Der ukrainische Sänger Lue Bason ist bei der Stunde der Vielfalt auf dem Weindorf aufgetreten. Einer seiner Songs ist in Stuttgart entstanden.

Schließlich ist sie da, Lue Basons Stunde auf dem Stuttgarter Weindorf. An der Front des Rathauses weht eine Fahne in den Farben der Ukraine; darunter, auf den Stufen, die zum Rathaus führen, findet am Montagabend zum vierten Mal die Stunde der Vielfalt statt. Die Stunde der Vielfalt ist der Rahmen, in dem die queere Community der Stadt sich beim Weinfest präsentiert – und Lue Basson ist ein queerer Sänger, der aus seiner Heimat, der Ukraine, fliehen musste, eigentlich nach London wollte, in Stuttgart Station machte, es dort schöner fand, und blieb. Nun hat er auch einen Song geschrieben, in der Stadt, der in dieser Stunde seine Weltpremiere erleben wird. Ehe Lue Bason die Stuttgarter Rathaustreppe erobert, singt dort der Deutsch-Italiener Damiano Maiolini Schlager, auf Deutsch und Italienisch, von der Münchner Freiheit beispielsweise („Ohne Dich“), und Katrin Padovani aus Verona zeigt staunenswerte Artistik. Jens Zimmermann, Mitglied des Vorstandes von Pro-Stuttgart, dem Verein, der das Weindorf ausrichtet, überreicht einen Preis der Community an Bärbel Mohrmann, Chefin des Weindorfes, und plaudert mit VfB-Chef Alexander Wehrle. Später dann wird Andalousi Elakel Handstandartisik auf einer Badewanne zeigen, die vor dem Rathaus bereitsteht, wird auf einem oder auf zwei Armen in den Himmel ragen, muskulös die Wanne umturnen und sich zuletzt ins Wasser fallen lassen.

 

Kompliment an Stuttgart: „I met wonderful people here.“

Der Star der Stunde aber ist Lue Bason – und „Star“ ist auch der Titel seines neuen Songs. Er ist 28 Jahre alt und beginnt seine kleine Show ohne Umschweife, ruft: „Hey Stuttgart, nice to be here, let’s get started!“ Vor der großen Premiere kommen noch zwei Songs, die Bason mit seiner Band Cloudless aufgenommen hat – ganz westliche Musik, funky mit schnellem Beat, im Playback zuerst, das zweite Stück dann kommt rockiger daher, drängt kämpferisch voran.

Lue Basons Stimme klingt energiegeladen, er tritt auf als hochprofessioneller Performer. Und Stuttgart ist nun sein neues Zuhause: „I met wonderful people here“, sagt er, im Gespräch mit Jens Zimmermann – großartige Menschen traf er. Die Entscheidung, zu bleiben, fiel ihm leicht. Im Juli kam er an, bald darauf schrieb er hier schon einen Song. Auch ihn singt er im Playback; beteiligt an der Aufnahme waren aber Stuttgarter Musiker. Das Stück beginnt langsam, melodisch, sehr emotional, bleibt ruhig und getragen, erzählt auch von den Selbstzweifeln des Musikers, der seine Heimat hinter sich lassen musste. An diesem Mittwoch, 31. August, wird Lue Bason seinen Song beim Handball Super Cup 2022 in Düsseldorf präsentieren, wird dort „Star“ singen – das Stuttgarter Weinfest war zuerst dran kam zuvor und spendet ihm dafür großen Applaus.