Das Ende der Sex-Anhänger an der Weinsteige naht: Seit Freitag haben sie dort Parkverbot. Verstöße könnten teuer werden, warnt die Stadt.  

Stuttgart - Jahrelang haben sich die Gemüter an dem leidigen Thema Werbeanhänger erregt. Jetzt geht plötzlich alles ganz schnell: Am Freitag hat die Stadt Schilder an der Neuen Weinsteige aufstellen lassen, die das Parken ausdrücklich nur für Autos zulassen. Damit wird dem wüsten Werben für Sexläden, Restaurants und Versicherungsagenturen ein Riegel vorgeschoben. Die Besitzer der auffälligen und teils übergroßen Anhänger sollten sich sputen: Mit einer Frist von drei Tagen rücken von Montag an Kontrolleure aus. "Wir haben keine Scheu, die Anhänger, die dann noch stehen, auch abschleppen zu lassen", sagt ein Sprecher der Stadt.

 

"Das Maß ist voll!" So begründet Edgar Riester, der Leiter der Verkehrsregelung beim Amt für öffentliche Ordnung, dass die Stadt sich der unerwünschten Werbung am Straßenrand plötzlich doch annimmt. "Die Neue Weinsteige wird sonst noch zur reinen Werbestraße." Bisher mussten die Unternehmer, die auf diese Art kostenlos für ihre Etablissements und Agenturen warben, kaum Konsequenzen fürchten. Zwar dürfen die Hänger nicht länger als zwei Wochen an einer Stelle abgestellt werden, aber wenn sie nur um einen halben Meter versetzt wurden, galt das schon als umgeparkt - und konnte nicht geahndet werden.

Grünen geht Anhängerverbot nicht weit genug

Anders jetzt: das Parkverbot für alle Fahrzeuge außer Autos gilt an den drei langgezogenen Parkbuchten entlang der Panoramastrecke - die erste beginnt oberhalb des Bopsers, zwei weitere folgen kurz vor Degerloch auf Höhe der Haigststaffel. Im Umkehrschluss dürfen jedoch die mit Werbung beklebten Lieferwagen, von denen es immer mehr gibt, weiter an der Weinsteige parken. "Dem könnte man nur mit Anwohnerparken entgegenwirken", sagt ein Sprecher der Stadt. "Das wird nicht kommen", heißt es jedoch beim Ordnungsamt.

Grundlage für das Anhängerverbot ist die Straßenverkehrsordnung, laut dieser Gefahren vorgebeugt werden muss. "Die Werbung lenkt die Blicke über das normale Maß hinaus ab", sagt Riester. Zwar belege keine Statistik, dass sich in diesem Bereich Unfälle gehäuft hätten - doch dass die teils futuristischen Fahrzeuge die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist Selbstzweck.

Die Grünen im Gemeinderat, die sich seit Jahren für einen Radweg an der Aussichtsstrecke einsetzen, geht das Anhängerverbot nicht weit genug: Sie haben jetzt beantragt, alle Parkplätze, die schmaler als zwei Meter sind, ganz abzuschaffen. Denn dort weichen die Autofahrer fast zwangsläufig auf den ohnehin sehr schmalen Gehweg aus - und machen ein Fortkommen für Radfahrer und Fußgänger völlig unmöglich. "Das absolute Minimum muss sein, dass man an jeder Stelle zu Fuß vorbeikommt", sagt der Grünen-Stadtrat Michael Kienzle. Er setzt auf den nächsten Doppelhaushalt: Im Herbst berät die Stadt über einen 1,9 Millionen Euro teuren Radweg zwischen Liederhalle und Degerloch.