Großes Vergnügen beim Familientag auf der Solitude mit Kinderrallye rund um die Sommerresidenz von Herzog Carl Eugen und einer Zeitreise 250 Jahre zurück bei der Führung durch die Beletage.

Mehr als eine Million Euro. So viel Geld! Nach heutiger Kaufkraft. Die Landeskinder hätten wohl bös gemurrt, wenn sie gewusst hätten, wie viel allein die Spiegel im Schloss Solitude gekostet haben und wie verschwenderisch Herzog Carl Eugen für den Bau seiner Sommerresidenz anno 1765 in seine Schatulle gegriffen hat. Gefüllt durch ihre Steuern und Frondienste. Und dabei selbst darbend. Aber wie sonst könnten die Nachgeborenen heute einen Sommertag vor barocker Kulisse genießen wie am Sonntag, und dabei einmal Prinzessin spielen, wie es Luise Adelmann und Sibylle Hirsch tun, die sich mit Krönchen und Fächer ausstatten und vergnügt kichernd vor der Abbildung des Weißen Saales auf den feinen Sesseln niederlassen.

 

Der Gospelchor tritt unter freiem Himmel auf

Gerade standen die beiden Damen noch inmitten der Sängerschar des Projektchores Gospel im Osten, der nach seinem Konzert am Samstag mit 500 Aktiven erneut am Sonntagmorgen zum Gospel-Gottesdienst die Freitreppe am Schloss mit 300 Sängerinnen und Sängern eindrucksvoll besetzte. Was für ein Bild. Die Fürbitte des Geistlichen „für alle Kinder auf der Welt, die nicht spielen können, weil ihr Leben vom Krieg zerstört wird“, lässt den anschließenden Familientag mit so viel Spaß und spannenden Unternehmungen für die Kinder erst recht als etwas Besonderes erleben.

Was befindet sich auf der Kuppel des Schlosses? Ist es eine Wetterfahne, ein Hahn oder in Kreuz? Welcher berühmte dichtende Friedrich ging einmal hier zur Schule? War es Friedrich Dürrenmatt, Friedrich der Große oder Friedrich Schiller? Hat der Herzog mit Feder und Tinte, Kreide oder einem Kugelschreiber geschrieben? Wer fällt denn auf eine so dumme Frage herein? Noah, 13, und seine Schwester Leni, 10, haben jedenfalls alle Fragen, die bei der Kinder-Rallye rund um das Schloss gestellt wurden, richtig beantwortet und freuen sich auf eine überraschende Belohnung.

Kinder stellen wissbegierig ihre Fragen bei der Schlossführung

Und wie lebte man bei Herzogs einst im Schloss? „Nicht schlecht“, findet bewundernd der achtjährige Jonas. Auf eine Zeitreise, 250 Jahre zurück, nimmt die Schlossführerin Carla Orthmann ihre Gäste, viele Eltern mit Kindern. Sie führt sie durch die Beletage, öffnet Geheimtüren, verrät Geheimnisse und freut sich über Fragen: „Haben die damals Perücken getragen?“ Das will Johann vor dem Kinderbild des Herzogs mit weißen Haaren wissen. „Nein“, erfährt er, „Perücken waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schon out.“ Aber man habe die Haare weiß gepudert und mit einer Schleife zusammengebunden. Wie auch Friedrich Schiller seine Haare trug. Oder Mozart. Im Schlafzimmer, in dem auch der russische Zar nächtigte, entdeckt Louis im rußschwarzen Kamin einen Zugang: Aha, da konnten die Diener von außen einheizen. „Man kann hier auch Kindergeburtstag feiern, mit Kakao-Tafel und Verkleiden“, macht Carla Orthmann Lust auf noch mehr Nostalgie. Charlotte, Florentine und Leon, elf, neun und 13 Jahre alt, sind darin schon Experten: In historische Kostüme gewandet, machen sie die Vergangenheit fast so lebendig, dass man nicht erstaunt wäre, wenn der Herzog plötzlich huldvoll erschiene. Und man würde ihm wegen der Baukosten für das Schloss keine Vorwürfe machen.