelt und in den Dienst der Ärmsten der Armen gestellt. Ausschlaggebend war eine Reportage im Fernsehen über hungernde und frierende Kinder. Auf eigene Faust begann er Hilfsgüter in Krisengebiete zu transportieren.

Heute arbeitet ein stattliches Netz von Ehrenamtlichen für Stelp und durch einen Besuch im Café Natan in der Katharinenstraße kann man helfen, denn alle Einnahmen werden gespendet.

Anna Butters und Anne Blumers folgen mit nur 31 Stimmen weniger (17,62 Prozent) auf Platz zwei. Beide sind sie in ganz anderen Berufsfeldern tätig, haben sich aber dennoch im vergangenen Jahr im Gesundheitswesen sehr erfolgreich engagiert. Sie sind in Stuttgart die Pionierinnen bei den Coronatests, denn im Nachbarschaftszentrum Höfle auf dem Killesberg öffneten sie bereits im März 2021 eine Teststation – die erste weit und breit.

400 Tests täglich machten sie dort zunächst auf eigenes finanzielles Risiko und mit gehörigem persönlichen Einsatz. So konnten sie den Menschen ein wenig Normalität im Leben zurückgeben.

Ehre für die Stadtteilaktivistin

Luisa Händle wurde mit 10,96 Prozent der Stimmen auf Platz drei gewählt. Sie hat das Berger Plätzle bei er Villa Berg im Stuttgarter Osten wiederbelebt. Dank ihrer Initiative wird hier wieder gesungen und es wird gemeinsam gegärtnert. Die Designerin hat die Berger zwischen acht und achtzig motiviert, sich hier gemeinsam eine offene Begegnungsstätte aufzubauen.

Für das heruntergekommene Vereinsheim des Männergesangsvereins Berg im Zentrum des Plätzle hat sie eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, denn die vielen Aktivitäten sollen hier Raum und frische Farbe bekommen.

Wie bei den beiden ersten Plätzen war das Ergebnis auch um den Platz drei hart umkämpft: So erhielt Florian Gassmann, der in der Drogenprävention tätig ist, nur 28 Stimmen weniger als Luisa Händle und dicht auf den Fersen folgt ihm die Hebamme Kerstin Steiner, die trauernden Eltern mit einem Foto ihres verstorbenen Babys zu der einzigen greifbaren Erinnerung verhilft. Sie erhielt nur 16 Stimmen weniger als Gassmann.

Besondere Auszeichnung durch die Jury

In den früheren Jahren stimmte ausschließlich die Jury über die Siegerplätze ab. Dieses Mal wählte sie aus allen Einsendungen ihren Sonderpreis. Dieser geht an Mohammad Naser Rostami. Der junge Mann, der 2015 aus Afghanistan geflüchtet ist, versteht sich als Vermittler zwischen den Kulturen – insbesondere, was deren unterschiedliches Rollenbild von Mann und Frau betrifft. Bei einem Raketenangriff der Taliban wurde er schwer verletzt. Seither ist er gelähmt und ist auf den Rollstuhl angewiesen.

In Stuttgart hat er neuen Lebensmut geschöpft und engagiert sich gleich in mehreren Bereichen und Institutionen als Ehrenamtlicher: in der Gewaltprävention, als Dolmetscher und als Gesundheitslotse für Geflüchtete. Rostami trainiert behinderte Kinder im Basketball und macht Stadtführungen. Damit er körperlich fit bleibt, treibt er selbst Sport und war mit einem Handbike sogar beim Stuttgart-Lauf dabei und in Ulm hat er so einen Halbmarathon gemeistert.

Dank an alle Ehrenamtlichen

Herzlicher Dank und große Anerkennung gilt auch all jenen, die dieses Mal keinen der Stuttgart-Oscars aus der Werkstatt des Behindertenzentrums in Feuerbach und kein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro gewonnen haben. Dieses wird von der Volksbank Stuttgart gespendet. Sie richtet auch den Festakt zur Verleihung des Ehrenamtspreises aus.

Am 16. März werden die stillen Helden in der Volksbank Stuttgart gefeiert. Oberbürgermeister Frank Nopper wird ein Grußwort sprechen. Dabei sind auch die Initiatoren des Ehrenamtspreises, Chefredakteur Joachim Dorfs von der Stuttgarter Zeitung, der auch Juror war, sowie Andreas Haas vom Vorstand der Volksbank Stuttgart. Er wirkt beim Festakt gleich in dreifacher Funktion mit: als Ausrichter des Preises, als Gastgeber und als Juror. Die Jurymitglieder Carina Kriebernig (Stadtkind-Redaktion), Hansjürgen Mauch (Evangelische Gesellschaft) und Dagmar Mikasch-Köthner (VHS-Direktorin) werden die Publikumspreise überreichen. Musikalisch wird die Feier von den Künstlern Thabilé (Gesang) und Steve Bimamisa (Gitarre) begleitet. Interessierte können sie als Livestream auf der Homepage der StZ verfolgen.

Alle früheren Gewinner des Ehrenamtspreises finden Sie hier: „Stuttgarter/in des Jahres“