Sie ist bisher ein gut gehütetes Geheimnis. Nun zeigt eine Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek das Werk der Illustratorin Aiga Rasch und ihren Einfluss auf den Erfolg der „drei ???“.

Stuttgart - Ihre Werke hat vermutlich fast jeder Deutsche schon einmal gesehen. Sie selbst kennt aber kaum jemand. Die Stuttgarterin Aiga Rasch hat die Bücher der „drei ???“ gestaltet. Der schwarze Rahmen, das knallige Titelbild, die Fragezeichen in Weiß, Blau und Rot und der Verzicht, Justus, Peter und Bob zu zeigen: alles ihre Idee – für die sie erbittert kämpfen musste. Als Frau einen für Jungs gedachten Krimi zu illustrieren, das ging in den 60er Jahren Rolf Keller, dem Verlagsleiter des Stuttgarter Franckh-Kosmos-Verlags, doch zu weit. Aiga Rasch solle sich doch bitte schön der Literatur für Mädchen annehmen.

 

Doch die 1941 geborene Rasch war gewohnt, sich gegen Widerstände durchzusetzen. Bei einem Vorbereitungskurs an der Kunstakademie wurde ihr von einem Professor vom Studium abgeraten, ihr Stil sei zu feministisch und zu sehr geprägt von ihrer Mutter, der Malerin Lilo Rasch-Naegele. Sie brachte sich ihr Handwerk selbst bei, wurde freischaffende Grafikerin. Sie zeichnete etwa die Cover für die Detektivserie „Nancy Drew“ und arbeitete auch für den Franckh-Kosmos-Verlag. Dort sah sie 1969 zufällig die ersten beiden Bände einer neuen Krimireihe: „Die drei ???“. Angeblich geschrieben von Sir Alfred Hitchcock. Doch der gab nur seinen guten Namen.

Was hat Alfred Hitchcock damit zu tun?

Robert Arthur steckt dahinter. Der amerikanische Autor schrieb Krimis und Drehbücher, auch für die TV-Serie „Alfred Hitchcocks presents“. Als er die Idee für eine Krimiserie mit drei jungen Ermittlern hatte, fragte er seinen Kumpel Hitchcock, ob der vielleicht für die Qualität bürge. Hitchcock wollte, und so erschien 1964 der erste Titel: „Alfred Hitchcock and the three Investigators: The Secret of the Terror Castle“. Vier Jahre später gab der Stuttgarter Kosmos-Verlag dieses Buch unter dem Titel: „Die drei ??? und das Gespensterschloß“ heraus.

Die drei Detektive Peter Shaw, Justus Jonas und Bob Andrews aus Rocky Beach sind seitdem für viele Deutsche Teil ihrer Kindheit und Jugend. Doch der Start war alles andere als fulminant. Die ersten beiden Bände verkauften sich kaum, die Schutzumschläge von Jochen Bartsch waren klassisch und konservativ, bunt mit netten Kindern vorne drauf. Aiga Rasch brach radikal mit diesen Vorstellungen, Verlagsleiter Rolf Keller war zunächst entsetzt. Und das noch von einer jungen Frau! Doch Rasch wusste, wo sie einen schwäbischen Verleger packen konnte. Sie bot an, auf ihr Honorar zu verzichten, würde der Entwurf nicht funktionieren. Der Rest ist Geschichte. Bevor sie 1999 die Serie in die Hände von Silvia Christof legte, gestaltete sie die Cover von 89 Bänden.

Die Detektive ermitteln auch in Pakistan

So wurde auch Matthias Bogucki (40) auf sie aufmerksam. Er ist ihr Nachlassverwalter und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Werk von Aiga Rasch vor dem Vergessen zu bewahren. „Ich war schon immer ein Sammler“, erzählt er, „Muscheln, Trolle, Sticker, eigentlich alles.“ Nur ist der Platz endlich, also „flog alles andere raus“, und er spezialisierte sich auf „Die drei ???“. Beschaffte sich Bücher, Platten, Kassetten, stellte fest, dass die Serie in 40 Ländern erscheint. Besorgte sich Exemplare aus dem Iran und Pakistan. In China, Polen und Griechenland sind übrigens auch die Cover von Aiga Rasch zu sehen. Als großer Fan wusste Bogucki natürlich von Rasch. Als er zur Jahrtausendwende zum Studium nach Stuttgart kam, nahm er Kontakt zu ihr auf. Sie trafen sich, wurden Freunde. Als Aiga Rasch 2009 starb, vermachte sie ihren Nachlass Bogucki, der ihn seitdem ehrenamtlich verwaltet. Es handelt sich neben Gemälden um 500 Buchcover, 5000 Innenillustrationen, vornehmlich in Kinder- und Jugendbüchern. Diese Seite von Rasch liegt Bogucki besonders im Herzen. Ihre Arbeiten jenseits der „drei ???“ gibt er bald in einem Buch heraus: „Im Schatten des Ruhms“, verlegt von Boris Pfeiffer. Seines Zeichens Autor der Reihe „Die drei ??? Kids“. Die Familie hält sozusagen zusammen. Kein Wunder – hat Aiga Rasch mit ihrem Werk doch die drei Detektive berühmt gemacht. Und vielleicht wissen das ja bald ein paar Menschen mehr.

Die Ausstellung ist von Bogucki und Kuratorin Petra Lanfermann gestaltet. Sie ist bis Sonntag, 18. Juli, in der Landesbibliothek, Adenauerstraße 10, zu sehen. Geöffnet ist am Wochenende von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Von Stuttgart nach Rocky Beach

Ausstellung
Die Ausstellung „Von Stuttgart bis Rocky Beach – Auf den Spuren von Aiga Rasch“ ist von Bogucki und Kuratorin Petra Lanfermann gestaltet. Sie ist noch bis Sonntag, 18. Juli, in der Württembergischen Landesbibliothek, Konrad-Adenauer-Straße 10, zu sehen. Geöffnet ist am Freitag von 9 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.