Ob Bio-Laube, Besen-Gastro oder Jungwinzer: Ohne Erzeuger aus der Nachbarschaft müsste Stuttgart reichlich trocken feiern.

Stuttgart/Fellbach/Kernen - Der Wein soll beim Weindorf wieder mehr in den Fokus rücken – das ist das erklärte Ziel der bis zum 8. September laufenden Großhocketse in der Landeshauptstadt. Im Glas freilich hätten die Stuttgarter ohne Weinerzeuger und Gastronomen aus Fellbach und Kernen allerdings nicht viel. Bei der 43. Auflage des Weindorfs sind auffällig viele Betriebe aus der Umgebung am Start.

 

Gemeinschaftsstand der Jungwinzer als Vorbild

Markus Heid beispielsweise gehört zu den sieben Bio-Winzern, die zum ersten Mal auf dem Stuttgarter Weindorf mit einer Laube vertreten sind – und nicht nur für ihre Weine, sondern auch für ökologische Produktion an sich werben wollen. Als im Frühjahr die Idee aufkam, sich als Bio-Wengerter mit einer gemeinsam betriebenen Laube zu präsentieren, sah Heid sofort die Chancen. „Es ist wichtig, das Stuttgarter Weindorf als Schaufenster für gute regionale Weine zu nutzen und den Besuchern auch den Bio-Weinbau näher zu bringen“, sagt er.

Vorgemacht hatten das im vergangenen Jahr die Jungwinzer mit einem sehr erfolgreichen Gemeinschaftsstand – und den Biobetrieben sozusagen eine Steilvorlage geliefert. Dieses Jahr gibt es nun die vergrößerte Laube der Jungwinzer und die Premiere der kleinen, aber feinen Bio-Laube. Für Adrian Beurer vom gleichnamigen Weingut in Stetten hat das eine arbeitsintensive Folge: Er ist nicht nur bei den Jungwinzern, sondern auch bei den Biobetrieben mit von der Partie.

Dieses Jahr sind 17 Jungwinzer am Stand, einer weniger als im Vorjahr

Der Fokus liegt bei der nach der Standnummer benannten „Grünen 9“ eindeutig auf den Getränken und nicht – wie auf dem Weindorf mittlerweile üblich – auf dem Essen. Bei der Gastronomie kooperiert die Bio-Laube mit der Bio-Bäckerei Königsbäck aus Stuttgart. Außerdem bietet jedes teilnehmende Weingut drei Produkte an – vom Gutswein bis zum Großen Gewächs. An allen Weindorftagen wird von jedem Weingut ein Vertreter vor Ort sein. „Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen“, sagt Hermann Schmalzried aus Korb im Remstal. Er ist der Pionier unter den Bio-Wengertern im Süden, vor 40 Jahren hat er begonnen. Die Jungwinzer gehen mit ihrer Laube ins zweite Jahr und präsentieren sich mit einem leicht veränderten Konzept. Dieses Jahr sind 17 Jungwinzer am Stand, einer weniger als im Vorjahr.

Bei den Lauben und über 30 Weindorfwirten gibt es dieses Jahr einige Wechsel

Sie haben sich ihre Stand-Präsenz in zwei Schichten aufgeteilt. In den ersten sechs Tagen kommt Wein unter anderem von Wilhelm Kern aus Rommelshausen, dem Weingut von Johannes Bauerle und der Gruppe Next Generation von den Fellbacher Weingärtnern in die Gläser. Danach übernehmen bis zum Ende des Weindorfs unter anderem die Weingüter Karl Haidle, Beurer und Eißele aus Stetten. Bei der Gastronomie haben die Jungwinzer mit der benachbarten Alten Kanzlei eine Lösung gefunden. „Wir pachten rund 100 bis 120 Sitzplätze auf deren Terrasse zum Schlossplatz hin“, erklärt Christoph Kern, Geschäftsführer der Jungwinzer. „Wir schenken unsere Weine, Sekt und Secco aus, die Alte Kanzlei serviert ihre Speisen.“ Das ermöglicht den Jungwinzern, jetzt auch Reservierungen anzunehmen. An den Stehtischen gibt es aber nach wie vor die „Vesper-Gugg“, die im Vorjahr gut ankam.

Bei den Lauben und über 30 Weindorfwirten gibt es dieses Jahr einige Wechsel. Wie immer sind Fellbacher und Kernener Gastronomie-Betriebe maßgeblich dabei. Christian List vom Roten Hirsch, der in Fellbach demnächst Das Esszimmer übernehmen wird, ist Wirt der Laube Nr. 1 auf dem Schillerplatz. Vergrößert hat sich „Rauschenberger´s Laube“, der Fellbacher Betrieb ist ebenso auf dem Marktplatz vertreten wie Familie Schmieg aus Schmiden mit ihrer Laube „Zur Weindorfwirtin“ und die Familie Putler aus Rommelshausen mit „Inge´s Rathauslaube“. Frank Ellinger von der Burg in Fellbach ist nicht mehr auf dem Weindorf – nach zehn Jahren auf der Event-Hocketse zog er sich bereits 2018 zurück.