Den Affen ging es im Zoo besser als im Zirkus – ihre Unterbringung war aus heutiger Sicht dennoch bescheiden. Die Wilhelma baute in der Nähe des Maurischen Festsaals eine Affenbaracke, mit Innen- und Außenkäfigen, in denen von 1962 an auch Orang Utans lebten. Die Zoos versuchten unterdessen, mit Dressuren und Schaufütterungen Besucher anzulocken. In der Wilhelma brachte Heinz Scharpf den Menschenaffen menschliche Tischmanieren bei: Vier Orang Utans saßen um einen Tisch herum und löffelten ihren Brei aus Plastiknäpfen – Heinz Scharpfs Assistentin war die junge Tierpflegerin Gundi Lindner, die bald darauf seine Frau wurde.
Rückblickend sieht Heinz Scharpf diese ersten Gehversuche der Zoos bei der Menschenaffenhaltung kritisch: „Mit diesen Schaufütterungen haben wir die Tiere vergewaltigt, so etwas gibt es heute glücklicherweise nicht mehr.“ Die Affen waren seinerzeit Stadtgespräch, ihren Reklamewert entdeckte auch ein Kaufhaus: Breuninger finanzierte der Wilhelma den Kauf von Schimpansen und Gorillas. Heinz Scharpf erinnert sich noch gut daran, wie er gemeinsam mit Albert Schöchle mit Tierhändlern über den Kauf diskutierte. „Ein Gorilla kostete 20 000 Mark.“ Inzwischen regeln längst europaweite Abkommen den Austausch der Tiere unter einzelnen Zoos.
Affen beim Breuninger
Das Kaufhaus gab das Geld nicht ohne Hintergedanken: Breuninger baute im dritten Stock seines Haupthauses einen Affenkäfig. „Der Käfig war besser als unser eigener im Zoo“, erzählt Heinz Scharpf. Seine Frau betreute die Außenstation der Wilhelma im Kaufhaus, wo die Schimpansen Mimi und Schlamper lebten. Gorillas und Bonobos gehörten zum Leben der Scharpfs dazu, doch 1967 änderte sich für die beiden ihr Alltag noch einmal dramatisch. Erstmals hatten die Orang Utans in der Wilhelma Nachwuchs bekommen, „doch die Mutter gab ihr Jungtier weg, sie wusste nicht, was sie mit ihm anfangen sollte“, erzählt Gundi Scharpf.
Noch am selben Abend stand ihr Mann mit dem Affenbaby Lea im gemeinsamen Wohnzimmer. Fortan teilten sich die Scharpfs ihre Wohnung mit ihren leiblichen Töchtern und einem Affenmädchen. 34 weitere Affenbabys sollten folgen. „Damals wusste kein Forscher, wie sich Affenkinder in Gefangenschaft verhalten“, erzählt Gundi Scharpf. So wurde die Wohnung der Scharpfs auch zum Labor. Zwischen Laufstall, Käfig und Sofa lernten die Tierpfleger, wann die Affen zu zahnen und zu krabbeln anfangen und wie viel Zuwendung die Tiere brauchen. „Man darf sie nicht als Schmusetier begreifen“, erzählt Gundi Scharpf.