Rowan Atkinson alias Mister Bean ist beim Edinburgh Fringe Festival zum ersten Mal auf einer Bühne gestanden. Das Kulturfestival lockt jedes Jahr viele Touristen an. Für Isabel Schmier aus Stuttgart bedeutete der Besuch aber viel Arbeit.

Stuttgart/Edinburgh - Auf dem Edinburgh Fringe Festival haben Künstler wie Stephen Fry, John Oliver und Rowan Atkinson ihre ersten Bühnenerfahrungen gesammelt. Doch weil die Teilnahme viel Geld kostet, haben junge Menschen eine Alternative entwickelt. Dazu gehört auch die Stuttgarterin Isabel Schmier.

 

Ein Häuflein nasser Menschen stolpert in ein Pub. Es sucht Schutz vor dem Regenschauer – und Isabel Schmier nimmt sie sofort ins Visier: „Habt Ihr Interesse an einer Show? Sie ist kostenlos, und in zwei Minuten geht es los“, fragt sie auf Englisch. Die Neuankömmlinge ziehen noch ihre Mäntel aus, als Schmier schon wieder draußen versucht, weitere Zuschauer anzulocken. Einfach ist das nicht: Die Show „Blink of an I“ ihrer Gruppe Theatergruppe startet um elf Uhr morgens – nicht gerade die beste Zeit für Theater. Gäbe es nicht den Dauerregen – wer weiß, wie viele Menschen um diese Uhrzeit in die urige Bar gekommen wären? Im August verwandelt sich die Stadt für einen Monat in Hunderte kleine Theater. Kulturliebhaber aus aller Welt pilgern in die schottische Stadt, um Teil des Festivals zu sein. Es bietet fast 57000 Aufführungen. „Sonst hat man nicht die Gelegenheit, 23 Tage am Stück zu spielen und so viel Bühnenerfahrung zu sammeln“, sagt Isabel Schmier, die sich eine teure Raummiete nicht leisten könnte.

Reich wird beim Festival keiner

Im Pub haben sich inzwischen zehn Zuschauer eingefunden. Das Stück ist eine Collage aus englischen Rezitationen und Monologen über die Fremdheit in unserer Gesellschaft. Für ein großes Bühnenbild ist bei solch einer Theaterreise kein Geld da. Der Flug, die Anmeldung für das offizielle Programmheft, eine Haftpflichtversicherung, Druckkosten und die Unterkunft für einen Monat sind für die Stuttgarter Künstler ein Pfund, trotz der finanziellen Unterstützung durch die Studentenvertretung an der Uni. „Wenn wir auf null rauskommen, passt das“, sagt Isabel Schmier. Reich wird auf dem Fringe keiner. Für Isabel Schmier wird es ein Hobby bleiben: „Ich will nach dem Studium lieber als Sprecherzieherin arbeiten, aber nebenher kreativ tätig bleiben, wenn es geht“, sagt sie. Das Theaterstück „Blink of an I“ will sie dann vor Englischkursen an Gymnasien in Stuttgart vorführen. Der Traum von der großen Bühne lebt somit wenigstens im Kleinen weiter.