Marika Baur will Unternehmen, die einen Mehrwert für die Gesellschaft haben, eine Plattform geben.Dafür wurde sie zur Stuttgarterin des Jahres gewählt, einem Ehrenamtspreis, gestiftet von der Stuttgarter Versicherungsgruppe und der Stuttgarter Zeitung

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Vielleicht liegt es ja in der Familie, das an andere Denken und sich um sie kümmern. Die Schwester Psychiaterin, der Bruder Tierethiker und Marika Baurs Eltern haben alle immer unterstützt, auch wenn sie von ihrer jüngsten Tochter mit so sperrigen Begriffen „Social Entrepreneurship“ konfrontiert wurden. Da war immer Vertrauen und Ermutigung, sagt Baur und ein Weltbild, nicht immer nur an sich, sondern auch an die Umwelt zu denken. Damit ist sie aufgewachsen, hat nach dem Abitur Praktika im Museum, bei archäologischen Ausgrabungen und in einem Reisebüro für Kulturreisen und dem Studium nun große Pläne. Denn die 27-Jährige tritt mit dem Ziel an, die Welt besser zu machen.

 

„Es ist immer gut, sich große Ziele setzen“, sagt sie optimistisch und voller Zutrauen, wenn sie über die sozialen Unternehmen spricht, die der Gesellschaft einen Mehrwert bescheren. Denn solche Unternehmen und Start-ups stehen hinter dem betriebswirtschaftlichen Fachbegriff „Social Entrepreneurship“. Das Ziel von Marika Baur und ihren beiden Mitstreiter in dem Verein SocEntBW ist, diese Unternehmen in Baden-Württemberg zu vernetzen – unabhängig davon, ob sie sich noch in der Entstehungsphase befinden oder schon am Laufen sind. Von den Start-ups komme die Rückmeldung, dass sie unheimlich von der Vernetzung profitieren, sagt Marika Baur. Für ihr Engagement ist Marika Baur bei einer großen Gala im Veranstaltungszentrum Wizemann in Bad Cannstatt im Rahmen einer Ehrenamtspreis-Aktion, gestiftet von der Stuttgarter Versicherungsgruppe und der Stuttgarter Zeitung, zu Stuttgartern des Jahres gekürt worden.

Der Plan ist, die Welt zu verbessern

Begegnet sind sich die jungen Vereinsgründer als Teilnehmer einer Konferenz. Baur war gerade dabei, eine Studenteninitiative aufzubauen. Da studierte sie nach einer Zeit in Tübingen, wo sie Empirische Kulturwissenschaften belegt hatte, an der Friedrichshafener Zeppelinuniversität unter anderem noch Communication, Culturell Management und Nonprofit-Management. Bestes Rüstzeug, um den Traum, die Welt zu verbessern, realistisch erscheinen lassen.

Zwischen 30 und 40 soziale Startups haben sich bereits durch SocEntBW zusammengetan. Hinter ihrem Engagement stehe die Überzeugung, dass es nichts bringe, eine gute Idee nur zu haben. Man müsse sich auch umsetzen. Damit das gelingt, gibt es Coaching-Angebote, Hilfe bei Businessplan, IT-Design, Teambuilding und anderen Kompetenzen. Denn bei allem Enthusiasmus und Idealismus geht es natürlich auch darum, „irgendwann von der Geschäftsidee leben zu können“, sagt Baur. „Es ist ungeheuer schwer für sie, sich am Markt zu etablieren“. Die Idee, verantwortungsvoll zu wirtschaften, ist nicht das, was Verbraucher in erster Linie an Produkten interessiere. Geldverdienen und dabei auch noch Gutes zu tun, gehe für viele Menschen nicht zusammen. An Ideen mangelt es nicht. Charakteristisch für alle ist, dass sich ihre Kreativität auch in ihrem Namen niederschlägt. So plant das Startup „Raupe Immersatt“ ein Café, in dem Speisen aus Foodsharing-Lebensmitteln ressourcenschonend gekocht werden soll. Die Raumsuche für das Café, das auch ein Kulturprogramm bieten will, läuft. Das und der Businessplan sind nach Baurs Erfahrungen die anspruchsvollsten Etappen bei der Realisierung einer Geschäftsidee. „Terra Preta – Dein Stück Erde“ ist schon am Start. Die Macher wollen „Erde gut machen“, wie sie für ihre Idee werben. Sie wollen mit Pflanzenkohleprodukten auf Anbauflächen die Qualität des Bodens verbessern . Beide Startups werden von SocEntBW als Gewinner eines Wettbewerbs ein halbes Jahr begleitet und unterstützt.

Das Ehrenamt der Unternehmensvernetzerin

Im Moment gilt für alle, dass ihr soziales Unternehmertum ein Ehrenamt ist. So wie das von Marika Baur. Aber so ganz lässt sich das bei ihr gar nicht trennen. Bei der Robert-Bosch-Stiftung ist sie Projektleiterin zivilgesellschaftlicher Projekte.