Auch Vereine müssen ihre Mitgliedsbeiträge künftig nach dem Sepa-Verfahren verbuchen. Das schafft Probleme und eine Menge Arbeit für die ehrenamtlich Engagierten.

Stuttgart - Friedrich-Wilhelm Päusch spielt Briefträger. Nachdem er die Schreiben eigenhändig getippt, gedruckt, gefaltet und in Umschläge gesteckt hat – immerhin 200 Stück –, klappert er nun Briefkästen ab. Denn alle Mitglieder des Liederkranzes Botnang müssen über die Umstellung auf „Sepa“ informiert werden. Eine Aufgabe, die Schatzmeister Päusch selbst in die Hand nimmt. „Sonst wäre unser Verein finanziell überfordert, wir arbeiten ja alle ehrenamtlich“, seufzt er.

 

„Sepa“ steht für „Single European Payments Area“, den neuen einheitlichen Zahlungsraum in Euro. Die bisherigen Kontonummern und Bankleitzahlen werden durch internationale Kontonummern ersetzt. Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen werden in allen 33 teilnehmenden Ländern vereinheitlicht.

Anfangs ist die Verunsicherung groß gewesen

Auch Vereine sind von der Reform betroffen: Um künftig Beiträge einziehen zu können, müssen sie eine Gläubiger-ID beantragen und für jedes Mitglied eine persönliche Mandatsreferenznummer anlegen. Außerdem sind sie verpflichtet, alle Zahler über die Veränderungen zu informieren. Jeweils 14 Tage im Voraus wird dann nochmals ein Hinweis auf anstehende Abbuchungen fällig. Ursprünglich ist die endgültige Umstellung auf „Sepa“ für den 1. Februar geplant gewesen. Die Entscheidung der EU-Kommission, die Frist wegen des schleppenden Verlaufs bis zum 6. August zu verlängern (die StZ berichtete), gibt nun auch den Vereinen mehr Zeit.

„Anfangs waren viele verunsichert. Die Angst vor der Umstellung war groß“, sagt Thomas Müller, Sprecher des Württembergischen Landessportbunds. Seit fast einem Jahr beschäftigt der Landessportbund sich schon mit „Sepa“. „Insgesamt haben wir aber deutlich weniger Anfragen bekommen als erwartet. Die Vereine scheinen die Sache wirklich gut im Griff zu haben“, so Müller. Unterstützung hätten vor allem ehrenamtlich organisierte Vereine benötigt.

Dachverbände haben Seminare für die Vereine angeboten

Ähnliches weiß auch die Geschäftsführerin des Schwäbischen Chorverbands, Monika Brocks, zu berichten: „Anfangs gab es große Aufregung unter den Vereinen, dann hat sich die Lage beruhigt und die Umstellung ist gut verlaufen.“ Fast alle hätten inzwischen ihre Lastschriften umgestellt, so ihre Einschätzung. Konkrete Hilfestellung habe der Chorverband auch angeboten: „Wir haben zwei Seminare zu ,Sepa’ veranstaltet. Die waren ziemlich gut besucht.“ Sie sieht Arbeitsaufwand und Kosten als größte Herausforderungen. „Unsere Vereine arbeiten alle ehrenamtlich. Da ist das natürlich ein Problem. Und die Frage stellt sich immer noch: Wofür? Das alte System hat doch prima funktioniert“, so Monika Brocks.

Diese Frage treibt auch die Kassiererin des Stuttgarter Vereins zur Förderung seelisch Kranker und seelisch Behinderter nach wie vor um. „Ich habe noch nicht mal begonnen. Jetzt habe ich einen Termin bei meinem Bankberater gemacht. Alleine kann man das ja gar nicht schaffen. Das ist alles ein entsetzlich blöder Aufwand“, schimpft sie. Deshalb hat der Verein die Mitgliedsbeiträge schon im Januar eingezogen – noch nach dem alten Verfahren.

Viel zusätzliche Arbeit für die Ehrenamtlichen

Auch beim größeren TV Cannstatt ist die Umstellung noch nicht ganz abgeschlossen – die Vorbereitungen sind aber getroffen und die ersten Testbuchungen wurden durchgeführt. „Am meisten Zeit haben wir für die Beschaffung der Informationen gebraucht“, berichtet der Geschäftsstellenleiter Benjamin Löwinger. Insgesamt zwei Wochen reine Arbeitszeit, schätzt er. Von der Umstellung erfahren habe er durch seine Bank. Dort habe er sich auch Unterstützung gesucht. Außerdem funktioniere das regionale Netzwerk der Vereine gut – die Vereine stellten sich gegenseitig Informationen und Vordrucke zur Verfügung. Letztlich sei die Angst viel schlimmer gewesen als der tatsächliche Aufwand, so Löwinger.

Das bestätigt auch Joachim Kley vom Orinoco e.V. Die Umstellung der 25 Lastschriften hat er bereits hinter sich. Informationen habe er sich bei seiner Bank besorgt. „Insgesamt zwei Tage für die Vorbereitung und drei Tage Arbeit im Home-Office, dann war es geschafft“, so Kley. Schade findet er lediglich, dass die Hausbank den Verein nicht von sich aus informiert habe. „Zum Glück war mir die Umstellung aber schon länger bekannt, so dass ich frühzeitig reagieren konnte“, sagt er.