Doppeltes Pech für Stuttgarts Turner: erst verpassten sie durch eine 18:44-Niederlage gegen Straubenhardt das Finale um die Meisterschaft, dann ließ auch ihr Star Fabian Hambüchen seine Zukunft beim MTV offen.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Die ABC-Inseln, Barbados oder auch Antigua – die Aussichten für Fabian Hambüchen sind sonnig. Schon bald startet er mit seinem besten Kumpel in eine zweiwöchige Karibikkreuzfahrt, danach beginnt dann die Vorbereitung auf die Olympiasaison 2016. Aufgrund der Reise wird er das Finale der Turn-Bundesliga am 5. Dezember in Karlsruhe verpassen.

 

Das ist für den MTV Stuttgart zumindest insofern einigermaßen verschmerzbar, da der Titelverteidiger dort nur um Platz drei turnen wird. Denn wegen des 18:44-Debakels am Samstag vor 1900 Zuschauern in der Scharrena im Spitzenduell mit der KTV Straubenhardt, bei dem auch alle zwölf Gerätepunkte an die Gäste gingen, fiel der amtierende Deutsche Meister zum Abschluss der regulären Saison noch vom ersten auf den dritten Platz zurück.

Die Ankündigung des Karlsruhe-Verzichts von Fabian Hambüchen führte intern schon vor dem Wettkampf zu Verdruss – und hinterher ließ der Star seine Zukunft beim MTV explizit offen: „Ich habe nichts unterschrieben für nächste Saison. Die Frage ist: was ist nach Rio für mich das beste, wo habe ich Lust drauf?“

Was macht Hambüchen nach Olympia?

Es hängt alles damit zusammen, ob und wie er seine Karriere nach Olympia in Brasilien fortsetzt, zumal die Bundesligasaison erst danach ausgetragen wird. Eine Rückkehr zur KTV Obere Lahn in seine hessischen Heimat ist beispielsweise vorstellbar. Die Stuttgarter werden jedoch um ihn kämpfen. „Wir greifen wieder an – und Fabian wird dabei sein“, sagte der MTV-Geschäftsführer Karsten Ewald. „Wir wollen den deutschen Meistertitel zurückhaben.“

Den Titel 2015 machen die KTV Straubenhardt und die TG Saar untereinander aus. Der MTV Stuttgart ist zwar punktgleich mit ihnen (alle 12:2 Zähler), aber aufgrund es schlechtesten Gerätepunkteverhältnisses der weinende Dritte. „Es war eine spannende Saison. Meine Mannschaft hat hier heute wirklich einen klasse Wettkampf gemacht“, sagte der KTV-Star Marcel Nguyen, der vergangene Saison noch für den MTV Stuttgart an die Geräte ging.

Die insgesamt fast fehlerlosen Gäste aus Straubenhardt dominierten von Anfang an. Am Boden setzten sie – nach einer Schweigeminute für die Terroropfer von Paris – gleich mit einem 9:3-Erfolg ein Ausrufezeichen, von da an entwickelte der Wettkampf eine Eigendynamik. Die Stuttgarter fanden nie den Anschluss, weil sie sich mehr als ein halbes Dutzend Patzer leisteten. Warum das so war? „Da müssen Sie die fragen, die die Fehler gemacht haben. Ich habe heute gut geturnt“, sagte Fabian Hambüchen.

Kapitän Krimmer will zu viel

Direkt nach der Halbzeitpause mit einem 7:20-Rückstand versuchte der MTV-Kapitän Sebastian Krimmer, am Sprungtisch eine Initialzündung auszulösen. Doch das misslang gründlich, er musste eine unfreiwillige Rolle rückwärts anfügen und seinem Gegner Anton Fokin vier Punkte überlassen. Als dann direkt danach auch noch Anton Wirt im Duell mit Marcel Nguyen ein weiterer Patzer unterlief und die Gastgeber mit 7:27 hinten lagen, war das schon die Vorentscheidung. „Mit insgesamt acht Fehlern geht es nicht – wir haben den Wettkampf selbst verschenkt“, sagte der Stuttgarter Trainer Valeri Belenki. „Heute war ein schwarzer Tag für uns.“

Besonders bei dem Nationalturner Sebastian Krimmer, sonst ein sehr verlässlicher Typ, klappte nur wenig. „Ich habe gesehen, dass die Jungs zweifeln, da wollte ich am Sprung vorangehen – so etwas ist mir eigentlich noch nie passiert“, sagte der geknickte 25-jährige Backnanger. Nach einer langen WM-Saison mit Bizepssehnenabriss und Innenbandriss im linken Fuß gingen ihm so ein bisschen die Kräfte aus. „Der Körper wollte nicht so, wie ich wollte. Ich kann es mir selbst nicht erklären“, sagte Sebastian Krimmer. „Wenn man am wichtigsten Tag nicht auf den Punkt fit ist, muss man halt das undankbare kleine Finale um Platz drei in Kauf nehmen.“