Die in Stuttgart geborene und aufgewachsene Violinistin Nina Karmon ist viel unterwegs. Jetzt organisiert sie hier ein kleines Kammermusikfestival vom 13. bis zum 15. September.
Nina Karmon ist mit ihrer Geige in der großen internationalen Klassikwelt zu Hause, aber auch in Stuttgart. Hier ist sie geboren, hier erlernte sie ihr Spiel, zunächst mit der Mutter, dann beim Vater, der damals Konzertmeister bei den Stuttgarter Radiosinfonikern gewesen ist. Heute begeistert sie mit ihrem Können auf den großen Bühnen dieser Welt, wobei ihr Schwerpunkt schon das Kammermusikalische ist.
Man kann sie in Finnland erleben, in Norwegen, in Kanada, in Japan und in Korea, aber auch in Ludwigsburg bei den Schlossfestspielen, beim Hohenloher Kultursommer – und in Stuttgart. Hier war sie zuletzt im Juni dieses Jahres auf Einladung von Kathrin Ellger, die in der Möhringer Johanneskirche immer wieder Konzerte organisiert, und hat dort zwei der sechs Solosonaten für Violine von Johann Sebastian Bach präsentiert. Das soll so weitergehen, wohl im nächsten Jahr. Und dann will Karmon in Möhringen alle sechs Solosonaten spielen.
Die Stephanuskapelle im Biet
Doch Karmon hat noch ein weiteres künstlerisches Standbein in der Stuttgarter Region. 15 Jahre lang leitete sie ein kleines Festival auf der Burg Schaubeck im Weingut Graf Adelmann bei Steinheim an der Murr. Jetzt wechselt sie den Standort nach Neuhausen (Enzkreis), eine Gegend, die von den Altbewohnern gerne als Biet bezeichnet wird. Wer es konkreter mag: Bad Liebenzell, das Kloster Hirsau und die Hesse-Stadt Calw sind gleich um die Ecke. Internationales Kammermusikfestival im Biet heißt diese neue Veranstaltungsreihe, die in der Stephanuskapelle in Neuhausen stattfindet, jetzt erstmals vom 13. bis zum 15. September.
Das Programm ist so erlesen wie der Festivalort. Zur Eröffnung am Freitag um 20 Uhr hat sich Karmon die Mitspielerinnen Christel Lee (Violine), Stefan Fehlandt (Viola), Uladzimir Sinkevich, Jonathan Roozeman (beide Cello), Michal Friedlander und Oliver Triendl (beide Klavier) ausgewählt für Kompositionen von Beethoven, Milhaud und Dohnanyi. Zum Abschlusskonzert am Sonntag um 18 Uhr erklingen dann etwas bekanntere Stücke wie Mahlers „Rückert-Lieder“, Schuberts „Forellenquintett“ und Dvoraks „Zypressen“. Die besondere musikalische Zusammenstellung wird nun ergänzt durch den Bariton Johannes Held und den Kontrabassisten Veit Hübner.
Letzterer ist übrigens auch dabei, weil er am Samstag um 20 Uhr mit der Sängerin Fola Dada und dem Pianisten Bobbi Fischer das Samstag-Abend-Konzert gestaltet. Karmons künstlerische Konzeption sieht zwar einiges an Klassik vor, aber nicht nur. Jazz gehört zu solch einem Festival – und eine Weinprobe auch. Die hat da zuvor schon um 18 Uhr in der Kulturscheune stattgefunden.
Jazz gehört dazu
Solch ein Wochenende bietet viel für die Sinne, und Karmon hat da auch noch viel vor, übrigens sehr zum Wohlwollen der Gemeinde. Doch solch ein Wochenende lebt auch vom Austausch zwischen Künstler und Publikum. Und auch das zählt sehr stark für Karmon: „Künstler und Publikum brauchen einander. Es sollte viel mehr von diesen Formaten geben.“ Für Karmon ist das Gespräch mit den Künstlerkollegen wichtig, genauso ist sie aber auch auf den Dialog mit den Konzertbesuchern gespannt.
Kathrin Ellger plant schon weiter: Am vergangenen Wochenende hat sie in der Möhringer Kirche mit Chorstücken an Anton Bruckner erinnert, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Und am 17. November spielt die junge Pianistin Sophia Weidemann in der Johanneskirche Möhringen (17 Uhr) die späten Stücke von Brahms, schon zuvor, am 3. November, gibt sie ein Konzert in der Degerlocher Haigstkirche mit Arbeiten von Fanny Hensel.