Profilierte Persönlichkeiten haben die Arbeit im Stuttgarter Rathaus bis heute geprägt. Friedrich von Hack, Emil von Rümelin und Heinrich von Gauß etwa brachten um die Jahrhundertwende mit ihren Reformen frischen Wind in die Stadt.
Stuttgart - Die Wahl des neuen Oberbürgermeisters rückt näher, am 7. Oktober, spätestens aber am 21. Oktober, fällt die Entscheidung, wer der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Wolfgang Schuster sein wird. Historisch gerechnet, wird es das zwölfte Stadtoberhaupt sein seit den Anfängen der bürgerschaftlichen Demokratie in Stuttgart.
König Wilhelm I. von Württemberg hat sie, wie am Dienstag berichtet, mit seinem Dekret vom Dezember 1818 zur Volkswahl des Gemeinderats begonnen. Willibald Feuerlein war der erste Rathauschef, der den offiziellen Titel „Oberbürgermeister“ tragen durfte. Die Amtsbezeichnung ist geblieben, das Wahlrecht hat sich seit den Zeiten von Feuerlein, Gutbrod und Sick vielfach verändert.
G. Friedrich von Hack – 1872 bis 1892
Hochbegabt und allseits anerkannt
Als der OB Heinrich von Sick im Frühjahr 1872 das Rathaus verließ, um neuer württembergischer Innenminister zu werden, stand sein Nachfolger parat: Friedrich Hack, Jahrgang 1843, aus Meimsheim bei Brackenheim. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, hatte er mit 14(!) Jahren eine Ausbildung in der Kommunalverwaltung begonnen. Hochbegabt und allseits anerkannt, war er nach Abitur und Studium zum engsten Mitarbeiter des Nationalökonomen Ferdinand Steinbeis avanciert, später zum wissenschaftlichen Mitarbeiter des Oberbürgermeisters. Mit 27(!) wurde Hack in Tübingen zum Professor berufen. Die OB-Wahl am 18. Juni 1872 gewann er souverän mit 6033 von 6145 abgegebenen Stimmen.
Friedrich Hack. Stadtarchiv
Bauboom und Hochkonjunktur
Während Hacks 20 Amtsjahren wuchs Stuttgart von 90 000 auf 144 000 Bürger. Robert Bosch und Gottlieb Daimler schrieben hier Industriegeschichte, aus der Residenz- und Beamtenstadt wurde eine Metropole mit Bauboom und Hochkonjunktur. Hacks persönlicher Preis lag hoch: 1892, erst 49 Jahre alt, musste er sich zur Ruhe setzen, seine Gesundheit war ruiniert. Hack zog nach Urach, starb dort 1911.
Emil von Rümelin – 1892 bis 1899
Die kürzeste Amtszeit aller Oberbürgermeister hatte Emil von Rümelin, 1846 in Ulm geboren – auch er, wie sein Vorgänger, ein Talent der kommunalen Organisation. Volkspartei und Sozialdemokratie hatten ihn zur Kandidatur gedrängt. Nach hartem Wahlkampf feierte er einen großen Erfolg. Rümelin gründete ein städtisches Arbeitsamt, das Statistische Amt der Stadt, 1897 zählte er zu den Gründern des Württembergischen Städtetages. In seiner kurzen Amtszeit wurde die Stadt erweitert, der Schwabtunnel und das Bürgerhospital gebaut, die Straßenbahn elektrifiziert und das Schulgeld für die Volksschule abgeschafft. Mit seiner Denkschrift „Selbstverwaltung in ihrer Bedeutung für die soziale Frage“ schuf er die erste Altersversorgung für städtische Mitarbeiter.
Wie auf den Leib geschneidert
Aber auch der vom König geadelte Emil von Rümelin war gesundheitlich schwer angeschlagen, zeitweise arbeitsunfähig – am 24. März 1899 starb er an Krebs, nur 53 Jahre alt. Seine Beisetzung auf dem Pragfriedhof wurde, so die Chronik, „zu einer der bedeutendsten Kundgebungen, die Stuttgart damals erlebte“.
Heinrich von Gauß – 1899 bis 1911
Heinrich von Gauß auf einem Gemälde von Robert Breyer.StZ