„Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund“, hat Hildegard von Bingen schon im 12. Jahrhundert gewusst. Foto: Charlotte Haug
Ob Labrador, Mischling oder Pudel: Hunde gehören genauso zum Stadtbild wie der Fernsehturm. Zwischen Bürohunden, Ex-Tierschutzhunden und Café-Begleitern gibt es jede Menge Hunde-Geschichten zu erzählen. Wir lassen Stuttgarts Hundebesitzer:innen zu Wort kommen.
Charlotte Haug
30.11.2024 - 11:00 Uhr
In Stuttgart leben nach letztem Stand knapp 17.000 Hunde. Tendenz steigend, vor allem seit der Pandemie. Wir haben Stuttgarts Hundebesitzer:innen gefragt, wie sie zu ihrem Doggo gekommen sind, was sie verbindet und was in Stuttgart Hunden und ihren Besitzer:innen noch fehlt.
Labrador Foster in seiner Hood Stuttgart-Ost unterwegs
Foto: Walter und Foster haben schon sämtliche wichtigen Orte der Stadt miteinander besucht: von Rathaus bis Ministerium./Charlotte Haug
„Ein Hund verändert das Leben komplett“, sagt Walter Ercolino, Leiter des Pop Büros Region Stuttgart und stolzer Hundebesitzer auf unserem Spaziergang durch den Stuttgarter Osten. Sein Labrador Foster, sechs Jahre alt, gehört längst zur Familie – und irgendwie auch zur Stadt. „Er ist überall dabei: im Büro, im Rathaus, sogar im Ministerium für Forschung und Kunst war er schon“, erzählt Walter. Ein Stadthund eben. Doch Stadt hin oder her – Bewegung ist Pflicht.
Zum Glück hat Stuttgart da einiges zu bieten. „Ich finde es toll, wie schnell man im Grünen ist – sei es auf der Waldebene Ost oder am Rotenberg.“ Dennoch sieht Walter Verbesserungspotenzial in der Stadt: „Stuttgart ist keine richtige Hundestadt. Es gibt kaum gute Doggy-Parks. Da müsste mehr getan werden. Es wird allgemein wenig daran gedacht, wie viele Menschen hier Hunde haben.“ Zwar gibt es schöne Parks, „aber die sind eben nicht primär für Hunde gemacht.“ Walter hätte es nie für möglich gehalten, was für einen großen Einfluss Foster auf sein Leben haben würde: „Er ist komplett in mein Leben integriert, ein richtiges Familienmitglied, wenn ich mal nicht da bin, dann vermisse ich ihn. Manchmal denke ich, dass ich übertreibe, aber wenn ich mit anderen Hundebesitzer:innen spreche, merke ich, dass es den meisten genauso geht“.
Mischling Henry macht den Süden unsicher
Wenn Hannah spricht, spricht Henry mit. /Charlotte Haug
In der Tübinger Straße treffen wir Hannah Wieland und Mischling Henry. Heute trägt er stolz sein rotes Wochenendhalstuch. Zucker! „Henry ist ein richtiger Flummi“, erzählt Hannah. „Er ist superfreundlich, lebhaft und hat immer Energie ohne Ende – außerdem hat er ein großes Bedürfnis nach Konversation: Immer muss er mitreden.“ Dass das heute so ist, hätte noch vor fünf Jahren keiner geglaubt, denn Henry hatte es nicht immer leicht: Der Mischling stammt aus dem Tierschutz in Ungarn, wo er mit einer großen Wunde am Kopf von Tierschützer:innen gerettet wurde. Seitdem lebt er bei Hannah, ihrer Mutter und ihrer Schwester – und ist längst fester Bestandteil der Familie. „Ich kenne das Leben ohne Hund gar nicht. Wir hatten schon immer Hunde, seit wir klein sind.“ Mit Henry in der Stadt unterwegs zu sein, ist immer ein Erlebnis. „Er liebt es, draußen zu sein. Bei vielen Menschen wird er manchmal hibbelig, aber auf der Karlshöhe oder am Marienplatz klappt das super.“
Im Sommer macht Henry als treuer Begleiter die Biergärten unsicher. Besonders schätzt Hannah die Balance, die Stuttgart bietet: „Ich finde, dass Stuttgart eine gute Stadt für Hunde ist, weil man so schnell im Grünen ist. Diese Abwechslung macht das Leben für Hunde in der Stadt viel leichter.“
Rocky genießt die Sonne am Marienplatz
Pausen sind für Hundeopi Rocky wichtig. Deswegen ist Café-Hopping mit Nele super für den Schäferhund. /Charlotte Haug
Am Marienplatz treffen wir Nele Himmen und Rocky, einen gemütlichen Schäferhund-Senior. „Rocky ist ein Pflegehund, um den ich mich manchmal kümmere. Nebenbei betreue ich noch ein paar andere Hunde – das mache ich neben dem Studium“, erzählt Nele, die Medienwirtschaft studiert und seit ein paar Jahren in Stuttgart lebt. „Rocky ist etwa 14 Jahre alt und super genügsam. Er fühlt sich so gut wie überall wohl.“ Wenn Rocky bei ihr übernachtet, läuft der Tag entspannt ab. „Wir stehen gemütlich auf, ich frühstücke, und dann gehen wir raus – entweder spazieren oder ins Café“. Rocky braucht durch sein Alter öfter Pausen, deshalb tut ihm das Café-Hopping richtig gut.
Obwohl sie Stuttgart als hundefreundlich empfindet, sieht Nele noch Potenzial: „Eine zentrale Hundewiese, wo sich Hundebesitzer:innen treffen können, fehlt hier. Auch mehr Hundebeutelspender wären praktisch.“ Für Nele ist ein Hund der perfekte Begleiter: „Hunde sind so sensible Tiere, die genau spüren, wie es einem geht, und einen immer verstehen.“
Flauschalarm im Condesa mit Pudel Finny
Mehr Flausch geht kaum: Lukas und Finny sind wie gemacht für gemeinsame Cuddles. /Charlotte Haug
Im Condesa am Marienplatz treffen wir Lukas Ebert und Finny – einen fast zweijährigen Pudel mit außerordentlich wuscheligem Fell. „Finny ist voller Energie und immer für Cuddles zu haben“, erzählt Lukas. „Wir gehen drei- bis viermal am Tag raus, aber in Stuttgart-West fehlen leider die Grünflächen. Wenn’s richtig ins Grüne gehen soll, müssen wir schon bis zu den Bärenseen fahren.“ In der Stadt kommt Finny gut zurecht, auch wenn das Trubel-Level manchmal an seinen Nerven zerrt. „Der Verkehr, die U-Bahn – das stresst ihn hin und wieder. Aber grundsätzlich fühlt er sich wohl und lässt sich von jedem streicheln. Da können wir uns nicht beschweren.“
Doch auch Lukas sieht in Stuttgart noch Verbesserungspotenzial: „Es gibt zwar die großen Parks wie den Schlossgarten, aber der ist nicht mal eben zu Fuß erreichbar. Kleine fußläufige Parks oder Treffpunkte für Hunde und ihre Besitzer:innen wären super.“ Finny bleibt trotz allem super drauf: „Egal, wie schlecht der Tag war, er freut sich immer, einen zu sehen. Stress kennt er nicht – he is living the dream.“
Mit der kleinen Fila am Teehaus
„Schau mal da rein.“ Luka und Fila sind ein eingespieltes Team. /Charlotte Haug
Am Teehaus treffen wir Luka Sandkühler und ihre Hündin Fila. Klein, quirlig und mit ordentlich Power. „Wir dachten immer, sie wird noch größer – aber irgendwie ist sie einfach nicht gewachsen“, sagt Luka und lacht. Die ehemalige Straßenhündin aus Spanien lebt mit Luka und ihrer Mutter im Stuttgarter Süden. „Drei Mal am Tag muss sie raus“, erzählt Luka. Besonders der Blaue Weg bietet sich für die täglichen Runden an: „Man ist sofort im Wald, und für längere Spaziergänge geht’s bis zu den Bärenseen.“ Auch beim Joggen und Fahrradfahren läuft Fila begeistert mit. Nach so viel Bewegung ist eine Auszeit willkommen. „Nach einem langen Spaziergang nehme ich sie gerne mit ins Café oder abends ins Restaurant. Sie chillt dann einfach unter dem Tisch.“ Für Luka ist das unkompliziert: „Die Gastro hier ist meist echt entspannt, was Hunde angeht.“ Fila ist vor allem eins: ein echtes Gute-Laune-Bündel. „Es ist so Hammer, wie sie sich freut, wenn man zur Tür reinkommt, egal wie der Tag war. Da muss man einfach mitlachen“, sagt Luka.