Das Panzernashornbaby Savita erlebt in der Wilhelma seinen ersten Sommer. Seine Artgenossen in der Wildnis sind hingegen extrem unter Druck – sie werden von Wilderern gejagt.

Stuttgart - Die Sonne schmatzt. Erst rupft sie mit ihrem Maul die Blätter vom Zweig, dann nagt sie geräuschvoll an dem Kastanienast, als handle es sich um eine überdimensionierte Salzstange. Seit dem vergangenen Sommer ist aus der kleinen eine ziemlich große Sonne geworden – oder besser gesagt: eine ziemlich schwere. Das Nashornkalb Savita („Sonne“) wog bei seiner Geburt rund 50 Kilo – inzwischen hat das Tier sein Gewicht versechsfacht. „Ich schätze sie auf 300 Kilo“, sagt Volker Scholl, der Revierleiter bei den Dickhäutern der Wilhelma.

 

Das Panzernashorn gehört derzeit zu den Publikumslieblingen der Wilhelma. Das Kalb und seine Mutter Sani bilden ein meist unzertrennliches Duo, vor dessen Gehege oft die besten Aussichtsplätze knapp werden. Die Besucher sehen das Duo auf acht stämmigen Pfosten beim gemeinsamen Mittagsschlaf im Schatten, beim Fressen oder beim Gehege-Rundgang – nur beim Baden schiebt sich Mama Sani (1500 Kilo) noch allein ins Wasserbecken, während das Jungtier unschlüssig draußen steht und sich nicht auf die Treppen wagt, die ins Becken führen.

Savita mag Orangen und Bananen

Anfangs quiekte und blökte Savita so lange am Beckenrand, bis ihre Mutter ihr Bad beendete. „Da hat das Jungtier seine Mutter erzogen“, erzählt Scholl. Doch inzwischen lässt sich Sani nicht mehr vom Protest ihres Kalbs herauslocken, und Scholl sagt: „Wir warten jeden Tag darauf, dass es platsch macht und die Kleine auch ins Becken geht.“ Täglich nimmt das Jungtier etwa ein Kilo zu, trinkt zehn Liter Muttermilch, frisst zudem seit einigen Wochen Äpfel und Karotten und hat außerdem einen süßen Zahn entwickelt: Savita schätzt Orangen und Bananen.

Die kleine Sonne ist der erste Nashorn-Nachwuchs in der Wilhelma seit sechs Jahren. Ihre Mutter Sani gelangte anlässlich der Bundesgartenschau 1993 als Geschenk des Königreichs Nepal in den Stuttgarter Zoo, Vater Bruno ist ein Eigengewächs der Wilhelma. Die beiden bekamen bisher sechsmal Nachwuchs – Savitas Geschwister leben inzwischen in Holland und Spanien, in Schottland und Polen. Die Tiere wurden auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) auf verschiedene Zoos verteilt. Bei kaum einer anderen in Tierparks lebenden Art besitzt die Erhaltung eine derart brisante Bedeutung wie bei den Nashörnern.