Ein Mann. Keine Motoren. Keine Segel. Der Stuttgarter Andreas Simon will mit seinem Rad und einem Boot die Welt umrunden. Gesamtdistanz 60.000 Kilometer. Geplante Zeit: Drei Jahre.

Stuttgart - Manche Menschen gönnen sich ein Jahr Auszeit und unternehmen eine Weltreise. Sie bewegen sich dabei mit dem Auto, der Bahn und natürlich dem Flugzeug über die Kontinente hinweg und steuern vermutlich eher die schönen Flecken dieser Erde an. Wenn es ihnen an einem Ort gefällt, bleiben sie dort für längere Zeit. Eventuell arbeiten sie auch, um die Reise weiter finanzieren zu können. Für die meisten Menschen klingt das wahrscheinlich schon nach einem sehr großen Abenteuer.

Andreas Simon hingegen will auf seiner Mission "360 Grad West" die Kugel mit eigener Muskelkraft umrunden. Mit dem Fahrrad und einem speziellen Ozeanruderboot. Gesamtdistanz 60.000 Kilometer, sechs Millionen Ruderschläge, 20 Millionen Kurbelumdrehungen. Ein Mann. Keine Motoren. Keine Segel. Geplante Zeit: Drei Jahre.

 

Andreas beschreibt sich als Suchender

„Ich bin nicht lebensmüde, auch wenn das vielleicht viele denken, wenn sie zum ersten Mal von meinen Plänen hören,“ meint Andreas zu der Mission seines Lebens. Der Stuttgarter beschreibt sich als Suchender. Er hat schon mehrere große Radtouren auf verschiedenen Kontinenten in den Waden. In Australien fragte er sich jedes Mal, als er das Meer erreichte, wie er das Wasser mit eigener Kraft überwinden könnte. Dann stieß er auf das sogenannte Ozeanrudern.

Ozeanruderboote sind mit dem gängigen Baggersee-Schlauchboot freilich nicht zu vergleichen und wurden für monatelange Weltmeer-Überquerungen konstruiert. Es bietet nicht nur Platz für genügend Proviant oder eine Meerwasserentsalzungsanlage für Frischwasser, sondern richtet sich zum Beispiel auch selbst auf nach dem Kentern. Nur: Schon allein von Portugal nach Miami zu paddeln, wird dank derartigen Features auch nicht einfacher. Die Mission bleibt saugefährlich, erfordert jede Menge körperliche Fitness, eine lange Vorbereitungszeit, einiges an Organisationstalent und jede Menge Geld, die Andreas über Sponsoren reinholen will.

Die Finanzierung dauert

Daran hapert es momentan noch. „Das mit der Finanzierung geht nicht so schnell wie mir lieb wäre - leider, wir reden immerhin von höheren fünf- bis sechsstelligen Summen pro Ozean, die sitzen meist nicht so locker.“ Seinen Spendern verspricht Andreas im Gegenzug eine große mediale Aufmerksamkeit, wie sie schon andere derartige Projekte bekommen haben.

Momentan geht er davon aus, dass er in diesem Jahr nicht mehr die erste Ruderetappe über den Atlantik in Angriff nehmen kann, da er eben aufgrund mangelnder Sponsoren noch kein Boot hat. Und wenn das Boot erst einmal am Start ist, „muss dieses und die Ausrüstung penibel gecheckt und auf Vordermann gebracht werden - immerhin hängt eventuell mein Leben davon ab und da möchte ich dann schon genauer hingucken.“ Logisch. Seine körperliche Verfassung sei jedoch gut, meint er und wenn noch ein paar Spendengelder reinkommen, „ist es gut möglich, dass ich diesen Sommer noch die erste Landetappe von hier nach Portugal in Angriff nehme.“

Keine Weltreise sondern Weltumrundung

Egal ob auf hoher See oder auf dem Land mit dem Rad, wählt Andreas nie die leichte Route, was auch immer in diesem Fall „leicht“ ist, sondern zieht es sozusagen auf die harte Tour durch. Das liegt auch daran, dass er keine Weltreise unternimmt, sondern eine Weltumrundung. Dafür muss man z.B. den Äquator an mindestens zwei Punkten überqueren, eine Hauptreiserichtung haben, in dem Fall eben immer nach Westen, und dabei mindestens ein Paar sogenannte Antipoden erreichen, also zwei gegenüberliegende Punkte auf der Erde.

Auf dem Festland will sich Andreas z.B. durch das Darién Gap durchschlagen, „vor allem berüchtigt als rechtsloses Gebiet, Rückzugsgebiet von Drogenschmugglern und der linksextremen FARC-Guerilla“ oder auf dem Weg von Afrika zurück nach Europa durch die Sahara schlagen, wo z.B. „Problematik mit muslimischen Extremisten und Reise-Restriktionen in Algerien“ auf ihn warten können.

Schönste Form zu sterben

Die Gefahren lauern also egal ob auf Wasser oder zu Lande überall. Auch wenn er, wie gesagt, nicht lebensmüde ist, meint er zum Worst Case auf dem Ozean: „Ich weiß aber schon jetzt, dass ich es nicht bedauern würde da draußen zu sterben, alleine. Das weiß ich deshalb, weil ich schon in vergleichbaren Situationen war und es für mich die schönste Form wäre, durch die Natur bzw. Naturgewalten zu sterben.“ Letztlich, so Andreas, stirbt man immer durch die Natur – außer eben durch Menschenhand, was wiederum seine größte Sorge ist, „beispielsweise durch die Laune eines mit Drogen zugedröhnten Kindersoldaten zu sterben.“

Stadtkind zieht jedenfalls vor diesem außergewöhnlichen Stadtkind den Hut und hofft, dass weder Natur noch Mensch Andreas in den drei Jahren etwas anhaben können.

Mehr Infos unter: http://simon-adventures.com/ oder http://360westx.com/