Gibt es überhaupt noch Wasserwerfer oder Tränengas bei der Stuttgarter Polizei?


Tränengas haben wir noch, aber vom Einsatz solcher Mittel halte ich gar nichts - auch weil das einen starken symbolischen Charakter hat und uns keine Sympathien einbringen würde. Und unseren Wasserwerfer haben wir Ende der 1970er Jahre aussortiert. Seitdem gibt es nur noch welche bei der Bereitschaftspolizei, die müssten wir anfordern. Wasser haben wir übrigens zuletzt Anfang der 1970er Jahre aus Feuerwehrschläuchen verspritzt vor der Halle 6 bei einem Rockkonzert am Killesberg. Dort hatten sich die Massen an den Kassen schier zu Tode gedrückt.

Wie geht die Polizei generell bei Demonstrationen vor, wenn es zu Gewalttaten kommt?


Da helfen nur klassische polizeiliche Mittel: mit starkem Personaleinsatz die Rädelsführer festnehmen und über das Polizeigesetz so lange in Haft zu behalten, bis wieder Ruhe ist. Auch Autonomen gefällt es nicht, wenn sie 24 Stunden in einer Massenzelle sitzen, ihre Personalien aufgenommen und sie erkennungsdienstlich behandelt werden. Was ich aber befürchte, ist eine Solidarisierung der bürgerlichen Demonstranten gegen die Polizei, weil so ein Vorgehen sehr robust wirkt.

Inwieweit stimmen Sie sich mit der Bahn AG als Bauherrin ab? Sind Sie über den Zeitplan der einzelnen Bauabschnitte informiert?


Wir sind mit der Bahn im Gespräch, weil wir natürlich auch wissen wollen, wie der Abriss vor sich geht und wann Bäume gefällt werden. Diese Arbeiten werden sich über Monate ziehen. Wir stellen uns also auf einen Dauereinsatz ein, aber mit wechselnder Intensität. Der Protest gegen Stuttgart 21 kann meiner Meinung nach noch bis zu zwei Jahre lang anhalten.

Wie wollen Sie das personell bewältigen? Bekommen Sie zusätzliche Mitarbeiter?


Klar ist, dass das Polizeipräsidium Stuttgart die Aufgabe nicht allein schultern kann. Für solche Einsätze brauchen wir die Unterstützung der Bereitschaftspolizei. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir in Baden-Württemberg genügend Polizisten haben - man muss sie für die Zukunft zeitgemäß strukturieren und organisieren. Den einfachen Ruf nach mehr Personal mache ich jedenfalls nicht mit.

Die Sicherheit ist aus der Warte der Bevölkerung ein überaus hohes Gut!


Die Gleichung "mehr Polizei ist gleich mehr Sicherheit" - die stimmt ja bei genauer Betrachtung nicht. Da spielen andere Faktoren wie etwa Bildung und Wohlstand eine genauso wichtige Rolle.

Stuttgart 21 ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung - offenkundig auch für die Polizei. Können Sie denn die Vorbehalte der Gegner gegen das Bauprojekt eigentlich verstehen?


Wenn die alten Bäume gefällt werden, natürlich. Ich habe lange in Stuttgart gewohnt. Vor kurzem bin ich mit meiner Frau durch den Schlossgarten gegangen, man verbindet persönliche Erinnerungen mit dem Ort: das sind Bäume, die schon zu Zeiten Mörikes gestanden sind. Aber man muss die Bedeutung des Gesamtprojekts bewerten.