Gavin Ng übernimmt beim Baseball-Bundesligisten Stuttgart Reds kurzfristig das Traineramt und kann gleich zwei Siege feiern. Die einvernehmliche Trennung von Troy Williams, seinem Vorgänger als Coach, erfolgte erst wenige Tage vor dem Saisonstart.

Stuttgart - Zum Saisonauftakt haben die Stuttgart Reds eine Überraschung nach der anderen parat gehabt. Niemand hat bei dem Baseball-Bundesligisten des TV Cannstatt damit gerechnet, dass das Team zum Rundenstart plötzlich ohne den letztjährigen Trainer Troy Williams dastehen würde. Genauso hat niemand damit gerechnet, dass sich der um 13 Uhr beginnende Doppelspieltag am Ostermontag zu einer Abendbegegnung bis 21.30 Uhr entwickeln würde – und am allerwenigsten haben die Gastgeber damit gerechnet, dass sie den DB-Ballpark gegen die Haar Disciples als zweifacher Sieger verlassen würden.

 

Am Gründonnerstag verkündeten die Stuttgart Reds die einvernehmliche Trennung von Troy Williams, mit dem sie vergangene Saison das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft erreicht hatten. „Als sein Anruf kam, dachte ich zuerst, das wäre ein April-Scherz“, sagt Christoph Manske, der Abteilungsvorsitzende der Stuttgart Reds. „Vier Tage vor Saisonbeginn den Trainer zu verlieren, das ist eine Katastrophe für uns, sein Timing hätte nicht schlechter sein können.“ Grund für den kurzfristigen Absprung von Troy Williams war ein Jobangebot als Europa-Scout für den US-Spitzenclub New York Yankees.

Zwei Auftaktsiege und bescheidene Ziele

In dem aus Hawaii stammenden US-Amerikaner Gavin Ng haben die Reds schnell Ersatz in den eigenen Reihen gefunden. Bei seinem Debüt als Spielertrainer durfte er gleich zwei Erfolge feiern, ein spannendes 17:15 nach Verlängerung und ein 3:2. „Mittlerweile gehöre ich zu den Ältesten, daher bin ich auch bereit, immer mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagt der 32-Jährige. „So langsam kann ich in die nächste Phase meiner Karriere übergehen – Trainer zu sein, war schon immer ein Traum von mir.“

Ng bestreitet seine fünfte Saison im Trikot der Stuttgart Reds. In Williams kurzfristigem Abgang sieht er auch etwas Positives, schließlich sei gerade deshalb das Team in den vergangenen Tagen noch näher zusammengerückt. Denn jetzt gebe es niemanden, von dem alle abhängig seien – vielmehr hätten alle realisiert, dass nun jeder Einzelne gefragt sei, so Ng.

Obwohl die Stuttgarter 2014 im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft standen, haben sich ihre Ziele nach unten verschoben. Abteilungsleiter Manske wäre am Ende mit dem sechsten Platz zufrieden. Denn im Vergleich zum vergangenen Jahr treten die Reds mit einem weitaus kleineren Kader an. Für Ng ist der Tabellenrang hingegen zweitrangig: „Mein Ziel ist es, dass sich jeder Spieler aus dem Team individuell und als Teammitglied weiterentwickelt“, sagt der neue Spielertrainer. „Ich will lediglich, dass sie härter trainieren und jeden Spieltag besser spielen als den Spieltag zuvor – unabhängig vom Gegner.“

Reds setzen auf den eigenen Nachwuchs

In Xavi Gonzalez und dem Werfer Thomas de Wolf ist es den Reds gelungen, zwei wichtige Spieler zu halten. Den deutschen Fänger Jonathan Wagner, der zu den Mainz Athletics wechselte, ersetzt der australische Neuzugang Troy Weinert. Für den US-Amerikaner Nick Renault wurde der ebenfalls aus den Vereinigten Staaten stammende Eric Massingham als Werfer geholt. Die Kaderplätze von Andres Perez (Spanien), Edi Pirvu (Rumänien), Dennis Ribbens (Niederlande) und Fernando Delgado (Mexiko) wurden hingegen nicht neu besetzt.

Vier ausländische Spielerverpflichtungen weniger sollen nicht nur dazu beitragen, dass die Abteilung am Ende der Saison eine schwarze Null aufweisen kann, sondern vor allem auch dazu, dass die deutschen Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen feste Spielzeiten bekommen und sich in der Bundesliga etablieren können. Während Christopher Mortimer, Daniel Zeller und Dennis Hudson in der vergangenen Saison vereinzelt Bundesligaluft schnuppern durften, sind sie in dieser Saison ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Kaders, mit dem die sportliche Leistung des Teams steht und fällt. Auch der 16-jährige Juniorennationalspieler Ramón Uhl wurde in den Kader aufgenommen und wird in dieser Saison voraussichtlich sein Bundesligadebüt feiern. Das wäre dann ausnahmsweise aber keine Überraschung.