Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Der Verein Prävent Sozial/Bewährungshilfe Stuttgart organisiert all das mit etwa 25 Ehrenamtlichen. Sie werden von einer hauptamtlichen Sozialpädagogin geschult. 120 bis 130 Menschen hat Brönner schon zur Seite gestanden. Sie hat – wenn sie die Kontaktaufnahme wollen – mit ihnen darüber gesprochen, was bei einer Verhandlung alles passiert und dass etwa der Verteidiger des Angeklagten wahrscheinlich anders – also parteiischer – fragen wird als das Gericht. Über den Fall spricht sie nicht, „damit nicht etwa die Vermutung aufkommt, ich würde die Zeugen beeinflussen“. Meist sind es Frauen oder Kinder – und oft reden sie auf den Gängen auch über ganz alltägliche Dinge. Das nimmt den Druck aus der angespannten Situation. Für die Aufarbeitung des Tatgeschehens und die inhaltliche Vorbereitung auf den Prozess sind andere da: die Nebenklageanwälte etwa oder psychologische Beratungsstellen. Brönners Aufgabe ist, den Spagat zwischen Empathie und Distanz zu meistern. Ihr Ziel ist, so etwas „wie der Fels in der Brandung“ zu sein. Wer will, darf ihre Hand halten. Aber sie würde nie von sich aus nach einer Hand greifen. Die Entscheidung überlässt sie ihren Klienten. Alles, was die Aufregung kleiner macht und die seelische Belastung nimmt, ist gut. Es sind viele Kleinigkeiten, die sich addieren. Wenn Marlis Brönner selbst ein Anliegen hat, dann „dass Opfer Beachtung finden“.

 

Wenn sie eine Mutter, neben deren Tochter sie in einem Missbrauchsprozess saß, fragt, warum sie das alles umsonst mache, geht ihr diese Frage lange nach. Unentgeltlich hatte die Fragerin gemeint. „Aber, das ist doch nicht umsonst“, sagt Brönner. Sie bekomme so viel zurück, sagt sie. Ihre Engagement sei auch ein Stück Dankbarkeit, dass sie und ihre Familie so gut durchs Leben gekommen seien.