Am Rand des Rotlichtviertels hat ein Verein das Züblin-Parkhaus unter dem Namen Ebene 0 zu einem Ort für Kunst, Subkultur und Urban Gardening gemacht. „Erschüttert“ sind die Macher, dass sie jetzt nach acht Jahren gehen müssen.

Stuttgart - Das Kulturprojekt mit dem Namen Ebene 0 muss nach acht Jahren das Züblin-Parkhaus räumen. Auf Ende Juni ist jetzt den Machern des Projektraums gekündigt worden, die Kunst ausstellten und Gärtnern auf dem obersten Parkdeck Platz zum Pflanzen boten. „Wir wurden völlig überrascht von der Entwicklung“, bedauert Daniel Zürn von dem Verein, der noch zweieinhalb Jahre bleiben wollte, bis das Parkhaus abgerissen werden soll. „Leider stellte der Parkhausbetreiber unseren gemeinnützigen Verein vor vollendete Tatsachen“, klagt Zürn, „ein kommerzieller Nachmieter für den Projektraum war bereits gefunden.“ Offensichtlich werde ein kultureller Akteur durch den anderen vertrieben.

 

„Erschüttert“ über das abrupte Ende

Die neuen Betreiber wollen ein Kulturkiosk eröffnen und wehren sich gegen die Vorwürfe, die bisherigen Mieter verdrängt zu haben. Die Parkhausbetreiber seien mit den Leuten der Ebene 0 zuletzt unzufrieden gewesen und hätten deshalb neue Betreiber gesucht. Vom Anfangselan der Ebene 0 sei nicht völlig übrig geblieben. Man wolle neue Mieter, die öfter aufmachten.

„Im Frühjahr 2012 sind wir zu einer Zeit gestartet, als das Quartier Negativschlagzeilen machte“, sagt Zürn, „längst wundert sich keiner mehr, wenn im Züblin-Parkhaus Kunst ausgestellt, gegärtnert oder eine Performance aufgeführt wird.“ Nicht verstehen will er, dass eine Kooperation mit den Nachmietern nicht möglich sei. Dass die Gärtner bleiben dürfen, erfreut den Verein. „Erschüttert“ aber ist er, dass das Kulturprojekt Ebene 0 abrupt aufhören muss.

Über 100 Veranstaltungen in acht Jahren

Für einen ursprünglich temporär gedachten Raum seien acht Jahre aber keine kurze Zeit, heißt es auf der Homepage von Ebene 0. „Wir blicken gern auf ereignisreiche Jahre mit über 100 Veranstaltungen im Leonhardsviertel zurück“, ist weiter zu lesen, „neben zahlreichen Ausstellungen fanden im Parkhaus auch Konzerte, Lesungen, Partys, Theateraufführungen, Buchpräsentationen, Performances, nachbarschaftliche Aktionen, Open Air Kino, offene Yogastunden sowie zahlreiche kulturelle Kooperationen unter anderem mit dem Kurzfilmfestival, dem Theater Rampe, dem Citizen Kane Kollektiv, dem Figurentheaterfestival und vielen weiteren statt.“ Außerdem könne seit mittlerweile sieben Jahren auf dem Parkhausdach gemeinschaftlich gegärtnert werden: Urban Gardening hat der Verein inklusive Ausblick, Bienenstöcke und Aquaponik-Anlage möglich gemacht.