Die Architekten, die den soeben beendeten Umbau im einstigen königlichen Wohnhaus planten, legten großen Wert auf das Umfeld des Gebäudes. Doch der Vorhof mit Freitreppe wird erst gut drei Jahre später fertig.

Stuttgart - Das Wilhelmspalais ist für fast 41 Millionen Euro innen komplett umgebaut und für die Öffentlichkeit wieder zugänglich, die Freitreppe zur Kulturmeile hin wird aber noch Jahre auf sich warten lassen. Der Bau könne frühestens Ende 2019 beginnen und werde ein Jahr dauern, hat die Stadtverwaltung am Dienstag wissen lassen. Somit wird es noch gut drei Jahre währen, bis die Pläne des Architekturbüros Lederer, Ragnarsdóttir, Oei für das künftige Stadtmuseum vollendet sein werden. Der Umbau des einstigen königlichen Wohnhauses und ein qualitätvollerer Vorhof gehörten im Konzept der Architekten nämlich immer zusammen.

 

Wo der Vorhof den Gehweg oberhalb der Konrad-Adenauer-Straße erreicht, sind erst noch anspruchsvolle bauliche Aufgaben zu lösen. Dort verläuft in der Straße ein großer Leitungskanal aus der Hinterlassenschaft der Technischen Werke der Stadt Stuttgart, der „vollgestopft ist“ mit allerlei Leitungen, wie ein Mitarbeiter der Stadt dem Technikausschuss des Gemeinderats erklärte. Der Kanal muss weg, die Leitungen werden neu verlegt. Dafür muss eine Stützmauer entlang der Straße entfernt werden, die bei dieser Gelegenheit mit größerem Abstand von der Straße wieder errichtet wird. Das schafft auf der Fahrbahnebene Platz, um den sogenannten Uferbereich der Kulturmeile zu ergänzen und aufzuwerten. Er ist, weil die Fußgänger auf höherer Ebene zwischen dem Haus der Geschichte und dem Charlottenplatz gehen konnten, früher wenig frequentiert worden. Zwischen Charlottenplatz und Ulrichstraße existierte er gar nicht. Doch im Zuge der Erweiterung der Landesbibliothek (auch nach Entwürfen von Arno Lederer und Kollegen und mit Freitreppe) sind Fußgänger hier künftig ebenfalls erwünscht.

CDU will im Haushalt ein klares Zeichen für den Bau setzen

Die Bibliothek eröffnet sogar ein Straßencafé. Hier sowie vor dem Hauptstaatsarchiv soll es eine doppelte Baumreihe geben, und die Adenauer-Straße soll so ein bisschen mehr in Richtung Boulevard getrimmt werden. Das Vorfeld der Bibliothek werde schon Anfang 2019 fertig sein, erklärte die Stadtverwaltung. Für die dortigen Maßnahmen bezahlt das Land, für den Bereich Wilhelmspalais die Stadt – und den Bereich dazwischen, vor dem Hauptstaatsarchiv, wollen beide finanzieren. Der Vorhof des künftigen Stadtmuseums mit Granitbelag von der Freitreppe bis zur früheren Auffahrt am Haupteingang und mit der Lichtinstallation dürfte etwa drei Millionen Euro kosten. Für den Nachbarbereich hat die Stadt weitere drei Millionen vorgesehen, von denen der Anteil des Landes abzuziehen sein werde.

Die Vorfreude ist dennoch groß. Alexander Kotz (CDU) meinte sogar, man solle im Stadthaushalt 2018/2019 richtig Geld nicht nur für die Planung vorsehen, um ein klares Zeichen zu setzen – dafür, dass man ganze Sachen mache. Bei der neuen Bücherei im Europaviertel habe man leider auf ein Wasserbecken vor dem Eingang verzichtet – und einen unumkehrbaren Fehler gemacht. Andreas Winter (Grüne) will ähnlich vorgehen. Doch es gab auch kritische Stimmen. Die Freitreppe sei „nice to have“, also schön, aber nicht zwingend, meinte Christoph Ozasek (Die Linke). Mit sechs Millionen könne man Besseres anfangen. Jürgen Zeeb (Freie Wähler) warnte überraschend: Man sei drauf und dran, ein monumentales Bauwerk zu schaffen, das an eine Stadtautobahn andocke. Vielleicht warte man doch besser auf das Ergebnis des geplanten Architektenwettbewerbs für die Umgestaltung der B 14.