Die Polizei hat im Jahr 2015 auf Stuttgarts Straßen 26 702 Unfälle gezählt – soviel wie nie zuvor in einem Jahr. Acht Menschen kamen ums Leben. Die Polizei möchte ihre Alkoholkontrollen verstärken.

Stuttgart - Die Zahl ist ein Rekord, wenn auch ein trauriger: 26 702 mal hat es im vorigen Jahr auf Stuttgarts Straßen gekracht. Mehr Unfälle wurden in der Landeshauptstadt seit Einführung dieser Zählung 1979 noch nie registriert. Gegenüber 2014 waren es noch einmal 410 Unfälle oder 1,5 Prozent mehr.

 

Die Gründe, warum es im Straßenverkehr der Stadt immer häufiger zu Unfällen kommt, sind laut Polizeipräsident Franz Lutz vielschichtig. Neben der oft engen Verkehrsführung im Kessel und den Fehlern beim Wenden und Abbiegen kämen ganz aktuell auch Gefahren wie das Dauerspielen mit dem Smartphone oder dem Headset dazu. Auch die ständig zunehmende Zahl an Baustellen mit der einhergehenden teilweise komplizierten Verkehrsführung plus Stress durch lange Verzögerungen in Deutschlands Stauhauptstadt sind ein nicht zu unterschätzendes Unfallrisiko. „Menschliches Fehlverhalten ist bei sehr vielen Unfällen die Ursache“, sagte Lutz bei der Präsentation der aktuellen Zahlen. „Ein wenig mehr Gelassenheit würde sicher so manchen Unfall vermeiden.“

Weniger Verletzte wegen Dauerstaus

Erfreulich ist dagegen, dass die Zahl der Schwerverletzten von 301 auf 257 zurückging. Die 14,6 Prozent weniger sind laut Lutz auch eine Folge davon, dass durch den dichten Verkehr und die Staus in der Stadt immer langsamer gefahren wird. Trotzdem verloren acht Menschen ihr Leben, drei mehr als 2014. Insgesamt wurden 2778 Menschen verletzt. In der Gesamtschau bedeutet dies: Täglich gab es im vorigen Jahr im Schnitt 73 Unfälle in der Stadt, bei denen acht Menschen verletzt werden.

Unfallflucht nimmt zu

Eine unrühmliche Veränderung gibt es beim Tatbestand der Unfallflucht. „Bei jedem vierten Unfall entfernen sich die Fahrer unerlaubt“, erklärte Polizeivizepräsident Norbert Walz. Bei 163 der 6019 Fälle von Unfallflucht wurde der Unfallgegner verletzt. „Jemanden verletzt zurücklassen ist beschämend und auch ein Straftat“, sagte Walz. Daher sei man auch stolz darauf, die Zahl der aufgeklärten Fahrerfluchten um sieben Punkte auf 54 Prozent gesteigert zu haben. „Und wir arbeiten weiter daran, dass es künftig noch mehr werden.“

Mehr wird offenbar auch der Alkohol, den einige im Blut haben, wenn sie sich ans Steuer setzen. Von den 1014 Alkoholsündern, die erwischt wurden, hatten 64 Prozent mehr als 1,1 Promille Alkohol im Blut. „Das sind keine Leute, die einmal im Leben ein Glas zu viel getrunken haben“, sagte dazu der Chef der Verkehrspolizei Roland Haider. „Das sind Menschen mit einem echten Alkoholproblem.“ Und laut Polizei müssen auch diese in diesem Jahr mit einem noch engeren Netz an Kontrollen rechnen – sie sollen häufiger stattfinden.